Organisation

Pressestelle

Festakt „50 Jahre Diözesansynode“ im Stift St. Georgen/Längsee: Bischof Marketz betont wichtige Vorreiterrolle der Katholischen Kirche für friedvolles Zusammenleben der beiden Volksgruppen in Kärnten

Erste Sitzung des Diözesanrates nach vier Jahren zum Schwerpunkt "synodaler Kirchenentwicklungsprozess"

Feierten 50 Jahre Diözesansynode: Bischof Marketz mit Andreas Lampichler (Deutsch-slowenischer Koordinationsausschuss), Direktorin Schneider-Brandauer, Festredner Till, Brina Kušej, Simon Lampichler, Valentin Inzko und Moderator Fritz, v. l.; Foto: Sonntag/Haab
Feierten 50 Jahre Diözesansynode: Bischof Marketz mit Andreas Lampichler (Deutsch-slowenischer Koordinationsausschuss), Direktorin Schneider-Brandauer, Festredner Till, Brina Kušej, Simon Lampichler, Valentin Inzko und Moderator Fritz, v. l.; Foto: Sonntag/Haab

Klagenfurt, 20.11.22 (pgk). Auf die wichtige Vorreiterrolle der Katholischen Kirche für das Zusammenleben der beiden Volksgruppen in Kärnten hat Diözesanbischof Dr. Josef Marketz am Freitag in seinen Grußworten beim Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum der Kärntner Diözesansynode im Stift St. Georgen/Längsee hingewiesen. Der Synodenbeschluss Nr. 33 mit dem Titel „Das Zusammenleben der Deutschen und Slowenen in der Kirche Kärntens“ sei 1972, so Bischof Marketz, „von den Delegierten mit großer Mehrheit gefasst worden, während gleichzeitig in Südkärnten von gewaltbereiten Landsleuten zweisprachige Ortstafeln entfernt wurden“. Bischof Marketz würdigte in diesem Zusammenhang den bei der Synode beschlossenen Koordinationsausschuss, „der auf synodale Art und Weise unter Einbeziehung aller betroffenen Menschen das Zusammenleben und die Zusammenarbeit von Christinnen und Christen der beiden Volksgruppen unterstützen sollte“. Die ersten beiden Vorsitzenden dieses Ausschusses, Valentin Inzko sen. und Ernst Waldstein, seien zwei „Botschafter der Versöhnung“ gewesen, „die aus der Kirchengeschichte Kärntens nicht mehr wegzudenken sind“. Viele Jahre lang seien sie von Pfarre zu Pfarre gewandert und hätten in den neu eingerichteten Pfarrgemeinderäten zwischen den Vertretern der beiden Volksgruppen vermittelt, um Versöhnung und Frieden herzustellen. Konflikte hätten Inzko und Waldstein dabei nicht unter den Teppich gekehrt - im Bewusstsein, dass an die Oberfläche gehört, was aufgearbeitet werden soll.
Von der Beharrlichkeit der beiden Laienvertreter könne heute gelernt werden, „dass Reformen und Neuausrichtungen auch und vielleicht gerade in der Kirche mühsam sind“, betonte der Kärntner Bischof. Das 1962 eröffnete Vatikanische Konzil leitete, so Bischof Marketz, „einen ungeheuren Wandlungsprozess in der Katholischen Kirche ein“. In diesem Zusammenhang nannte er die erneuerte Liturgie, die Stellung der Kirche in der säkularen Welt sowie die neue Beziehung zu christlichen Konfessionen und nichtchristlichen Religionen. In der 1972 abgehaltenen Diözesansynode sei dann in besonderer Weise spürbar geworden, „dass die Zeit vorbei ist, da die Kirche wesensmäßig hierarchisch verfasst war, deren Wahrheiten nicht hinterfragt werden durften, schon gar nicht durfte man daran etwas ändern“. Der Kärntner Bischof verwies auf ein ganz anderes Bild für Kirche, das sich auf dem Konzil durchsetzte, nämlich jenes der „Gemeinschaft des Gottesvolkes“.
