Organisation

Diözesanbischof

Eine Bäckerei als „besonderer Segen“

Bischof Josef Marketz eröffnet mit der Caritas Kärnten in Nordost-Uganda eine Bäckerei und besichtigt weitere Hilfsprojekte – auch jene, die er in seiner Zeit als Caritasdirektor initiiert hat

Die Armut ist extrem spür- und sichtbar. Wenngleich der Regen ausblieb, was die Hungersituation noch einmal mehr verschärft hat, feiert Moroto – die Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in Nordost-Uganda – laut, fröhlich und herzlich. Die Kirche ist gesteckt voll – mit ganz vielen Kindern, mit Menschen aus der Stadt und Familien, die weit aus den Dörfern angereist sind. Sie alle singen, klatschen, beten und tanzen. Es ist das erste Mal, dass zwei Bischöfe in diesem Gotteshaus eine Heilige Messe feiern: Damiano Guzzetti, der aus Italien stammende Bischof von Moroto, und Josef Marketz, der Bischof der Diözese Gurk in Kärnten. Father Paul Ngole nennt das einen besonderen Segen. Das ist wohl auch der Anlass für dieses Fest: die Eröffnung der neuen Bäckerei, der einzigen im Umkreis von 30 Kilometern. Sie bringt den Menschen täglich frisches Brot, bedeutet für sie ein Stück weit Hilfe zur Selbsthilfe, schafft wertvolle Arbeitsplätze und konnte dank Spender*innen aus Kärnten und österreichischem Knowhow in Betrieb gehen. Bäcker Josef (OÖ) war beim Aufbau der Bäckerei dabei und leitete die Mitarbeiter*innen an.

Eine Gemeinschaft

Bischof Josef spürt bei dieser Heiligen Messe die Freude am Glauben intensiv. Er hat Tränen in den Augen, als er die Menschen tanzen und singen sieht und an die vielen Priester „eures Landes in unserer Diözese“ denkt: „Es muss sehr hart für sie bei uns in Österreich sein“, sagt er angesichts der hierzulande oft leeren Kirchenbänke. Und: „Wir beten für euch und hoffentlich ihr für uns. Wir sind jetzt eine Gemeinschaft. Die Bäckerei soll uns verbinden“, so der Kärntner Bischof, der das Projekt als Caritasdirektor vorangetrieben hatte, später das Brot segnet und an Kinder verteilt. Sein afrikanischer Amtskollege Guzzetti betont die Notwendigkeit der Bäckerei als Brotlieferantin und Ausbildungs- wie Arbeitsstätte für die Menschen der Region.

Viele „Geburtshelfer*innen“

Das Wirtschaftspartnerschaftsprojekt „Back Ma’s International – Strategische Allianz“ gründet und betreibt ökologische und nachhaltige Sozialbetriebe (Bäckereien und Cafés) in Afrika und Osteuropa. Nach einer Anschubfinanzierung sollen sich diese langfristig selbstständig tragen und so Arbeits- und Ausbildungsplätze sichern. Die Caritas Kärnten kooperiert in Kotido, wo es bereits eine sich gut entwickelnde Bäckerei gibt, wie sie sich bei ihrem Besuch überzeugen kann, mit ihren langjährigen Partnern, den Mill Hill Brüdern, und dem österreichischen Unternehmen Gragger Social Business GmbH.

(v.l.n.r.) Bischof Damiano Guzzetti von Moroto, Drin.Roswitha Kremser von der ADA Uganda, Leiterin Racheal, Bereichsleiterin Auslandshilfe der Caritas Kärnten, Mag. Alexandra Blattnig-Rull und Diözesanbischof Dr. Josef Marketz bei der Eröffnung der Bäckerei. Foto: Caritas Kärnten
(v.l.n.r.) Bischof Damiano Guzzetti von Moroto, Drin.Roswitha Kremser von der ADA Uganda, Leiterin Racheal, Bereichsleiterin Auslandshilfe der Caritas Kärnten, Mag. Alexandra Blattnig-Rull und Diözesanbischof Dr. Josef Marketz bei der Eröffnung der Bäckerei. Foto: Caritas Kärnten

Alexandra Blattnig-Rull als Bereichsleiterin der Auslandshilfe der Caritas Kärnten dankt voll Stolz allen Spender*innen aus Österreich, ohne deren Unterstützung es die neue Bäckerei in Moroto nie gegeben hätte. – Wohl auch nicht ohne Mithilfe der Austrian Development Agency (ADA), die das Projekt mitfinanziert hat. Drin.Roswitha Kremser von der ADA Uganda sagt: „Wir feiern das Leben über den Tod, Bildung und Arbeit über die Armut. Wir brauchen mehr österreichische Unternehmen hier.“

