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Engel, Hirten und das Kind in der Krippe: 20 Fragen (und Antworten) rund um das Weihnachtsfest

Darstellung der Geburt Christi, Flügelaltar, Deutsch-Ordenskirche Friesach. Foto „Geburt Christi“: Prof. Heinz Ellersdorfer
Darstellung der Geburt Christi, Flügelaltar, Deutsch-Ordenskirche Friesach. Foto „Geburt Christi“: Prof. Heinz Ellersdorfer

Klagenfurt, 19. 12. 19 (pgk). Weihnachten zählt mit Ostern und Pfingsten zu den zentralen Festen des Kirchenjahres. Untenstehende 20 Fragen (und Antworten) rund um das Geburtsfest Jesu gehen der Entstehung des Festes sowie dessen Inhalt und Bedeutung nach. Auch das vielfältige Brauchtum wird vorgestellt.
1) Was feiern Christinnen und Christen zu Weihnachten?
Zu Weihnachten feiern Christinnen und Christen die Geburt Jesu und somit die Menschwerdung Gottes. Gott wird im Kind von Bethlehem Mensch und bringt den Menschen das Heil, wie der Name Jesus übersetzt werden kann: „Gott heilt, Gott rettet“. Weihnachten ist somit der Beginn des Heils weges Gottes für uns Menschen, der Anfang des Festes der Erlösung, des Friedens und der Liebe.
2) Woher stammt die Bezeichnung „Weihnachten“?
Eigentlich leitet das Weihnachtsfest seinen Namen von der alten Festtagsbezeichnung für das Christfest, nämlich „Geburtstag unseres Herrn Jesus Christus“ (lat.: nativitas Domini), ab. Der Begriff „Weihnachten“ entstand um 1150 und stammt aus dem Mittelhochdeutschen „ze den wihen nahten“, was so viel bedeutet wie „zu den geweihten, heiligen Nächten“. Aus dieser Bezeichnung ging der Begriff des „Heiligen Abends“, des Vorabends des Festes der Geburt Jesu, hervor.
3) Wann genau ist der Geburtstag Jesu?
Christen feiern den Geburtstag Jesu am Christtag, dem 25. Dezember. Der historisch exakte Tag der Geburt Jesu ist allerdings unbekannt, da für die ersten Christengenerationen die historisch genaue Festlegung dieses Tages eher unbedeutend gewesen zu sein scheint und die Feier der Epiphanie, der Erscheinung des Lichts, im Blickpunkt war, zudem stand die Feier der Auferstehung Jesu für sie im Mittelpunkt der Verkündigung. Warum der 25. Dezember zum Termin für das Weihnachtsfest und somit als Geburtstag Jesu gewählt wurde, wird von Fachleuten unterschiedlich beantwortet. So geht eine Theorie davon aus, dass die römische Kirche das Fest der Geburt Christi am 25. Dezember bewusst dem heidnischen Fest der Wintersonnenwende, das am selben Tag gefeiert wurde, gegenüberstellen wollte. Die Römer feierten an diesem Tag nämlich ihren Sonnengott „Sol invictus“. Für Christen war jedoch mit der Geburt Jesu „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“, in die Welt gekommen, weshalb Jesus auch als „Sonne der Gerechtigkeit“ und als „Licht der Welt“ bezeichnet wird.
Eine zweite Theorie meint, dass christliche Theologen schon im 3. Jahrhundert den im Evangelium nicht genannten Geburtstag Christi am 25. Dezember berechneten, weil man vom 25. März (Hochfest der Verkündigung des Herrn) als Tag seiner Empfängnis ausging. Historisch ist seit dem 4. Jh. das Weihnachtsfest mit diesem Datum bezeugt.
4) Wo wurde Jesus geboren?
Bethlehem, eine Stadt fünf Kilometer nördlich von Jerusalem und Geburtsort des Königs David, ist nach biblischer Tradition der Ort, woraus der Messias hervorgehen wird (2 Sam 7). Die Evangelisten nennen übereinstimmend Betlehem („Haus des Brotes“) als Geburtsort Jesu. Nazareth hingegen ist der Heimatort Jesu, der deswegen auch Nazaräer genannt wird. Mit diesem Wort ist auch die Abstammung Jesu vom Spross, hebräisch „nezer“, aus der Wurzel Jesse gemeint. Das Wort lebt im Hebräischen „nozri“ für „Christen“ weiter.
