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14. Februar, Aschermittwoch: Zwölf Fragen und Antworten rund um die Fastenzeit

In der Fastenzeit verdecken in vielen Kärntner Pfarren Fastentücher oche, mancherorts auch bis zum Karsamstag, den Hochaltar verdecken. Das Gurker Fastentuch ist das älteste und größte Fastentuch Kärntens. 
In der Fastenzeit verdecken in vielen Kärntner Pfarren Fastentücher den Hochaltar. Das älteste und größte Fastentuch Kärntens ist das Gurker Fastentuch (1458). Foto: Suntinger

Klagenfurt, 9. 2. 24 (pgk). Mit dem Aschermittwoch am 14. Februar beginnt die 40-tägige Österliche Bußzeit als Vorbereitung auf das Osterfest. Untenstehende zwölf Fragen und Antworten bieten einen Überblick über Entstehung, Inhalt und Bedeutung des Aschermittwochs und der Fastenzeit.
1) Wie berechnet sich der Termin des Aschermittwochs?
Der Termin des Aschermittwochs richtet sich nach dem Osterfest: Ostern wird immer am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert. Da dieser heuer auf den 25. März fällt, ist der Ostersonntag am 31. März. Von diesem Datum ausgehend wird rückwärts gerechnet: Die Fastenzeit umfasst sechs Sonntage, der Aschermittwoch ist der Mittwoch vor dem ersten Fastensonntag. Daher fällt der Aschermittwoch heuer auf den 14. Februar.
2) Was bedeutet der Aschenritus?
„Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ lauten die Sätze, die beim Auflegen der Asche gesprochen werden. Die Wurzeln des Aschenritus gehen zurück bis in die Antike, als Asche nicht nur ein Zeichen der Vergänglichkeit, sondern auch der Reinigung war, wurde doch Asche auch als Waschmittel und als Grundlage zur Seifenherstellung verwendet. Asche ist in der Heiligen Schrift wie auch in vielen Volksmythen Sinnbild der Vergänglichkeit. Das Zeichen der Asche ist heute gleichzeitig ein Hinweis auf die Endlichkeit des Menschen, ein Symbol für Reinigung und auch ein Hinweis auf die Notwendigkeit zur Umkehr.
3) Welche Asche kommt am Aschermittwoch zum Einsatz?
Bereits seit dem 10. Jahrhundert wird aus den verbrannten Palmzweigen, die bei der Palmprozession des vorjährigen Palmsonntags getragen wurden, die Asche gewonnen.
4) Wie lange dauert die Fastenzeit?
Im Gegensatz zur Adventszeit besitzt die Fastenzeit eine feste Anzahl an Tagen und dauert jedes Jahr gleich lange. Es sind insgesamt 46 Tage, wobei die sechs Fastensonntage von Aschermittwoch bis Karsamstag nicht als Fastentage mitgezählt werden. Die Fastenzeit umfasst also 40 Tage und heißt deshalb auch „Quadragesima“ (lat.: „Vierzig-Tage-Zeit“). Mit dem Triduum Sacrum, das mit der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstagabend beginnt, endet die Zeit der Vorbereitung auf Ostern, wenngleich am Karfreitag und am Karsamstag im Gedenken an den Tod und die Grabesruhe Jesu immer noch gefastet wird. Streng genommen gehören der Karfreitag und Karsamstag also nicht zur Fastenzeit, obwohl sie Fasttage sind.
5) Was hat es mit der Zahl „40“ auf sich?
Die Zahl „40“ gilt in der Zahlensymbolik der Bibel als „heilige Zahl“ und wird sehr oft im Zusammenhang mit einer Zeit der Buße, des Fastens und Betens, der Wanderschaft und des Erwartens genannt. So dauerte zum Beispiel die Sintflut 40 Tage, Mose war 40 Tage lang auf dem Berg Sinai, der Prophet Elija ging 40 Tage zum Gottesberg Horeb, die Stadt Ninive hatte 40 Tage Zeit, um ihre Sünden zu bereuen, und die Wüstenwanderung Israels dauerte 40 Jahre. Im Neuen Testament fastete Jesus 40 Tage in der Wüste, ebenso erfolgte am 40. Tag nach Ostern seine Himmelfahrt und Rückkehr zum himmlischen Vater.
6) Seit wann gibt es diese vorösterliche Fastenzeit?
Bereits im vierten Jahrhundert gab es den Brauch, sich 40 Tage lang auf das Hochfest von Ostern vorzubereiten.
7) Welche Bedeutung hat das Fasten für Christen?
