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11. 11.: Elf Fragen (und Antworten)  rund um den hl. Martin

Klagenfurt, 7. 11. 18 (pgk). Der hl. Martin zählt zu den wohl bekanntesten Heiligen der Katholischen Kirche und erfreut sich, besonders bei Kindern, auch heute großer Beliebtheit. Elf Fragen und Antworten rund um den Gedenktag des hl. Martin stellen den Heiligen und das Brauchtum rund um den Martinitag in den Mittelpunkt.

Der heilige Martin teilt seinen Mantel (Foto: Assam / Bearbeitung KHK)
Der heilige Martin teilt seinen Mantel (Foto: Assam / Bearbeitung KHK)

1) Was bedeutet „Martini“?
„Martini“ ist die aus dem Lateinischen („dies Sancti Martini“ = Tag des hl. Martin) abgeleitete Bezeichnung für den Gedenktag des hl. Martin von Tours am 11. November im liturgischen Kalender.

2) Hat der 11. November auch im Jahreskalender eine besondere Bedeutung?
Der 11. November war seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert ein wichtiger Rechts- und Zinstermin. Er war Abschluss des Wirtschaftsjahres, Winterbeginn, Markttag und traditioneller Pacht-, Zins- und Zahltag. Nach dem Martinstag begann außerdem die so genannte „Martinsquadragese“, die damals übliche 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten.

3) Wer war der hl. Martin?
Der hl. Martin war im 4. Jahrhundert Bischof der französischen Stadt Tours. Martin, um 316 in Savaria, dem heutigen Szombathely in Ungarn, als Sohn eines römischen Tribuns geboren, trat auf Wunsch seines Vaters in die römische Armee ein und diente in Gallien in der Garde unter Kaiser Constantius II. Mit 18 Jahren ließ Martin sich taufen, verließ die Armee und wurde Schüler von Bischof Hilarius von Poitiers. 361 gründete er das erste Kloster im heutigen Frankreich. Zehn Jahre später wurde er auf Drängen des Volkes Bischof von Tours. In diesem Amt wirkte er weit über die Grenzen seines Bistums hinaus als Missionar. Martin starb am 8. November 397 im französischen Candes, einer Pfarrei seines Bistums. Sein Leichnam wurde am 11. November 397 nach Tours überführt und beigesetzt.

4) Warum wird Martin als Heiliger verehrt?
Martin war bereits zu Lebzeiten wegen verschiedener Wundertaten und vor allem auch wegen seines bescheidenen Lebensstils bei der Bevölkerung sehr beliebt. Mit seinem Tod begann eine große Welle der Verehrung, die Bischof Martin innerhalb der Heiligen rasch eine Sonderrolle eingeräumt hat. Er war einer der ersten Nichtmärtyrer, die mit offiziellem kirchlichen Kult gefeiert wurden. Außerdem stieg er im Frankenreich unter Frankenkönig Chlodwig (481-511) zum „Nationalheiligen“ auf. Der hl. Martin ist Patron zahlreicher Kirchen und Regionen sowie Schutzheiliger vieler Berufsgruppen und Stände, wie zum Beispiel der Soldaten, Hirten, Gastwirte, Hufschmiede sowie der Armen und Bettler. Außerdem gilt er als Schutzpatron der Pferde.

Martinsdarstellung in der Pfarrkirche Ebene Reichenau; Foto: Pressestelle/Assam
Martinsdarstellung in der Pfarrkirche Ebene Reichenau; Foto: Pressestelle/Assam

5) Was hat es mit der Teilung des Mantels auf sich?
Die bekannte Szene der Mantelteilung stammt aus der ersten umfassenden Lebensbeschreibung des Heiligen von Sulpicius Severus aus dem frühen 5. Jahrhundert. Martin begegnete demnach als Soldat am Stadttor der französischen Stadt Amiens bei eisiger Kälte einem frierenden Bettler und schenkte ihm, die Hälfte seines Soldatenmantels. In der folgenden Nacht soll ihm im Traum Christus, bekleidet mit dem Mantelstück, das er dem Bettler gegeben hat, erschienen sein. Dies bewirkte in Martin ein grundlegendes Umdenken, was dessen Taufe und Austritt aus der Armee zur Folge hatte.

6) Was wurde aus Martins Hälfte des Mantels?
Martins Mantel gilt heute als Symbol der christlichen Barmherzigkeit. Nach Martins Tod zählte dessen Mantel – die so genannte „cappa“ (lat. für mantelartigen Umhang) – zu den bedeutendsten Reliquien des Reiches. Der Mantel wurde über Martins Grabstätte aufbewahrt und als Glücksbringer bei den Feldzügen des fränkischen Heeres, wo sich dann auch die Spuren des Mantels verlieren, mitgeführt.
Übrigens: Zur Bewachung einer „cappa“ wurden eigens Geistliche abgestellt, so genannte „Kapellane“, die auch die jeweilige „Kapelle“, also jene Gotteshäuser, in denen die „cappa“ aufbewahrt wurde, betreuten. Von diesen „Kapellanen“ leitet sich die heutige Bezeichnung „Kaplan“ ab.