5) Seit wann wird das Weihnachtsfest gefeiert?
Das Weihnachtsfest ist neben Ostern eines der ältesten kirchlichen Feste. So gilt eine Feier des Geburtsfestes Jesu am 25. Dezember in der römischen Stadtliturgie bereits im Jahr 336 als historisch gesichert.
6) Was ist eine Christmette?
Die Christmette in der „Heiligen Nacht“ von 24. auf 25. Dezember ist die nächtliche Liturgie des Weihnachtsfestes. Das Wort „Mette“ ist eine Ableitung vom Lateinischen „hora matutina“ und bezeichnet das nächtliche Gotteslob der Kirche. Nach der liturgischen Regel, dass alle großen Feste eine so genannte Vigil, eine Nachtwache, aufweisen müssen, in der man sich wachend und betend auf das zu feiernde Festereignis vorbereitet, begann man das Fest mit der „Matutin“ (= nächtliches Stundengebet, Mette) zu feiern. Im Lauf der Zeit rückte die Mette zeitlich näher zum Abend des 24. Dezember vor, was die Vorverlegung der häuslichen Feier auf den so genannten „Heiligen Abend“ zur Folge hatte.
7) Was ist das biblische Weihnachtsevangelium?
Die Evangelisten Matthäus und Lukas berichten in unterschiedlichen Perspektiven im Neuen Testament über die Ereignisse vor, bei und bald nach der Geburt Jesu. Im Evangelium des Lukas wird der größte Teil der Kindheitsgeschichten Jesu beschrieben, woraus sich größtenteils unsere Weihnachtserzählung nährt.
Als Weihnachtsevangelium wird das Kapitel 2 des Lukasevangeliums (Lk 2,1–20) „Die Geburt Jesu“ bezeichnet. Es wird traditionell am Heiligen Abend in den Kirchen und auch zu Hause bei den familiären Feiern verlesen.
8) Welche Bedeutung haben Engel zu Weihnachten?
Das Wort „Engel“ stammt vom griechischen Wort „Angelos“, das ebenso wie das entsprechende hebräische Wort „Bote“ bedeutet. Engel haben wichtige Funktionen in zahlreichen Schriften der Bibel. Oft unerkannt, sind sie Boten von Gottes Wort im menschlichen Alltag, begleiten einzelne Menschen und das Volk Gottes in die Freiheit hinein oder führen Gottes Befehle in der Welt aus. Der Erzengel Gabriel verkündet Zacharias die Geburt des Johannes (Lk 1,13) und überbringt Maria die Botschaft, dass sie einen Sohn gebären wird, dem sie den Namen Jesus geben soll (Lk 1,31). Im Weihnachtsevangelium erscheint den Hirten auf den Feldern vor Bethlehem ein Engel, der ihnen die Geburt Christi verkündet.
9) Wer waren die Heiligen Drei Könige?
Das Matthäus-Evangelium berichtet von Sterndeutern („Magoi“, woraus sich unser Wort Magier ableitet), also sternkundigen Weisen, die einer Sternkonstellation folgend über Jerusalem nach Bethlehem kamen, um dem neugeborenen Jesuskind zu huldigen, wie es die Bibel voraussagt (Num 24,17). Historiker und Exegeten sind gleichermaßen überzeugt davon, dass es sich bei diesen Männern um sehr geübte Himmelsbeobachter gehandelt haben muss. Während die Luther-Bibel von „Weisen aus dem Morgenland“ spricht, wird in der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift das griechische Wort „magoi“ mit „Sterndeuter“ übersetzt. Die Dreizahl der Sterndeuter geht ebenso wie deren adelige Herkunft auf eine umfangreiche Legendenbildung zurück, die im 3. Jahrhundert bereits ihren Anfang nahm. Die Anzahl und Wertigkeit der Gaben, die die Sterndeuter dem Jesuskind überbracht haben sollen – Gold, Weihrauch und Myrrhe – verweisen auf biblische Bezüge (Numeri 24,17 verweist darauf, dass alle Völker den Gott Israels anbeten werden, weitere Stellen Jeremia 6,20, Ezechiel 27,22. Die Kirchenväter sahen darin das Sinnbild des Königtums (Gold), des einzig Heiligen (Weihrauch) und der Passion (Myrrhe) und wurden zum Grund für zahlreiche Legendenbildungen. Die in der Westkirche verbreiteten Namen Caspar, Melchior und Balthasar werden erstmals in Legenden des 6. Jahrhunderts erwähnt.
