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Diözesanbischof

Klagenfurter Dom: Hl. Messe für den Frieden mit Bischof Marketz, Superintendent Sauer und ukrainischem Pfarrer Vlashyn

Bischof Marketz: Es geht um konkrete Menschen, die alle das Antlitz des leidenden Christus tragen – Superintendent Sauer: Hoffnung auf Umkehr und Frieden nicht aufgeben

Hl. Messe für den Frieden: Bischof Marketz, Superintendent Sauer und ukrainischer Pfarrer Vlashyn; Foto: Pressestelle/Eggenberger
Hl. Messe für den Frieden: Bischof Marketz, Superintendent Sauer und ukrainischer Pfarrer Vlashyn; Foto: Pressestelle/Eggenberger

Klagenfurt, 23. 2. 23 (pgk). Das Gedenken an die Opfer des Krieges in der Ukraine und das gemeinsame Gebet für den Frieden standen heute Abend im Mittelpunkt der hl. Messe, die Diözesanbischof Dr. Josef Marketz im Beisein von Superintendent Mag. Manfred Sauer und Pfarrer Roman Vlashyn von der ukrainischen griechisch-katholischen Pfarrgemeinde Klagenfurt im Klagenfurter Dom gefeiert hat.
Bischof Marketz betonte in seiner Predigt, dass mit Blick auf den nun mittlerweile einjährigen Krieg in der Ukraine „auf vielen Seiten wirksame Friedensinitiativen vermisst werden“. Es gebe zwar von fast allen Staaten getragene Wirtschaftssanktionen gegen den Aggressor, große Unterstützung der sich mutig verteidigenden Ukrainer mit Waffen und Munition sowie caritative Hilfe aus fast allen Ländern Europas, doch zu wenige Anstrengungen etwa seitens der UNO, Friedensgespräche anzubahnen. „Es sieht derzeit fast so aus, als ob das einzige Mittel gegen den Krieg noch mehr Waffen sind. Das will ich als Christ so nicht hinnehmen“, sagte der Kärntner Bischof und äußerte sein „großes Bedauern, dass derzeit oft nur von Waffenlieferungen gesprochen wird – aber selten von Frieden“. Es müsse alles daran gesetzt werden, dass Friede einkehre, auch wenn das nicht einfach sei. „Denn natürlich kann das nicht bedeuten, dass man den Angreifer noch belohnt und die Ukraine auf Gedeih und Verderb ausliefert“, so Bischof Marketz. Im heutigen Gottesdienst werde für einen gerechten Frieden in Solidarität und Freiheit gebetet, „weil Christinnen und Christen an die Wirksamkeit des Gebetes und an den Frieden glauben“. Das Gebet sei für Menschen, die ihr Leben verloren haben, für Menschen, die in für uns unvorstellbaren Situationen leben und vor folgenschweren Entscheidungen stehen. „Es geht um konkrete Menschen, die alle das Antlitz des leidenden Christus tragen“, sagte der Kärntner Bischof.
Gleichzeitig lud Bischof Marketz dazu ein, den Blick heute auch auf das viele Gute zu richten, das geschehe, „die große Solidarität, die Bereitschaft zum Miteinander mit dem leidgeprüften ukrainischen Volk; quer durch alle weltanschaulichen Lager haben Menschen den Ukrainerinnen und Ukrainern geholfen, die zu uns gekommen sind, und ihnen das Gefühl gegeben, dass sie hier ein Stück Nächstenliebe und Menschlichkeit erfahren“. Von der Caritas wisse er, dass auch ukrainische Landsleute selber sehr intensiv in die Hilfsprojekte eingebunden seien. In diesem Zusammenhang dankte Bischof Marketz den Angehörigen der ukrainischen Gemeinde in Klagenfurt mit Pfarrer Roman „von Herzen dafür, dass sie vor allem Kindern und Jugendlichen hier ein annähernd normales Leben zu bieten versuchen“. Abschließend lud Bischof Marketz – auch mit Blick auf zunehmenden Unfrieden, Ängste, Unsicherheiten, Aggressivität und Hass in unserem Land – dazu ein, „die Fastenzeit dazu zu nutzen, einander die Hand zu reichen und sich in Versöhnung zu üben“.