Das Fasten soll Christen auf die Feier des Kernstücks christlichen Glaubens, nämlich die Feier von Tod und Auferstehung Jesu, vorbereiten. Der Aschermittwoch und der Karfreitag gelten in der Katholischen Kirche als strenge Fasttage, daher wird an diesen Tagen bewusst auf Fleischkonsum verzichtet. Früher galt dies für die gesamte Fastenzeit. Heute wird das Fasten grundsätzlich auf individuelle Weise praktiziert, das heißt, jeder entscheidet selbst, worauf er verzichten will. Neben dem Verzicht auf Fleisch haben sich heute verschiedene Formen des Fastens entwickelt, wie z. B. Verzicht auf Süßes, Auto-, Handy- oder Medienfasten. Eine zunehmend in Vergessenheit geratene Tradition des Christentums sind wöchentliche Fasttage am Mittwoch und am Freitag – mittwochs, um daran zu erinnern, dass Judas an diesem Tag Jesus verraten hat, und freitags, um Jesu Kreuzigung zu gedenken.
8) Gibt es das Fasten auch in anderen Konfessionen und Religionen?
Fasten wird in fast allen Konfessionen und Religionen praktiziert. Im Judentum gibt es mehrere religiöse Feiertage, an denen gefastet wird, beispielsweise am höchsten jüdischen Feiertag „Jom Kippur“ („Tag der Versöhnung“), vor dem Purimfest, das die Rettung der Juden im Achämenidenreich feiert, oder vor dem Pessachfest, das an den Auszug aus Ägypten und somit die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei erinnert. Gläubige der orthodoxen Kirche fasten viermal im Jahr mehrere Wochen lang. In der Passionszeit etwa sind es sieben Wochen. Weitere Fastenwochen finden nach Pfingsten, im August und in der Adventzeit von Mitte November bis zum Heiligen Abend statt. Im Islam ist der Fastenmonat Ramadan, der neunte Monat im muslimischen Kalender, die wichtigste Fastenzeit. Im Buddhismus und im Hinduismus werden Enthaltsamkeit und Nahrungsreduktion als Vorbereitung auf die Meditation genutzt.
9) Welche liturgische Farbe hat die Fastenzeit?
Als Symbol der Buße wird in der kirchlichen Liturgie während der Fastenzeit die Farbe Violett verwendet. Früher war Violett bedingt durch die aufwändige Herstellung der Farbe aus dem Farbstoff der Purpurschnecke auch eine sehr kostbare und teure Farbe.
10) Welche „Besonderheiten“ gibt es in der Liturgie der Fastenzeit?
In der Fastenzeit entfällt das Singen des „Halleluja“. Das „Gloria“ wird nur am Hochfest des hl. Josef (19. März) gesungen. Auch gibt es in der Fastenzeit keinen Blumenschmuck in den Kirchen – eine Ausnahme bildet der vierte Fastensonntag, der so genannte „Laetare“-Sonntag (lat. „laetare!“ = Freue dich!), benannt nach dem ersten Wort im Eingangsgesang der Liturgie des Tages „Laetare Ierusalem …“ („Freu dich, Jerusalem …“). Hier ist die liturgische Farbe rosa.
11) Welche Bedeutung haben Fastentücher?
Der Brauch, wonach am Aschermittwoch die Altarbilder mit Fastentüchern verhüllt werden, ist seit mehr als 1.000 Jahren überliefert. Die Tücher sollen mit ihrer biblischen Bilderfolge auf Ostern einstimmen. Die Gläubigen waren früher durch den verhüllten Altarraum von der unmittelbaren Mitfeier der Eucharistie ausgeschlossen. Jenen, die zumeist des Lesens und Schreibens unkundig waren, bot sich aber mit den Fastentüchern die Möglichkeit, sich anhand der Bilderbibel mit der Darstellung der zentralen Glaubensaussagen auf das Osterfest vorzubereiten.
12) Welches ist das älteste Fastentuch Kärntens?
Mit rund 40 in Verwendung befindlichen Fastentüchern aus der Zeit vor 1800 hat Kärnten österreichweit den höchsten Bestand an historischen Fastentüchern. Das älteste (1458) und mit 80 Quadratmetern zugleich größte der erhalten gebliebenen Fastentücher Kärntens ist das Gurker Fastentuch von Meister Konrad von Friesach. Das feierliche Aufziehen des bedeutenden Fastentuches erfolgt im Rahmen der Aschermittwochliturgie mit Stiftspfarrer Msgr. Mag. Gerhard Christoph Kalidz am Aschermittwoch um 18 Uhr im Gurker Dom. Einen Überblick über ausgewählte Fastentücher in Kärnten aus sechs Jahrhunderten bietet die Broschüre „Fastentücher in Kärnten. Ein Reiseführer durch Geschichte und Tradition“ des Referates für Tourismusseelsorge der Diözese Gurk.