Die Buchstaben „C+M+B“, die die Sternsinger heute bei ihren Besuchen an die Türen schreiben, stehen übrigens nicht für die Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei Könige, sondern sind eine Abkürzung für den alten Segensspruch „Christus mansionem benedicat“ – „Christus, segne dieses Haus“.
10) Warum gilt der Stern als weihnachtliches Symbol?
Der Stern zählt zu den ältesten Weihnachtssymbolen und dient als Symbol für Orientierungshilfe in dunkler Zeit. Schon das Matthäus-Evangelium berichtet von Magiern, Sterndeutern, die einer Sternkonstellation folgten. Bei diesem „Stern von Bethlehem“ – auch „Weihnachtsstern“ oder „Stern der Weisen“ genannt – dürfte es sich um eine besondere astronomische Erscheinung in zeitlicher Nähe zur Geburt Jesu gehandelt haben, die jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist. Seit der Spätantike bezogen astronomische und astrologische Theorien den „Stern von Bethlehem“ auf verschiedene vor der Zeitenwende sichtbare Himmelsphänomene wie zum Beispiel den Halleyschen Kometen, eine Große Konjunktion im Sternbild Fische, eine komplexe Konstellation von Sonne, Jupiter, Venus und Mond im Sternbild Widder, einen unbekannten anderen Kometen bzw. eine Nova oder zwei verschiedene Konjunktionen von Venus und Jupiter. Wissenschaftlich belegt werden konnte keine dieser Theorien.
11) Warum werden in unserem Kulturkreis Christbäume aufgestellt und was bedeuten sie?
Der Christbaum oder Weihnachtsbaum wurde im Laufe der Jahrhunderte zum wohl bekanntesten und beliebtesten Symbol von Weihnachten. Der Baum ist ein uraltes Lebenssymbol und gilt als Zeichen der Fruchtbarkeit und des Wachstums. Schon im Mittelalter schmückten die Menschen ihre Wohnstätten mit immergrünen Zweigen von Fichte, Tanne, Kiefer, Eibe, Wacholder oder Mistel. Die Lebenskraft, die in den Pflanzen steckte, galt als Zeichen der Hoffnung auf ein Wiedererwachen der Natur, als Symbol des Lebens.
Als frühester Beleg für einen mit Sternen und Lichtern geschmückten Baum gilt ein Kupferstich aus dem Jahr 1509. Später begann man, diesen Tannenbaum oder Tannenzweige am Weihnachtsabend mit Festtagsgebäck, Äpfeln und Kerzen zu schmücken. In Österreich ist der Christbaum erstmals während des Wiener Kongresses 1814 aktenkundig bezeugt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand der Christbaum in den christlichen Kirchen und vielen Familien Einzug. Die Kerzen am Weihnachtsbaum sollen übrigens deutlich machen, dass mit der Geburt Jesu das Dunkel der Welt erhellt wird.
12) Wie entstand die Tradition der Weihnachtskrippen?
Man geht davon aus, dass Papst Liberius Mitte des 4. Jahrhunderts in Rom eine Basilika mit einer Krippenkapelle errichten ließ. Nach 432 erbaute man nahe dieser Stelle S. Maria Maggiore, wo man Holzstücke aufbewahrte, die angeblich von der Krippe Jesu stammen sollten. Wahrscheinlich ist an dieser Stelle in den Weihnachtstagen auch die erste dreidimensionale Krippe gestanden. Seit jener Zeit ist es in S. Maria Maggiore üblich, die Geburt Jesu Christi in Form einer Krippe mit einem in Windeln gewickelten Kind zu zeigen. Daraus entwickelte sich der Brauch, als Nachbildung der Geburtsszene Christi neben dem Altar eine Krippe aufzustellen.
