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Diözesanbischof

Ökumenischer Gottesdienst anlässlich „100 Jahre Volksabstimmung“ – Bischof Marketz für neidloses Miteinander der Sprachen und Kulturen

Superintendent Sauer: Unvergleichliche Melodie der beiden Sprachen prägt unser Land

Klagenfurt, 10. 10. 20 (pgk). Der heutige Tag sei Anlass zur Freude und zur demütigen Dankbarkeit, sagte Diözesanbischof Dr. Josef Marketz beim zweisprachigen ökumenischen Gottesdienst, den er im Klagenfurter Dom anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Volksabstimmung“ gemeinsam mit Superintendent Mag. Manfred Sauer gefeiert hat. Besonderer Dank gelte „unseren Vorfahren für die Entwicklung, die sie vor hundert Jahren eingeleitet haben“, sagte Bischof Marketz in seiner Predigt, die er in beiden Landessprachen hielt. Er wolle aber auch den heutigen Verantwortungsträgern in der Politik Dank sagen „für die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und für Worte, die in eine vertrauensvolle Zukunft weisen, in der keine blutgetränkten Grenzen mehr beschworen, sondern das neidlose Miteinander der Volksgruppen, Sprachen, und Kulturen und vor allem der Menschen, die in ihnen zu Hause sind, als zukünftige Normalität in Kärnten angesehen werden“. Die Katholische Kirche in Kärnten präge dieses Bild des Miteinanders bereits seit der Diözesansynode 1972 wesentlich. Sie habe sich „vom Nebeneinander, das seit den nationalistischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts in Kärnten ein sehr konfliktreiches Zusammenleben geprägt hatte, verabschiedet und sehr bewusst ein Miteinander der Sprachen und Kulturen in einem gemeinsamen Kärnten, das beiden Volksgruppen seit jeher Heimat ist und von beiden gleichermaßen geprägt wird, gesucht“. Er sei „besonders froh und dankbar“ darüber, so der Kärntner Bischof, „dass unsere evangelische Schwesternkirche diese Vision sehr bald geteilt hat“.

Video-Screenshot aus der Gottesdienstd-Live-Übertragung (Foto: Kärnten TV / Landespressedienst)
Video-Screenshot aus der Gottesdienst-Live-Übertragung (Foto: Kärnten TV / Landespressedienst)

Die beiden Volksgruppen in Kärnten hätten einander „durch eine komplexe und schmerzhafte Geschichte viel Leid zugefügt, aber auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst miteinander geteilt“. Mit Verweis auf die heutige Lesung betonte Bischof Marketz, dass Friede „im Herzen ankommen muss, und nicht als Strategie verfolgt werden darf, die sich in anderen Umständen wieder ändert“. Dazu brauche es Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld und Vergebung. In diesem Zusammenhang zitierte Bischof Marketz die neue Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus: „Wahre Versöhnung aber geht dem Konflikt nicht aus dem Weg, sondern wird im Konflikt erreicht, wenn man ihn durch Dialog und transparente, aufrichtige und geduldige Verhandlungen löst.“
In Zukunft gelte es darauf zu achten, „dass wir uns weiterhin mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung, mit dem Willen von kompromissloser Zusammenarbeit für das Wohl der gesamten Familie unseres Landes einsetzen werden, wie wir es in diesem Jubiläumsjahr großteils recht eindrucksvoll demonstriert haben“, sagte Bischof Marketz und appellierte gleichzeitig dazu, „unsere Heimat auch mit Menschen, die aus ihrer eigenen Heimat vertrieben wurden oder sich aus anderen Gründen bei uns angesiedelt haben, zu teilen“.

Superintendent Mag. Manfred Sauer hob in seiner Ansprache im Rahmen des ökumenischen Gottesdienstes die Vielfalt und Kreativität der Menschen in Kärnten hervor. „Der wunderbare Klang, die unvergleichliche Melodie der beiden prägenden Sprachen unseres Landes, der Zusammenfluss der Kulturen, das Leichte und das Schwere der gemeinsamen Geschichte, das alles erzeugt doch diesen besonderen Duft und das einmalige Licht des Südens“, so Superintendent Sauer. In diesem Licht würden „nicht nur einzigartige Blumen, sondern auch kreative, schöpferische, einfühlsame Menschen wachsen und gedeihen“. Unter Zitierung der Bachmann-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo appellierte Superintendent Sauer dafür, „Sprache als ständige Erinnerung zu begreifen, dass Diskriminierung existiert, dass es nach wir vor viel zu tun gibt, um dagegen aufzustehen“. Beim heutigen Gottesdienst werde Dank gesagt „für das Gute, das in den vergangenen 100 Jahren in Kärnten im Miteinander der beiden Volksgruppen im Bemühen um Gerechtigkeit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit gewachsen und aufgeblüht ist“. Gleichzeitig gehe es aber auch darum, Gott zu bitten, „dass er uns immer wieder die Augen öffnet für die Versäumnisse, für unselige Entwicklungen und Sackgassen, für das, was noch zu tun ist, damit wir Fehlentwicklungen erkennen und gemeinsam überwinden lernen“.

Musikalisch mitgestaltet wurde der ökumenische Gottesdienst vom Vokalensemble der Dommusik Klagenfurt unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Wasserfaller und dem Gemischten Chor „skupina akzent“ aus Petschnitzen/Pečnica.