Bischof Schwarz: Vielfalt der Sprachen und Kulturen ist Bereicherung
Tainach/Tinje: Prominent besetzte Podiumsdiskussion bildete Abschluss eines Schulprojektes

Klagenfurt, 24. 6. 13 (pgk). Auf die Rolle der Katholischen Kirche für das Zusammenleben der Volksgruppen in Kärnten hat Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz kürzlich bei einer prominent besetzten Podiumsdiskussion zum Thema „Getrennte Wege / Gemeinsame Zukunft. Ločene poti / skupna prihodnost“ im Katholischen Bildungshaus Sodalitas in Tainach/Tinje hingewiesen. „Die Katholische Kirche in Kärnten spricht, betet und feiert in zwei Sprachen“, so Bischof Schwarz. Die „lebendige Vielfalt der Sprachen, der Kulturen und der Volksfrömmigkeit in Kärnten“ sei eine „große Bereicherung“, die er, so der Kärntner Bischof, wertschätze und fördere. In diesem Zusammenhang verwies Bischof Schwarz auf die Beschlüsse der Kärntner Diözesansynode, die ein Dokument über das Zusammenleben der Volksgruppen in Kärnten verabschiedet hat, und die Bemühungen der Kirche im Rahmen der Ortstafelfrage. „Slowenisch ist in der Diözese Gurk keine Fremdsprache, sondern Muttersprache vieler Kärntnerinnen und Kärntner“, betonte Bischof Schwarz und appellierte dazu, „das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen“. Es gehe um ein friedvolles Miteinander, bei dem der Mensch im Vordergrund stehe, unabhängig davon, welche Sprache er spreche. Sprache dürfe nicht als „Mittel der Macht und der Ausgrenzung“ eingesetzt werden, sondern sei ein Mittel der Kommunikation. Muttersprache sei „immer auch eine Sache der Emotion und des Herzens“, sagte der Kärntner Bischof. Es sei ihm daher ein besonderes Anliegen gewesen, sich bei der hl. Messe anlässlich des 70. Jahrestages der Vertreibung der Kärntner Slowenen im April des Vorjahres im Klagenfurter Dom für das Verhalten der Katholischen Kirche gegenüber den ausgesiedelten Slowenen zu entschuldigen. „Die Kirche steht zu ihren Fehlern im Umgang mit Minderheiten. Es geht nicht darum, zu vergessen oder etwas ungeschehen machen zu wollen, sondern darum, Versöhnung zu stiften und offen aufeinander zuzugehen“, so Bischof Schwarz.
Mit Blick auf das Schulprojekt hob der Kärntner Bischof die starke Verankerung der Katholischen Kirche Kärnten in der Gesellschaft vor allem als Bildungsträgerin hervor und betonte die Notwendigkeit von „politischer Bildung, interkultureller und interreligiöser Kompetenz“. Der Kärntner Bischof ermutigte die Jugendlichen, „sich weiterhin am politischen Diskurs aktiv zu beteiligen und sich als Christinnen und Christen in Politik und Gesellschaft zu engagieren“.
Dr. Valentin Inzko, Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina und Vorsitzender des Rates der Kärntner Slowenen, verwies in seinem Statement ebenfalls auf die Kärntner Diözesansynode, mit deren Beschlüsse die „Kirche in Kärnten der Politik damals um Jahrzehnte voraus war“. Mit Blick auf seine Arbeit in Bosnien und die Unterdrückung der Minderheiten dort appellierte Inzko an die Politiker „sich weniger auf ihre Vorteile und die Wiederwahl zu konzentrieren, sondern mehr um die Menschen zu kümmern“.
Dr. Clemens Koja, österreichischer Botschafter in Slowenien, verwies in seinem Statement auf das „neue und positive Klima“ zwischen Österreich und Slowenien. Er setze sich als Botschafter, so Koja, „auf vielfältigen Ebenen für die Versöhnung der Völker und das gute Miteinander zwischen den Staaten ein“. Dazu würde die wirtschaftliche Ebene genauso zählen wie beispielsweise die kulturelle, humanitäre und wissenschaftliche.
Mag. Ulrike Lunacek, Mitglied im Europäischen Parlament, betonte, dass „ethnische Minderheiten innerhalb der EU gleichberechtigt sein müssen, auch was das Sprachliche anbelangt“ und ermutigte dazu, die „spannende Herausforderung“ anzunehmen, „das Gemeinsame in der Vielfalt zu finden“.
Bundesrätin Mag. Ana Blatnik, die in Vertretung des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser teilnahm, sprach sich als Kärntner Slowenin für „lebendige Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ aus und bezeichnete das Schulprojekt als ein „nachhaltiges Projekt, das Vertrauen aufbaut und das Miteinander fördert“.
Dr. Boris Jesih, slowenischer Staatssekretär für Auslandsslowenen, gab einen Einblick in die Lage der slowenischen Volksgruppen innerhalb Europas. Er stelle europaweit eine „positive Entwicklung“ fest und blicke optimistisch in die Zukunft. Als ein positives Beispiel nannte Jesih die Lösung in der Kärntner Ortstafelfrage. Er sei optimistisch, so der slowenische Staatssekretär, dass sich die künftigen Generationen „zum gemeinsamen Wohl vereinen und an einem Strang ziehen werden“. Das Schulprojekt in Tainach sei ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung.
Rudolf Altersberger, amtsführender Präsident des Landesschulrates Kärnten, verwies auf die große Bedeutung von politischer Bildung und interkultureller Kompetenz. „Wir brauchen mündige Staatsbürger, die Werte vermitteln, gegen Vorurteile kämpfen, Verständnis für andere Volksgruppen haben und die Vielfalt annehmen“, so Altersberger.
Roman Gruden, stellvertretender Leiter der Abteilung für internationale Zusammenarbeit und europäische Angelegenheiten im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Sport in Slowenien, und Matija Vilfan, Direktor des Amtes für Weiterbildung im Ministerium, zeigten sich beeindruckt vom Schulprojekt und dem Engagement der Jugendlichen. Es sei ein gelungenes Beispiel, wie man „aktives Staatsbürgertum proaktiv außerhalb der Staatsgrenzen umsetzt“, so Gruden.
Die Podiumsdiskussion im Bildungshaus Tainach/Tinje bildete den Höhepunkt und Abschluss eines dreitägigen, grenzüberschreitenden Schulprojektes zum Thema „Getrennte Wege/Gemeinsame Zukunft. Ločene poti /skupna prihodnost“, bei dem sich rund 80 Gymnasialschülerinnen und –schüler aus Kärnten und Slowenien mit der gemeinsamen Geschichte Kärntens und Sloweniens sowie der Thematik der Zweisprachigkeit und kultureller Vielfalt beschäftigt und in Workshops Perspektiven für die Zukunft erarbeitet haben.
Organisiert und durchgeführt wurde das Projekt von der Katholischen Kirche Kärnten / Katoliška Cerkev Koroška, dem Ministerium für Auslandsslowenen in Slowenien und dem katholischen Bildungshaus Tainach/Tinje in Kooperation mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und dem Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz. Projektleiter war Univ.-Ass. MMag. Jürgen Pirker von der Universität Graz. Unterstützt wurde er in der Organisation seitens der Katholischen Kirche Kärnten von Andrea Enzinger, BA.MA., und Martin Pandel vom Bildungshaus Sodalitas.