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“Gott traut uns etwas zu - auch den Jüngeren”

Bischof Marketz eröffnete Pastoraltagung zum Thema Jugendpastoral, die heuer online statt findet - Referent Höring: Kirche braucht neue Gemeinschaftsformen neben etablierter Pfarrgemeindestruktur

Salzburg, 13.01.2022 (KAP) Junge Gläubige sollen nicht warten, "bis sie dran sind", in der Kirche mitzugestalten und mitzuentscheiden: "Ihr seid das Jetzt Gottes", wandte sich der Kärntner Bischof Josef Marketz am Donnerstag mit diesem Titel der diesjährigen Österreichischen Pastoraltagung an das online teilnehmende Publikum. Der Referatsbischof für Pastoral, Katechese und Evangelisierung bezog sich auf die Berufung des sich für zu jung haltenden Propheten Jeremia aus dem Alten Testament, dessen Vorbehalt Gott nicht gelten ließ. Auch heute gelte: "Gott traut uns etwas zu - auch den Jüngeren", so Marketz. "Gott braucht uns, damit wir uns einmischen in der Welt."

Jugendliche bei 72 Stunden ohne Kompromiss (Foto: 72h - Daniel Ongaretto-Furxer)
Jugendliche bei 72 Stunden ohne Kompromiss (Foto: 72h - Daniel Ongaretto-Furxer)

Die traditionsreiche Pastoraltagung - die größte Fortbildungsveranstaltung zum Thema Seelsorge in Österreich - findet heuer am 13. und 14. Jänner zum Thema Jugendpastoral statt. Die sich gerade im Winter erneut ausbreitende Pandemie zwang die Veranstalter vom Österreichischen Pastoralinstitut (ÖPI), vom "normalem" Austragungsmodus mit Vorträgen und Workshops im kirchlichen Bildungszentrum Salzburg-St. Virgil auf ein Online-Format umzusteigen, gesteuert vom Kapitelsaal in Salzburg aus. 338 Interessierte meldeten sich für die als Zoom-Webinar durchgeführten Programmpunkte an, darunter die Bischöfe Marketz und Jugendbischof Stephan Turnovszky (Wien) und etliche Teilnehmende aus dem Ausland, darunter sogar eine Interessierte aus Israel.

Kirche braucht "fresh expressions"

In seinem Eröffnungsvortrag definierte der deutsche Theologe Patrik Höring Jugendpastoral als gemeinschaftliches Handeln der Kirche, das auch abseits herkömmlicher Pfarrstrukturen erfolgen könne. Der Experte für Jugendseelsorge in der Erzdiözese Köln verwies auf "fresh expressions of church" - neue Erscheinungsformen von Kirche - im säkularisierten Großbritannien, deren Zielgruppe und Träger primär Menschen seien, die keinen Bezug zu Kirche oder Pfarrgemeinden haben. In Freikirchen sind laut Höring derartige Formen von Vergemeinschaftung längst geläufig, im katholischen deutschsprachigen Raum mit noch weitreichenden finanziellen und personellen Ressourcen noch kaum.

Wie Beispiele gerade aus England zeigten, könne es durchaus gelingen, "in Jugendkulturen einzutauchen und dort Spuren der Engel zu entdecken" - seien es Skater Communities oder Hochschulgruppierungen. Höring sprach von vielfältigen Formen, die jedoch zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Betreffenden seien. "Kirchlich" mache solche spontan entstehenden und niedrigschwellig zugänglichen Gruppen deren Ausrichtung entweder auf "worship" oder "serving" aus, also auf Liturgie oder tätige Nächstenliebe. Es braucht beides - ein spirituelles Fundament und soziales Engagement, betonte der Experte unter Berufung auf das nachsynodale Papstschreiben "Christus vivit", dem auch der Tagungstitel "Ihr seid das Jetzt Gottes" entnommen ist.

Die Anfragen des Online-Publikums danach richteten sich u.a. auf das Verhältnis von etablierten Pfarrgemeindestrukturen und neuen "fresh expressions" von Kirche. Letztere seien "kein Orchideenfach", so Höring, sondern eine gleichberechtigte Säule kirchlichen Lebens, auch wenn die von Kirchenleitungen zur Verfügung gestellten Mittel noch stark auf die deutlich geringere Zahl der "sichtbaren Kirchenmitglieder" abzielten. Pfarrgemeinden könnten von "fresh expressions" lernen, wie sie zu Ressourcen kommen und sich somit von einem "kirchlichen Beamtentum" entfernen, was wegen der absehbar geringer werdenden Kirchenmitglieder und -beitragsgelder auch hierzulande notwendig sei.