Auch Superintendent Sauer stellte in seiner Ansprache die Frage, ob Waffen Frieden schaffen können, und erörterte diese Fragestellung am Beispiel eines Streitgesprächs der evangelischen Bischöfin Petra Bahr (Hannover) und der Theologin und ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann in der aktuellen Ausgabe der „ZEIT“. Während Käßmann die Waffenlieferungen als ein „sich mitschuldig Machen am Sterben in der Ukraine“ bezeichne, betone Bahr, dass es Situationen gebe, in denen Waffen im Angesicht des Bösen noch Schlimmeres verhindern würden. Er selbst habe sich zu diesem kontroversen Thema, so Superintendent Sauer, bisher öffentlich noch nicht geäußert, „vielleicht auch aus Angst, sich in die Nesseln zu setzen und mit kritischen Anwürfen konfrontiert zu werden“. Selbstverständlich sei der Auftrag und die Botschaft Jesu klar und unmissverständlich - er preist die Friedensstifter selig und fordert uns auf, unsere Feinde zu lieben, unsere Schwerter stecken zu lassen und die andere Wange hinzuhalten. Er sei dennoch der Meinung, betonte Superintendent Sauer, „dass wir die Ukrainer, die für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen, nicht im Stich lassen dürfen“. In diesem Zusammenhang appellierte Sauer für mehr Gespräch und Auseinandersetzung über dieses Thema – „auch wenn wir aus einer Komfortzone heraus leichter urteilen und argumentieren“. Was alle über alle Differenzen hinaus verbinde, sei die tiefe Sehnsucht nach Frieden und die Hoffnung, dass dieser Krieg so rasch als möglich ein Ende findet und die Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Unabhängigkeit bewahren. Die Fastenzeit als Zeit der Umkehr und Buße, lade dazu ein, innezuhalten, nachzudenken, Gewohntes zu hinterfragen und durch Verzicht bereichert zu werden. „Wir dürfen trotz der aussichtlosen und deprimierenden Realität dieses Krieges auch nach einem Jahr nicht aufgeben, darauf zu hoffen, dass Umkehr möglich ist“, sagte Superintendent Sauer. Daher sei es wichtig, auch weiterhin Gott zu bitten, dass er das Blatt wendet, dass er dem Rad der Gewalt und Aggression in die Speichen greift und hilft, diesen Krieg zu beenden. „Beten, hoffen, glauben, umkehren, nachdenken, helfen, zuhören, miteinander reden, nicht urteilen und um die richtigen Entscheidungen ringen, das ist aus meiner Sicht unser wichtiger und entscheidender Beitrag als Christinnen und Christen, den wir leisten können“, betonte Sauer.
Am Ende des Gottesdienstes, an dem auch zahlreiche Mitglieder der ukrainischen Gemeinde in Klagenfurt teilnahmen, sprach Pfarrer Vlashyn ein Friedensgebet in ukrainischer Sprache. Musikalisch mitgestaltet wurde die hl. Messe von Domkapellmeister Thomas Wasserfaller und Domorganist Klaus Kuchling.

Der Gottesdienst im Klagenfurter Dom wurde im Rahmen einer europaweiten Gebetsinitiative für Frieden in der Ukraine gefeiert, zu der die Europäische Bischofskonferenz (CCEE) aufgerufen hat. Dabei wird während der Fastenzeit in einer so genannten „Eucharistischen Kette“ täglich in einem anderen Land Europas der Opfer des Krieges in der Ukraine gedacht. Die österreichische Kirche kam diesem Aufruf am heutigen 23. Februar nach.