Der heilige Franz von Assisi hielt 1223 in Greccio (Italien) die erste Krippenfeier mit lebenden Tieren ab. Im mittelalterlichen Italien wurden geschnitzte oder wächserne Jesuskinder auf den Altar gelegt. Der Einzug der „Bambini“ in die Nonnenklöster ist für das 14. Jahrhundert belegt. Im 15. Jahrhundert begann die Wallfahrt zum „Bambino“ im Franziskanerkloster am römischen Kapitol als Gnadenort. Weitere Bambino-Gnadenorte entwickelten sich in der Barockzeit. Die wohl berühmteste dieser Gnadenfiguren ist das „Prager Jesulein“ aus dem Karmelitinnenkloster Maria Vicotoria aus dem Jahr 1628. Eine europaweite Verbreitung fand die Weihnachtskrippe ab dem 16. Jahrhundert durch die Jesuiten. Die erste Krippe des Ordens stand um 1560 in einem Kloster in Portugal. Das deutsche Wort „Krippe“ stammt übrigens aus dem indogermanischen und bezeichnete zunächst einen geflochtenen Futtertrog bzw. Korb.
13) Warum kommen Ochs und Esel im Weihnachtsevangelium nicht vor, gehören aber meistens trotzdem zur Krippe?
Wenn man die gängigen Krippendarstellungen zu Weihnachten vor Augen hat und dann das Weihnachtsevangelium liest oder hört, dann fragt man sich zu Recht, wo denn Ochs und Esel eigentlich herkommen. Im Evangelium jedenfalls werden sie nicht erwähnt. Sie werden oft mit einem Wort des Propheten Jesaja in Verbindung gebracht: „Hört, ihr Himmel, horch auf, Erde! Denn der HERR hat gesprochen: Ich habe Söhne großgezogen und emporgebracht, doch sie sind mir abtrünnig geworden. Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“ (Jes 1,2 f.). Auf den ersten Illustrationen des Weihnachtsevangeliums ist zumeist nur das Jesuskind mit Ochs und Esel in der Krippe zu sehen. Auffallend ist dabei nicht nur, dass Maria und Josef fehlen, sondern mit Ochs und Esel Tiere auftauchen, die im Neuen Testament nirgends erwähnt werden. Die Darstellung des Jesuskindes mit Ochs und Esel ist ein Hinweis auf den Ursprung des Christentums im Judentum und steht für die Kontinuität des Handelns Gottes im Alten wie im Neuen Bund. Von Ochs und Esel erzählen auch die so genannten „apokryphen“ Evangelien, also jene Texte, die nicht im Kanon der Schriften des Neuen Testaments aufscheinen.
14) Warum beschenken wir uns zu Weihnachten?
Eigentlicher Grund für die Geschenke zu Weihnachten ist das Jesuskind in der Krippe, das Geschenk Gottes an die Welt. Einen „Kinderbeschenktag“ gab es schon im frühen Mittelalter, allerdings zunächst am 28. Dezember, dem Tag der unschuldigen Kinder. Durch die aufkommende Nikolausverehrung setzte sich im 14. Jahrhundert allerdings der 6. Dezember, der Festtag des heiligen Nikolaus, als Datum für den Kinderbeschenktag durch. In manchen Gegenden war der Nikolaustag den Jungen vorbehalten. Die Mädchen hingegen wurden am 13. Dezember, dem Festtag der heiligen Lucia, beschenkt.
Nach der Reformation wurde durch Martin Luther ein neuer Tag gesucht, der als Geschenktag auf das größte Geschenk des Glaubens hinweisen soll: auf den Christtag. So wurde in protestantischen Gebieten der 24. bzw. 25. Dezember als Geschenktag festgelegt. Erst nach 1900 wurde der Kinderbeschenktag konfessionsübergreifend auf den Heiligen Abend verlegt.
15) Warum spricht man umgangssprachlich von „Bescherung“?
Der nur im deutschen gebräuchliche Terminus „Bescherung“ ist vom mittelhochdeutschen Wort „beschern“ abgeleitet, das „zuteilen“ oder „verhängen“ bedeutet. Verwendet wurde der Begriff meist in Verbindung mit Gott oder Schicksal. Weil die Geschenke zu Weihnachten als „Geschenke des Christkinds“ gedeutet wurden, wurde die Bezeichnung „Bescherung“ für die Beschenkung am Hl. Abend verwendet.
16) Was sind „Rau(c)hnächte“?
