Kirche in Vielfalt – gemeinsam unterwegs
„Geistliche Pfarre sein“ war das Hauptthema beim ersten Regionaltreffen in Villach St. Martin. Die Internetredaktion war dabei und bringt hier eine Zusammenfassung des Impulsreferates von Bischof Josef Marketz. Im Video haben wir Auszüge aus dieser Rede und auch Statements von Teilnehmenden festgehalten.
Am 1. Oktober fand in der Villacher Pfarre das erste Regionaltreffen mit Bischof Josef Marketz statt. Es ging dabei im Rahmen des synodalen Kirchenentwicklungsprozesses um konkrete Vorhaben die Pfarren und Dekanate betreffend.
Bischof Josef Marketz hielt am Anfang einen motivierenden Vortrag. Er begrüßte die Anwesenden herzlich und betonte dabei die Vielfalt der Kirche in Kärnten – Frauen und Männer, Haupt- und Ehrenamtliche, Jüngere und Ältere. Diese Vielfalt sei ein Zeichen lebendiger Kirche, die nur dann Zukunft habe, wenn sie gemeinsam unterwegs bleibe und offen für Veränderung sei. Besonders junge Menschen erwarteten neue Wege und glaubwürdige Antworten in einer Zeit voller Umbrüche.
Die Pfarre – Herz und Heimat des Glaubens
Der Bischof legte den Schwerpunkt nicht auf Rom oder das Ordinariat, sondern auf die Pfarre als Herz der Kirche. Sie sei die kleinste, aber wichtigste Einheit kirchlichen Lebens. Jede Pfarre trage Verantwortung für alle Menschen in ihrem Gebiet – unabhängig von deren Kirchenzugehörigkeit. Selbst Ausgetretene blieben Teil der Gemeinschaft; viele suchten weiterhin das Gespräch. Erfreulich sei, dass Kirchenaustritte zurückgingen und wieder mehr Menschen eintreten.
Erneuern aus dem Geist – nicht aus der Struktur
Bischof Marketz betonte, dass Pfarren lebendige Orte des Glaubens bleiben müssen. Zwar gebe es vielerorts Engagement und Kreativität, doch sei manches erstarrt. Es brauche eine „geistliche Erneuerung“, einen missionarischen Geist, der den Glauben erfahrbar macht. Kirche dürfe nicht nur organisieren oder Feste feiern, sondern müsse Zeugnis von Christus geben. Dabei sollen Pfarren erhalten bleiben – anders als in anderen Diözesen, wo viele zusammengelegt wurden. Kleinere, lebendige Gemeinschaften seien ausdrücklich erwünscht.
Der Bischof rief dazu auf, „Pfarren geistlich zu vertiefen“, nicht strukturell zu zerstören. Pfarrgemeinderäte sollen stärker geistlich geprägt sein. Laien sollen aus ihrer Taufberufung heraus wirken – nicht nur als Helfer, sondern als Träger kirchlicher Sendung. Neue Dienste wie Lektor:innen, Akolyth:innen oder Katechist:innen sollen gefördert werden. Kirche lebe von vielen Berufungen, nicht nur vom Priesteramt. Die Eucharistie bleibe das Zentrum, müsse aber als Fest und Quelle des Lebens gefeiert werden. Auch ohne täglichen Gottesdienst könne eine Pfarre lebendig sein, wenn sie Raum für Gebet, Begegnung und Glaube bietet.
Gemeinsam leiten – gemeinsam glauben
Bischof Marketz skizzierte auch den strukturellen Rahmen des geplanten Veränderungsprozesses, der im Anschluss an sein Referat von der Bischöflichen Vikarin Barbara Velik-Frank und von Roland Stadler noch im Detail erläutert wurde. Ziel sei es, so Bischof Marketz, alle Pfarren zu erhalten, sie aber durch Pfarrverbände (bis zu sechs Pfarren) zu vernetzen. So sollen Ressourcen geteilt und pastorale Schwerpunkte gemeinsam gesetzt werden. Pfarren bleiben selbstständig, arbeiten aber verbindlich zusammen.
Zugleich wurden neue Leitungsmodelle vorgestellt: Neben dem Pfarrer können Aufgaben an Laien delegiert werden – etwa an Pfarrkoordinatoren, Pastoralbeauftragte oder Ökonomen. Diese partizipativen Strukturen sollen das kirchliche Leben auf mehrere Schultern stellen. Leitung soll nicht Macht, sondern gemeinsame Verantwortung bedeuten („synodal“ = gemeinsam unterwegs, „partizipativ“ = alle wirken mit).
Zur Verwaltungsentlastung sind Dekanatsbüros geplant, die Matriken, Kirchenrechnungen und administrative Aufgaben bündeln. Damit sollen Abläufe vereinfacht und Pfarrsekretariate besser ausgestattet werden. Die Pfarren bleiben pastorale Orte, auch wenn gewisse Verwaltungsschritte zentralisiert werden.
Eine Kirche mit Zukunft
Abschließend unterstrich Bischof Marketz, dass Kirche lebendig bleibe, wenn viele mitwirken, sich berufen fühlen und ihren Glauben miteinander teilen. Die Zukunft der Kirche in Kärnten liege in geistlicher Tiefe, gelebter Gemeinschaft und mutiger Beteiligung aller Getauften.
Nach dem Bischofsreferat und den Erläuterungen durch das Projektteam wurde in Kleingruppen und im Plenum noch ausführlich mit viel Engagement miteinander gesprochen und diskutiert.
Bericht: Karl-Heinz Kronawetter/Internetredaktion