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Tag des Judentums: Neuer Folder erläutert eine das Judentum abwertende Darstellung im Fresko vom „Lebenden Kreuz“ in der Pfarrkirche Thörl-Maglern

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Die Theologen Michael Kapeller (l.) und Klaus Einspieler (r.) mit Pfarrassistentin Barbara Velik-Frank und PGR-Obmann Grubelnik aus der Pfarre Thörl-Maglern; Foto: KH Kronawetter/Internetredaktion


Klagenfurt, 12. 1. 23 (pgk). Christinnen und Christen begehen seit dem Jahr 2000 österreichweit jährlich am 17. Jänner den „Tag des Judentums“, um das Bewusstsein für die tiefe Verwurzelung des Christentums im Judentum zu schärfen und zugleich die Erinnerung an das Unrecht an jüdischen Menschen und ihrem Glauben in der Geschichte wach zu halten. Zu letzterem gehört auch die kritische Auseinandersetzung mit antisemitischen bzw. problematischen Darstellungen in den Kirchen.
Die Pfarre Thörl-Maglern hat anlässlich des diesjährigen „Tag des Judentums“ einen Folder herausgegeben, der eine solche Darstellung im Fresko „Lebendes Kreuz“ von Thomas von Villach thematisiert. Ab 17. Jänner wird unter dem Fresko im Altarraum ein Informations-Ständer auf die Botschaft des Bildes hinweisen. Zudem wird der Kirchenführer der Pfarre durch ein entsprechendes Einlegeblatt zum Fresko ergänzt. Die Initiative zum Folder stammt ebenso wie die inhaltliche Aufbereitung von den beiden Kärntner Theologen Dr. Michael Kapeller (Geschäftsführender Leiter des Instituts für kirchliche Ämter und Dienste) und Mag. Klaus Einspieler (Referent für Bibel und Liturgie). „Wir können die Geschichte und was sie hervorgebracht hat, nicht ungeschehen machen, wohl aber die Schattenseiten zur Sprache bringen, um daraus zu lernen“, betonen die Theologen die Notwendigkeit dieses bewussten Hinweisens auf das Fresko.
Die Fresken von Thomas von Villach in der Pfarrkirche Thörl-Maglern sind ein kunsthistorisch wertvolles Beispiel spätgotischer Malerei und von großer Bedeutung für die Kunstgeschichte Kärntens. Die Darstellung des „Lebenden Kreuzes“ enthält im Zentrum vier Frauengestalten, die das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum deuten und zwar in einer „für heute gänzlich ungeeigneten Weise“, wie Kapeller und Einspieler betonen. Rechts außen ist Eva, die Stammmutter der Menschheit, mit einem Totenkopf in der Hand zu sehen. Mit ihr verbunden ist die Frauengestalt „Synagoga“, die das Judentum symbolisiert. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kreuzes ist links außen Maria dargestellt, die von einem Baum Hostien pflückt. Neben ihr die Frauengestalt „Ecclesia“, die für die Kirche und somit das Christentum steht. Die beiden inneren Figuren, also Synagoga und Ecclesia, sind miteinander mit den Armen verbunden, die aus dem Kreuz herausragen. Während „Ecclesia“ mit einer Krone geadelt wird, durchbohrt ein Schwert die „Synagoga“. Der Sündenfall Evas setzt sich also dem Bild folgend in der „Synagoga“ fort. „Solche Sichtweisen haben viele Jahrhunderte lang ein Klima der Geringschätzung begünstigt, das sogar zu Pogromen an der jüdischen Bevölkerung geführt hat“, so Kapeller und Einspieler.
Im 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde von der offiziellen Kirche eine abwertende Sicht des Judentums überwunden. Heute wird das Judentum als Wurzel des Christentums gesehen und deren bleibende Bedeutung anerkannt.

Weiterführende Informationen, ein Video der Internetredaktion mit den Theologen Kapeller und Einspieler sowie Download des Folders unter www.kath-kirche-kaernten.at