Pfarre

Wolfsberg

Unsere Arbeit vor Ort ist die Antwort auf die Welt-Skandale

In der neuen Ausgabe des „Markusblattes“ spricht unser Stadtpfarrer über Kirchenaustritte und Zukunftsperspektiven. Hier findet man das Interview digital.

Wie sieht die Kirchenstatistik in der Wolfsberger Pfarrgemeinde aus?

Wir hatten 137 Austritte im vergangenen Jahr, also um drei mehr als im Jahr 2020. Insgesamt gibt es momentan in der Stadtpfarre Wolfsberg 8777 Katholiken, die den Kirchenbeitrag zahlen, aber viel mehr Menschen, die deklarieren, dass sie „gläubig“ oder „religiös“ sind.

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Gab es im vergangenen Jahr Beweggründe für einen Austritt, die ihre direkte Ursache in der Wolfsberger Pfarre haben könnten?

Meines Wissens nicht. Natürlich sind wir nur Menschen und es passieren auch Fehler, aber nicht solche, wo man von Verletzungen sprechen müsste, die dann zum Austritt geführt hätten.

Wie sehen Sie also diese Situation?

Die Katholische Kirche wurde weltweit mit schmerzhaften Skandalen konfrontiert, die aber direkt mit Wolfsberg nichts zu tun haben: Wir haben in den letzten Jahrzehnten (so gut ich die Geschichte der Pfarre Wolfsberg kenne) keinen Kinder- oder Machtmissbrauch und keine finanziellen Untreuen gehabt. Das ist uns alles fremd, betrifft eher Frankreich, Kanada und den Vatikan, aber nicht direkt unsere Pfarre. Auf die Welt-Skandale haben wir keinen Einfluss, aber wir können glaubwürdig die Kirche vor Ort gemeinsam gestalten. Wir bemühen uns täglich um die qualitätsvolle Seelsorge: Die Jungschar und Ministrantengruppe wachsen, es gab 2021 eine unvergessliche Kinder-Ferien-Woche für über 30 Kinder, die sich bei uns wohl fühlen und auch gerne kommen. Außerdem verteilen wir jede Woche Lebensmittelpakete für bedürftige Menschen, unsere Kühlschränke mit Produkten zur freien Entnahme sind immer voll. Am Sozialen mangelt es bei uns nicht. Noch dazu im Bereich Kultur: Atelier im Kirchturm, Konzerte, Restaurierung und Erhalt der Kulturgüter. Der Priestermangel und beschränkte personelle Ressourcen machen das alles nicht gerade einfach, aber wir versuchen alles zu tun, was möglich ist. Auch in der Corona-Zeit veranstalteten wir gut besuchte Gottesdienste und Feste, um jeden einzelnen Menschen nah zu sein. Wir sind eine harmonische Gemeinschaft und jede und jeder ist herzlichst eingeladen!

Wie reagieren Sie, wenn Sie von einem Austritt informiert werden?

Die Seelsorge ist für mich eine Beziehungsarbeit. Ich bin immer sehr traurig, wenn ich von einem Austritt erfahre, und bete für die Menschen, dass sie die Gottesbeziehung und ihre für das Leben so wichtige Rolle nicht völlig aufgeben. Das einzige, was ich tun kann, ist, zum persönlichen Gespräch einzuladen und das mache ich schriftlich. So kann man Argumente austauschen und einen gemeinsamen Weg suchen. Es wäre schön, neue Helferinnen und Helfer zu finden, die uns in der Pfarre unterstützen könnten - jede und jeder ist herzlich willkommen! Leider melden sich viele gar nicht und ganz selten antworten Sie auf meine Einladung. Ich bin aber jederzeit für ein persönliches Gespräch bereit und für jede Kritik offen. Vor allem schätze ich, wenn man nicht nur „Rezepte“ macht, sondern sich selbst engagieren will.

Wie wird die „Kirche der Zukunft“ ausschauen?

Diese Frage wurde schon vor ca. 60 Jahren Josef Ratzinger gestellt. Ich denke, das wichtigste ist, dass die Kirche kein Verein ist. Jesus Christus ist keine geschichtliche Persönlichkeit, sondern ein Gott, der lebt, der die Herzen unzähliger Menschen auch heute noch berührt. Wir dürfen nicht profillos werden und die eigene Identität verlieren. Im Gegenteil! Eine Gemeinschaft, auch eine kleine, bescheidene, die Jesus im Zentrum vor Augen hat, hat eine besondere Ausstrahlungskraft und ist ohne Zweifel eine wichtige Option für Menschen, die durch den „Marathon“ nach Geld, Anerkennung und Erfolg immer mehr einsam und innerlich erschöpft werden. Ich vertraue auf Jesus und bin voll davon überzeugt, dass er die Antwort auf alle unsere Fragen ist.