In dieser Linie sehe er auch die Arbeit des neu konstituierten Diözesanrates und die von diesem Gremium mitverantwortete künftige Pastoral und Kirchenstruktur. Marketz riet dabei zu einem Blick „mit Gottes liebenden Augen“ und plädierte für eine Kirche, die von „Gift und Polemik“ absieht und „jenseits aller Spaltung in progressiv oder liberal und konservativ“ das Gemeinsame voranstellt. Der Bischof wörtlich: „Gott, befreie uns vom Kritisieren, von Unduldsamkeit, Härte und Wut. Das ist nicht nur eine Frage des Stils, sondern der Liebe.“
Seelsorgeamtsdirektorin Mag. Elisabeth Schneider-Brandauer, Direktorin des Bischöflichen Seelsorgeamtes und neue Geschäftsführende Vorsitzende des Diözesanrates, würdigte in ihren Grußworten "den bei der Diözesansynode aufgebrachten Mut zum Aufbruch". Diese Geschichte gelte es nun, so die Seelsorgeamtsdirektorin, fortzuschreiben.
Kirchenhistoriker Dr. Josef Till bezeichnete in seinem Festvortrag die Ergebnisse der von Kardinal Franz König und dem damaligen Gurker Bischof Joseph Köstner eröffneten Diözesansynode von 1972 als „Magna Charta" für die Katholische Kirche in Kärnten und als „Sternstunde“ in deren Geschichte. Gerade hinsichtlich der Gleichwertigkeit der beiden in Kärnten gesprochenen Sprachen sei „die Kirche der Politik um Jahre voraus“ gewesen.
Zeitzeugenberichte und Visionen für die Zukunft. Nach dem Festvortrag schilderten Josef Kopeinig, Rektor des Bildungshauses Sodalitas in Tainach/Tinje, und Msgr. Mag. Helmuth Gfrerer, früherer langjähriger Seelsorgeamtsdirektor und heutiger Pfarrer von Weißenstein, Kellerberg und Fresach, als Zeitzeugen und Teilnehmer der Diözesansynode ihre Eindrücke von der Diözesansynode. Die beiden Jugendlichen Simon Lampichler und Brina Kušej beschrieben ihre Assoziationen zur Diözesansynode und ihre Visionen von Kirche heute. Beim Festakt, der den Höhepunkt der konstituierenden Sitzung des Diözesanrates bildete, war u. a. auch der ehemalige langjährige Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, Dr. Valentin Inzko, Sohn von Valentin Inzko sen., anwesend. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt (Moderation: Mag. Maximilian Fritz, Referent für Pfarrgemeinden und Sekretär des Diözesanrates) von einem Vokalensemble unter der Leitung von Christina Hardt-Stremayr.
Erste Sitzung des Diözesanrates nach vier Jahren. Der Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum der Kärntner Diözesansynode bildete den Höhepunkt der konstituierenden Sitzung des Diözesanrates, der am Wochenende im Stift St. Georgen/Längsee erstmals nach fast vier Jahren sedisvakanz- und coronabedingter Pause in neuer Zusammensetzung tagte. Inhaltlicher Schwerpunkt der Sitzung war der synodale Kirchenentwicklungsprozess der Diözese Gurk. Im Rahmen der von Bischof Marketz initiierten Neukonzeption diözesaner Gremien wurden in den vergangenen zwei Jahren in der Projektgruppe "Diözesanrat neu" Besetzung und Aufgabenbereiche des Diözesanrates überarbeitet sowie ein neues Statut verfasst. Es sieht vor, dass das Gremium zukünftig noch stärker für die inhaltliche und strategische Ausrichtung der Seelsorge zuständig ist und "über pastorale Belange der Diözese berät und entscheidet".