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17. Jänner, Tag des Judentums: Neuer Folder zu einer das Judentum abwertenden Darstellung in der Stiftskirche Millstatt

Veranstaltungen in Klagenfurt und Wolfsberg

Klagenfurt, 10. 1. 24 (pgk). Christinnen und Christen begehen seit dem Jahr 2000 auf Initiative des „Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich“ (ÖRKÖ) österreichweit jährlich am 17. Jänner den „Tag des Judentums“. Zentrales Anliegen dieses Gedenktages ist es, „dass sich Christen und Christinnen gemeinsam auf ihre jüdische Wurzel besinnen", heißt es wörtlich in einer aktuellen Erklärung des ÖRKÖ. Weiters steht auch das Gedenken an von Christen an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrechts im Mittelpunkt des „Tages des Judentums“. Dazu gehört auch die kritische Auseinandersetzung mit antisemitischen bzw. problematischen Darstellungen in Kirchen.

Die Theologen Einspieler (l.) und Kapeller (r.) mit Pfarrer P. Slawomir Czulak SCJ vor der Wandmalerei in Millstatt; Foto: KhKronawetter/Internetredaktion
Die Theologen Einspieler (l.) und Kapeller (r.) mit Pfarrer P. Slawomir Czulak SCJ vor der Wandmalerei in Millstatt; Foto: KhKronawetter/Internetredaktion

Neuer Folder zu Wandmalerei in Stiftskirche Millstatt

Anlässlich des diesjährigen „Tages des Judentums“ hat die Katholische Kirche Kärnten gemeinsam mit der Pfarre Millstatt einen Folder herausgegeben, der eine das Judentum abwertende Darstellung in einer Wandmalerei, datiert in die Zeit um 1430, am zweiten südlichen Pfeiler des Hauptschiffs der Stiftskirche Millstatt thematisiert. Außerdem weist unter dieser Wandmalerei ein Informations-Ständer auf die Botschaft des Bildes hin, der Kirchenführer der Pfarre wird durch ein entsprechendes Einlegeblatt zur Wandmalerei ergänzt, und ein Video auf der diözesanen Website erklärt die Problematik der Malerei. Die Initiative zum Folder stammt ebenso wie die inhaltliche Aufbereitung von den beiden Kärntner Theologen Mag. Klaus Einspieler (Leiter der Stabsstelle „Bibel und Liturgie“) und Dr. Michael Kapeller (Geschäftsführender Leiter des Instituts für kirchliche Ämter und Dienste), die bereits im Vorjahr einen solchen Folder zum Fresko „Lebendes Kreuz“ von Thomas von Villach in der Pfarrkirche Thörl-Maglern herausgegeben haben.
Mit Blick auf aktuelle Ereignisse und zunehmende antisemitische Tendenzen sei es, so die beiden Theologen, „umso wichtiger, sich auch mit antijüdischen Kunstwerken aktiv auseinanderzusetzen“. Die Geschichte und was sie hervorgebracht habe, könne nicht ungeschehen gemacht werden, „wohl aber können wir die Schattenseiten zur Sprache bringen, um daraus zu lernen“, betonen Einspieler und Kapeller. Bilder können eine subtile Wirkung entfalten und hätten so auch Einfluss auf die Sichtweise des Judentums. „In der Art, wie in dieser Wandmalerei Dinge geordnet, einander zugeordnet oder in Opposition zueinander gestellt werden, wird Theologie betrieben und es kommt zu einer Interpretation, die bei genauer Analyse ein abwertendes und negatives Bild des Judentums vermittelt“, so die Theologen. „Die Wandmalerei vermittelt die Botschaft, dass das Judentum angesichts des Todes Jesu am Kreuz seine Bedeutung verloren hat. Dies entspricht nicht der Lehre der Kirche, weshalb dazu klar und deutlich Stellung bezogen werden muss“, sagen Einspieler und Kapeller.

Hinweise zur Darstellung der „Synagoga“ und „Ecclesia“ in der Stiftskirche Millstatt