Martinsdarstellung in der Pfarrkirche Feistritz/Gail; Foto: Pressestelle/Assam
Martinsdarstellung in der Pfarrkirche Feistritz/Gail; Foto: Pressestelle/Assam

7) Warum wird Martin oft mit einer Gans an seiner Seite dargestellt?
Die Legende erzählt, dass sich Martin für das hohe Amt des Bischofs unwürdig gefühlt und sich, um einer möglichen Wahl zum Bischof zu entgehen, in einem Gänsestall versteckt haben soll. Das laute Schnattern der Gänse habe ihn jedoch verraten.
Eine andere Erklärung könnte der Martinstag als Hauptzinstag sein, war doch die Gans eine der bevorzugten Zinsgaben an die Grundherren. Übrigens war die Gans in römischen Zeiten das Begleittier des Kriegsgottes Mars und sollen überdies der Legende nach die Stadt Rom durch ihre Aufmerksamkeit und ihr warnendes Geschrei vor einem feindlichen Übergriff bewahrt haben.

8) Woher kommt die Tradition des „Gansl-Essens“?
Am 11. November begann ursprünglich die Vorbereitungszeit auf Weihnachten, die früher sechs Adventsonntage umfasste. Der Martinstag hatte in der frühen Kirche einen ähnlichen Schwellenfest-Charakter wie der Aschermittwoch. Er war der letzte Festtag vor der damals noch üblichen 40-tägigen Fastenzeit und wurde oft mit einem Festmahl, oft auch als „Martinsschmaus“ bezeichnet, gefeiert.

Martinsumzüge (im Bild: Kraig, 2017) finden rund um den Martinstag in vielen Kärntner Pfarren statt. Foto: Anton Wieser
Martinsumzüge (im Bild: Kraig, 2017) finden rund um den Martinstag in vielen Kärntner Pfarren statt. Foto: Anton Wieser

9) Warum finden am Martinstag Lichterumzüge statt?
Zu den Laternenumzügen am Martinstag gibt es verschiedene Theorien von Theologen und Brauchtumsforschern. Eine Erklärung ist, dass die Martinsumzüge an die Lichterprozession bei der Überführung Martins Leichnams nach Tours erinnern soll. Eine andere Begründung soll das Tagesevangelium des Martintages liefern: Seit dem 13. Jahrhundert sieht das Messbuch der katholischen Kirche für diesen Tag eine Bibelstelle aus dem Lukas-Evangelium vor, in der Licht eine zentrale Rolle spielt. Dort heißt es: „Niemand zündet ein Licht an und stellt es in ein Versteck oder unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, das Licht sehen.“ Zudem war in der frühen Kirche zur ersten Vesper am Vorabend von hohen Festtagen eine Lichterprozession – das so genannte „Lucernarium“ (= Zeit des Lampenanzündens) – üblich.

10) Warum werden Laternen für den Martinstag gebastelt?
Ursprünglich fanden am Martinstag Fackelumzüge statt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen jedoch zunehmend geschlossene Laternen auf. Diese wurden zunächst aus ausgehöhlten Kürbissen hergestellt. Mit der Zeit wurden diese zunehmend durch Lampions und Lichtlaternen aus Papier, Karton oder Metall ersetzt.

11) Warum gilt Martin insbesondere als Heiliger für Kinder?

Der Inhalt des Martinsfestes wird in vielfältigen Formen szenisch dargestellt (im Bild: Martinsspiel, Pfarre Kraig, 2017). Foto: Anton Wieser
Der Inhalt des Martinsfestes wird in vielfältigen Formen szenisch dargestellt (im Bild: Martinsspiel, Pfarre Kraig, 2017). Foto: Anton Wieser

Der Gedenktag des hl. Martin am 11. November ist, ähnlich wie der des hl. Nikolaus am 6. Dezember, vor allem durch das mit ihm verbundene Brauchtum – Martinsumzug, Martinsspiel, Laternen basteln, etc. – in besonderer Weise für Kinder ansprechend und nachvollziehbar. Der Inhalt des Martinsfestes wird seit dem 19. Jh. in vielfältigen Formen szenisch dargestellt, wobei die Mantelteilung wichtiger Bestandteil ist. Auf die Aktualität und Vorbildrolle des hl. Martins, in besonderer Weise für Kinder, weist der Tübinger Religionspädagoge em. Prof. Dr. Albert Biesinger, hin. „Das Ritual der Mantelteilung ist der innerste Kern des Martinsfestes“, so Biesinger.