Der alte Volksglaube zählte ursprünglich die zwölf Tage, beginnend mit dem ursprünglichen Thomastag am 21. Dezember bis zum Fest Epiphanie am 6. Jänner, also zwischen Weihnachten und Dreikönig („Zwölftnächte“) zu den so genannten „Rauh- oder Rauchnächten“, weil in diesen Nächten durch den heidnischen Brauch des „Räucherns“ die „bösen Mächte“ aus Haus und Stall vertrieben wurden. Heute wird der Brauch des Räucherns noch an drei dieser ursprünglich zwölf Rau(c)hnächte ausgeübt, nämlich an den drei heiligen Abenden am 24. Dezember, dem Silvesterabend und dem Abend vor Dreikönig.
17) Was bedeutet das Räuchern nach christlichem Verständnis?
Die Weihnachtsfeiertage sind mit viel Brauchtum verbunden, das auch heidnische Wurzeln aufweist. An den so genannten heiligen drei Abenden (Hl. Abend, Silvester und der Abend vor Dreikönig) ist es vor allem im ländlichen Gebiet Brauch, Haus und Hof mit Weihwasser zu besprengen und mit Weihrauch, Speik oder anderen Kräutern, die auf glühende Kohle gelegt werden, zu beräuchern. Dieser Brauch des Segnens von Haus und Hof mit Weihrauch zur Bitte an Gott um Schutz für Mensch und Tier wird als Räuchern bezeichnet. Nach altem Brauch hält man in der Heiligen Nacht auch eine sogenannte Nachtwache. Mancherorts lässt man in dieser Nacht eine Kerze oder das Licht brennen.
18) Welchen Ursprung hat das „Pisnen“ bzw. „Tschappen“ am 28. Dezember, dem so genannten „Tag der Unschuldigen Kinder“?
Der Kindermord zu Bethlehem ist der Inhalt des Gedenkens am 28. Dezember, dem „Fest der Unschuldigen Kinder“, der von Matthäus den bilbischen Bezug zur Kindheitsgeschichte des Propheten Mose in Ägypten herstellt. Dem Evangelium nach Matthäus zufolge ließ Herodes alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem töten, damit im dort geborenen Kind, dem „König der Juden“, keine Konkurrenz erwachse. In Kärnten ziehen an diesem Tag Kinder von Haus zu Haus und wünschen beim sogenannten „Pisnen“ oder „Tschappen“ Gesundheit und Glück für das Neue Jahr. Dieser Brauch ist eine Mischung von heidnischem Brauchtum, in dem die Rute als „Lebens- und Glücksrute“ gilt, einerseits und Prägung durch christliche Gedanken andererseits.
19) Welche kirchlichen Bräuche werden außerdem rund um das Weihnachtsfest begangen?
Die Pferdesegnungen mit anschließendem Stefanireiten zum Gedenken an den ersten Märtyrer und Diakon, den hl. Stephanus, erinnern am 26. Dezember daran, dass auch Tiere Geschöpfe Gottes sind und Christsein auch Opferbereitschaft und Märtyrertum bedeuten kann. Wieso der heilige Erzmärtyrer zum Patron der Pferde wurde, ist nicht vollständig ergründet. Das Pferd galt bei vielen Völkern als „heiliges“ Tier. Da sein Fest um dieselbe Winterzeit wie das des nach heidnischem Glauben reitenden Wodan gefeiert wurde, sollte Stephanus vielleicht den heidnischen Gott entgegen gestellt sein und kam so in Verbindung mit dem Wotanspferd. Am 27. Dezember feiert die Kirche das Fest des Apostels und Evangelisten Johannes, des Lieblingsjüngers Jesu. In vielen Kärntner Pfarren wird an diesem Tag der „Johannes-Wein“ gesegnet. Der Brauch geht auf eine Legende zurück, wonach der Apostel Johannes von Feinden durch vergifteten Wein ermordet werden sollte.
20) Wann endet der Weihnachtsfestkreis?
Der Weihnachtsfestkreis, der mit dem ersten Adventssonntag begonnen hat, endet mit dem Fest der Taufe des Herrn am Sonntag nach dem 6. Jänner, der Erscheinung des Herrn (Epiphanie), also heuer am 12. Jänner. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) galt das Fest „Darstellung des Herrn“ („Maria Lichtmess“) am 2. Februar, 40 Tage nach der Geburt Christi, als Abschluss der Weihnachtszeit.