"Das Zentrum der Wandmalerei bildet Christus am Kreuz. Darunter betrauern Maria und Johannes seinen Tod. Über ihnen befinden sich mit „Ecclesia“ und der „Synagoga“ zwei Frauengestalten. Sie repräsentieren die Kirche und das Judentum. Die „Ecclesia“ sitzt auf einem Thron zur Rechten des Gekreuzigten. Sie ist mit einem kostbaren Gewand bekleidet und gekrönt. Ihr rechter Arm fasst nach einer Lanze, auf deren Spitze ein Banner mit dem Zeichen des Kreuzes weht. In der linken Hand hält sie einen Kelch, der das Blut aus der Seitenwunde Christi aufnimmt. Dies ist ein Hinweis auf die Eucharistie und den Neuen Bund, den Christus beim Letzten Abendmahl und durch seine Hingabe am Kreuz besiegelt hat. Als Urbild der Kirche befindet sich unter der „Ecclesia“ Maria. Das Schwert, das in Marias Herz dringt, verweist auf die Weissagung des Simeon, wonach durch Jesus viele in Israel zu Fall kommen und aufgerichtet werden und Marias Seele ein Schwert durchbohren wird (Lk 2,34-35). Die „Synagoga“ – sie sitzt ebenfalls auf einem Thron – befindet sich zur Linken des Gekreuzigten. Ihr Gewand ist ärmlich. Ein Engel über ihr scheint ihr eine Augenbinde anzulegen. Somit wird der Eindruck vermittelt, dass es Gottes Wille sei, dass Israel die Botschaft des Kreuzes nicht erkennt. Die Lanze der „Synagoga“ ist an zwei Stellen zerbrochen. In der linken Hand hält sie ein geöffnetes Buch, das sich auflöst. Es steht hier für das Gesetz, also den Alten Bund. Unter der „Synagoga“ befindet sich die Gestalt Johannes des Evangelisten. In der linken Hand hält Johannes einen vierteiligen Codex, der die vier Evangelien symbolisiert. Somit legt sich folgende Deutung nahe: Das Gesetz hat seine heilschaffende Kraft verloren, der Alte Bund wurde von Gott gekündigt und vom Neuen Bund abgelöst. Diese Abwertung der „Synagoga“ ist Ausdruck einer Bild gewordenen, religiös motivierten Judenfeindlichkeit. Zudem entspricht sie nicht der biblischen Botschaft. Jesus ist nicht gekommen, den Bund mit Israel zu überwinden, sondern ihn zu erneuern. Deshalb ist diese Darstellung auch gänzlich ungeeignet, das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum zu umschreiben. Vielmehr gilt, worauf Papst Franziskus hinweist: "Als Christen und Juden sind wir berufen, uns eingehend nach der geistlichen Bedeutung des Bandes zu fragen, das uns miteinander verknüpft. Es handelt sich um eine Verbindung, die von oben kommt, die über unseren Willen hinausgeht und die unversehrt bleibt." (= Text der Info-Tafel in Millstatt)

Veranstaltungen zum "Tag des Judentums" in Klagenfurt und Wolfsberg.

Am „Tag des Judentums“ lädt das Dekanat Klagenfurt-Stadt gemeinsam mit dem ökumenischen Arbeitskreis der christlichen Konfessionen in Klagenfurt und dem Katholischen Akademikerverband (KAV) um 19 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung ins Diözesanhaus in Klagenfurt ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung mit dem Titel „Zeit zur Umkehr“ steht die christliche Schuldgeschichte im Umgang mit Jüdinnen und Juden sowie die Bedeutung des Judentums für Christinnen und Christen heute. Eröffnet wird die Veranstaltung mit einer „Einführung zum Tag des Judentums“ durch Bischofsvikar Mag. Hans-Peter Premur (Hochschulseelsorger und Pfarrer in Krumpendorf) und den evangelischen Pfarrer Mag. Gregor Schmoly (Johanneskirche Klagenfurt). Anschließend spricht die Vizepräsidentin des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich und evangelische Pfarrerin Dr. Margit Leuthold (Lienz) über die vor 25 Jahren verfasste Erklärung „Zeit zur Umkehr“, in der die Evangelische Kirche Österreich ihr Verhältnis zum Judentum aufgearbeitet und sich zu einem Weg des Miteinanders verpflichtet hat. Das Verhältnis der Katholischen Kirche zum Judentum steht im Mittelpunkt des Statements von Dr. Richard Pirker, Geistlicher Assistent des KAV und Stadtpfarrer in Villach-St. Jakob. Im Anschluss an die beiden Statements werden Leuthold und Pirker in einem Gespräch (Moderation: Dr. Karl-Heinz Kronawetter, KAV) die aktuellen Herausforderungen des christlich-jüdischen Dialogs erörtern und diskutieren. Musikalisch umrahmt wird der Abend vom „Duo Miriam Hauser.

Mit einem prominenten Referenten und einem aktuellen Thema wartet auch die Stadtpfarre Wolfsberg am „Tag des Judentums“ auf: Dr. Willy Weisz, Vizepräsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Österreich und dessen Vertreter beim International Council of Christians and Jews, spricht am Mittwoch, 17. Jänner, um 19 Uhr im Haus St. Benedikt in Wolfsberg (Alois-Huth-Straße 6) zum Thema „Ökologie in fünf Bänden – Umwelt in der Torah“.