Lesen lernen statt auf der Straße zu leben

Bischof Josef und die Caritas-Mitarbeiter*innen besichtigen weitere Hilfsprojekte. Im etwas nördlicher gelegenen Kotido überrascht eine Projektgruppe die Reisenden. Sie bildet unter dem Titel „Empowerment“ Menschen in der Umgebung mit wichtigen Informationen rund um HIV und Prävention, Hygiene (Covid-19), Bildung & Co weiter und hat damit einen wichtigen Part in der Bewusstseinsbildung. Die Kärntner Gruppe sieht auch jene Schule, die vor Jahren von Peter Quendler und Pater Leonhard gebaut wurde, bis heute ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde ist und vielen Kindern Bildung ermöglicht. Die Reise führt auch in eine von Kärntner Spender*innen unterstützte Schule, in der die Kinder lesen und schreiben lernen, anstatt ihre Zeit mit Arbeit oder auf der Straße zu verbringen. Die Mädchen und Buben präsentieren den Gästen aus Kärnten ein Lied mit Tanz. Berührend und schön ist es zu sehen, wie die Hilfe ankommt. Die Einschulungsquote der Kinder im Viertel liegt jedoch erst bei 50 Prozent. 100 Kinder würden noch einen Schulplatz benötigen. Es braucht ein weiteres Schulgebäude. Bischof Josef dankt Father Ignatius für seine wertvolle und wichtige Arbeit.

Contrapunkt zum Waldsterben

Der Bischof besucht mit der Caritas Kärnten neben den Bäckereien weitere Projekte, die er als Caritasdirektor initiiert hat: So sehen die Reisenden in Gulu in Nord-Uganda, also in einem Land, in dem die große Armut die Bevölkerung zwingt, auf die Ressource Holz zurückzugreifen, aber die Wälder zusehends sterben – einen großen Eukalyptus-, Kiefern- und Melinawald. Er ist das blühende Ergebnis einer Spendenaktion, die im Rahmen von „For Forest“ im Klagenfurter Stadion entstanden ist. 18.000 Setzlinge wurden an die Menschen verteilt und gepflanzt.
Brennholz, Holzkohleproduktion und landwirtschaftliche Bodennutzung nehmen Einfluss auf die Umweltbedingungen. Die Folge: eine massive Zunahme der Armut, Umweltschäden und das drohende Aussterben einzelner Baumarten. Das Aufforstungsprojekt verbessert die Lebensbedingungen für die Menschen, ist ein Beitrag zum nachhaltigen Umweltschutz und ein Zeichen, sich aktiv gegen die Klimaveränderungen stark zu machen. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Caritas der Erzdiözese Gulu, einer wichtigen Partnerin der Caritas in Uganda, umgesetzt.

Weniger CO2

Besichtigt wird auch eine der 200 Biogasanlangen, die dank Klimakompensationsprojekt GEN der Caritas Kärnten mit der BOKU Wien, der Caritas Gulu und der Gulu University in Gulu und Kitgum errichtet wurde. Dank dieser Anlagen werden die Menschen soweit autark, dass sie ihr Essen mit Biogas, das sie selbst aus Kuhdung erzeugen, zubereiten können. Wichtiger Nebeneffekt: Die CO2-Emissionen werden drastisch reduziert, und die Rodung von Flächen wird massiv eingeschränkt, weil das Kochen auf offenem Feuer entfällt.

Wege aus der Armut für arbeitslose Jugendliche

Während der gesamten Reise besuchen Bischof Josef und die Mitarbeiterinnen der Caritas Kärnten viele weitere Hilfsprojekte, Projektpartner*innen und Menschen in Kotido, Kitgum und Gulu. Sie nehmen sich für Austausch und Begegnung viel Zeit. Sie lernen vormals arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene kennen, die im Beschäftigungsprojekt „Employed“ Fähigkeiten und Fertigkeiten erlangen, die ihnen den Arbeitseinstieg erleichtern oder Arbeitsmöglichkeiten schaffen. Sie machen etwa bei Lucys Frisörladen Halt. Die 23-Jährige ist Mama von einem Kind und hat ein Arbeitstraining zur Frisörin absolviert. Jetzt ist sie selbstständig und betreibt ihren eigenen kleinen Salon. Auch dank einer Starthilfe, die Absolvent*innen des Programms erhalten – in Lucys Fall das wichtigste Equipment: Frisörstuhl und Rollwagerl. Dennis von der Caritas vor Ort staunt selbst nicht schlecht. Vor einer Woche hat er sie besucht, um nach ihr zu sehen. Heute hat sie bereits zwei Angestellte. „Das ist ein großes Erfolgsbeispiel, wie nachhaltige Hilfe in Uganda gelingen kann“, sagt Auslandshilfe-Bereichsleiterin Blattnig-Rull. Die Caritas-Mitarbeiter*innen aus Kärnten sprechen auch mit Menschen, die im Rahmen des Projektes „Leave no one behind“ zur Bekämpfung von Covid-19 Unterstützung verschiedenster Art, wie Lebensmittel oder auch Hygieneartikel, erhalten haben. Sie besuchen Bäuer*innen, die dank „Schenken mit Sinn“ von der Caritas Ziegen & Co bekommen und damit ihre Familie ernähren können.

Dankbar für die Hilfe

In Gulu empfängt Erzbischof John Baptist Odama die Reisegruppe. Überall ist die Freude über den Besuch des Kärntner Bischofs und der Abordnung der Caritas und vor allem die Dankbarkeit für die Hilfe deutlich spürbar. Oder wie es Bischof Josef ausdrückt: „Die Leute mögen fragen, wo bist du, Gott? Und dann kommt die Caritas.“ Nicht nur in Uganda. Überall auf der Welt.

Ermöglichen Sie eine Zukunft ohne Hunger:

Spendenkonto Kärntner Sparkasse

IBAN: AT40 2070 6000 0000 5587

Kennwort: Uganda