Bischof Schwarz für mehr Zivilcourage im Alltag
Eröffnung der Ausstellung "Die Gerechten" in Klagenfurt
Klagenfurt, 13. 2. 15 (pgk). Als „wichtigen Dienst gegen das Vergessen“ bezeichnete Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz die Ausstellung „Die Gerechten. Courage ist eine Frage der Entscheidung“ bei der Vernissage im Haus am Dom im Klagenfurt, an der VertreterInnen aus Kirche, Politik, Wissenschaft und dem öffentlichen Leben teilnahmen. Die Zeit des Nationalsozialismus sei, so der Kärntner Bischof, „ein Meer aus menschlichem Versagen und Schuld“ gewesen, das nicht vergessen werden dürfe. Die Ausstellung zeige „in beeindruckender und berührender Weise“, dass es in diesem Meer des Versagens „auch Menschen gegeben hat, die sich der Bestialität widersetzt haben“, obwohl, so Bischof Schwarz weiter, „es einfach zu wenige waren“. Zivilcourage sei auch heute in besonderer Weise gefordert. „Zivilcourage heißt hinschauen statt wegschauen, sich aktiv einmischen statt passiv bleiben, sich wehren statt zu dulden, eingreifen statt davon zu laufen, Betroffenheit statt Gleichgültigkeit“, betonte der Kärntner Bischof und verwies in diesem Zusammenhang auf die gebürtige Metnitztalerin Maria Stromberger, die „durch ihre von christlicher Nächstenliebe getragenen Hilfsaktionen für die Insassen zum ´Engel von Auschwitz´ wurde“. Auch Jesus sei ein Mensch gewesen, „der zivilcouragiert gehandelt und sich für Menschen stark gemacht hat, für die sich sonst niemand eingesetzt hat“, sagte Bischof Schwarz und ermutigte dazu, „das eigene Handeln am Handeln Jesu auszurichten“. Bischof Schwarz dankte allen an der Ausstellung Beteiligten für deren „wichtiges Engagement“ und die Organisation und Umsetzung in Klagenfurt. Er hoffe, so Bischof Schwarz, dass zahlreiche Menschen und vor allem auch viele Schülerinnen und Schüler die Ausstellung besuchen. Keine Träne, kein Leid sei Vergessen. „Aber ebenso wenig das viele stille verborgene Gute, das es inmitten des Grauens gegeben hat und das es immer geben wird“, sagte Bischof Schwarz und rief dazu auf, „den eigenen Mut zu stärken und Freunde der Gerechten zu sein“.
Die beiden Hauptverantwortlichen für die Ausstellung, „Friends of Yad Vashem Austria“-Generalsekretärin Ulrike Schuster und Vorstand Günther Schuster betonten das Anliegen der Ausstellung, „die Namen von mutigen ÖsterreicherInnen bekannt zu machen, die unter lebensgefährlichen Umständen Anderen das Leben gerettet haben und trotz der Gefahr ihre Mitmenschlichkeit bewahrten“. Auch heute brauche es, so Generalsekretärin Schuster, „Menschen, die sich Ungerechtigkeiten entgegensetzen“.
Einer der beiden Kuratoren der Ausstellung, Univ.-Prof. Dr. Albert Lichtblau (Universität Salzburg), bezeichnete „Menschlichkeit und vor allem Mitmenschlichkeit“ als entscheidende Aspekte der Ausstellung. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, mit der Ausstellung auch den Bogen in die Gegenwart zu spannen. „Zivilcourage ist auch heute aktuell und betrifft jeden im Alltag“, so Lichtblau.
Die 83-jährige Angelica Bäumer, die als Kind vom Salzburger Pfarrer Balthasar Linsinger vor den Nationalsozialisten gerettet wurde, gab Einblicke in ihre persönliche Geschichte und betonte: „Es ist höchste Zeit, aus der Geschichte Schlüsse zu ziehen.“ „Es braucht eine Sensibilisierung des Gewissens, Unrecht zu erkennen, und den Mut, sich gegen dieses Unrecht dann auch zu wehren.“
Die Ausstellung „Die Gerechten. Courage ist eine Frage der Entscheidung“ der „Friends of Yad Vashem Austria“ im Haus am Dom in Klagenfurt (Domplatz 1/3. Stock) ist bis 6. April von 10 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Mit der Ausstellung werden die Leistungen jener Menschen, die während der NS-Zeit Jüdinnen und Juden das Leben retteten und dafür mit dem israelischen Ehrentitel „Gerechte/r unter den Völkern“ ausgezeichnet wurden, in den Mittelpunkt gestellt. Neben bekannten internationalen „Gerechten“ wie z. B. Oskar Schindler lenkt die Ausstellung erstmals auch besonderes Augenmerk auf die couragierten Leistungen der knapp 100 Österreicherinnen und Österreicher, die in der Zeit von 1938 bis 1945 Jüdinnen und Juden das Leben retteten, wie z. B. der Salzburger Pfarrer Balthasar Linsinger. Auch dem „Engel von Auschwitz“, der gebürtigen Metnitztalerin Maria Stromberger, wird in dieser Ausstellung gedacht. Die Ausstellung stellt diese couragierten Menschen vor und beschreibt die Relevanz ihrer Geschichte für die Gegenwart. Die Frage nach Möglichkeiten und Grenzen von Zivilcourage im Nationalsozialismus fungiert als Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung, die mit Blick auf konkrete Alltagssituationen und Handlungsspielräume neue Zugänge zur NS-Zeit mit dem heutigen Zusammenleben in Europa verbindet.