Pfarre

Wolfsberg

„Im Himmel gibt es eine Küche, wo du auf uns wartest.“

Ansprache unseres Stadtpfarrers zum Requiem für den verstorbenen Gastwirt „Der Staudacher“ Helmut Karner

Lieber Helmut!
So etwas macht man nicht!
Einfach gehen, ohne etwas zu sagen. Ohne „arrivederci“. Ohne Abschied zu nehmen.

Noch am Mittwoch haben wir uns bei dir in der Küche gesehen. Noch am Donnerstag warst du beim Fronleichnam und bei der Prozession dabei. Und am Freitag hat mich die Nachricht erreicht, dass ich kommen sollte, in dein Haus am Höhenweg, um für dich zu beten. Nein, lieber Helmut, so was tut man nicht...

Was soll ich jetzt deiner Familie sagen, die seit Freitag nur weint? Deinen Freunden, treuen Wegbegleitern, die dich so loyal unterstützt haben - an deinen guten und schlechten Tagen? Was soll ich deinen Stammgästen, Bekannten sagen, die vor dem Gasthaus trauern und Kerzen anzünden? Sollte ich mich jetzt entschuldigen für unseren Gott, der dich viel zu früh aus dem Leben gerissen hat? Sollte ich deinen Lebenslauf vorlesen - mit so vielen Erfahrungen und Ereignissen und allen nochmal erzählen, wer du warst? Das klingt alles irgendwie grau.

Gestern war ich auch hier, beim Beten. Ich wollte meine Gedanken sammeln, irgendwie die heutige Predigt vorbereiten. So viele Leute waren schon gestern da. So viele sind auch heute gekommen. Das zeichnet dich aus: Deine Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Deinen guten Zugang zu den Kindern und der Jugend. Sie haben das besonders geschätzt: Deine offene, menschliche Art.

Ja, und als ich gestern die vielen Menschen gesehen habe, wurde mir klar, dass die letzte Bibelstelle, die du gehört hast, diese von der Brotvermehlung war. Am Fronleichnam. Jesus hat Wunder vollbracht. Ein paar Brote und Fische haben für unzählige Menschen gereicht. Das ist ein Evangelium von unserem Gott, der die Nöte und Sorgen sieht und im Überfluss, mit enormer Großzügigkeit als der beste Gastgeber reagiert. Alle wurden satt. Aber ich ging in meinen Gedanken weiter. Und immer klarer wurde mir, dass eigentlich die Bibel voll von solchen Geschichten ist, wo Essen und Trinken, wo die Tischgemeinschaft im Zentrum steht. Hochzeit zu Kana, das letzte Abendmahl, Festmahl für den verlorenen Sohn ... Und nicht zuletzt das hervorragende Mahl, das uns allen in der ewigen Heimat versprochen wurde, wo wir die besten Speisen und den besten Wein genießen werden.

Lieber Helmut!
Du gehst viel zu früh. Gerade jetzt, wo so viel Harmonie in deiner Familie herrscht. Wo die Enkelkinder die Zeit mit dir noch oft mit Freude verbringen könnten. Wo du dich schon auf die Pension gefreut und neue Pläne geschmiedet hast. Du gehst viel zu früh. Aber vielleicht hat Gott deine Pläne gehört und gesagt: Nein, Helmut, du wirst nicht aufhören zum Kochen! Ich hole mir jetzt den besten Koch in den Himmel, der ab jetzt für das ewige Festmahl zuständig sein wird.

Leicht gesagt. Das klingt alles irgendwie tröstlich, auch wenn das, was passiert ist, immer noch unbegreiflich bleibt. Du warst kein Mensch, der mit dem Essen nur Geld verdienen wollte. Nein. Dahinter stand immer dein Herz. Ein großes und, vielleicht für einige verborgen, sehr sensibles Herz. Manchmal ausgenutzt. Aber keine gute Tat geht verloren. Nein. Ich vergesse nie, wie wir am 15. Dezember des vorigen Jahres einen Geburtstag zu dritt gefeiert haben - du, ich und das Geburtstagskind. Das Geburtstagskind war leicht abwesend, aber wir beide haben lange diskutiert - über Gott und die Welt und ich würde heute sagen, obwohl wir uns sehr oft gesehen und miteinander gesprochen hatten, das war eine meiner schönsten Begegnungen mit dir. Ich sehe dich immer noch, wie du mit so großer Freude die Kirchtagsuppe zum Markustag vorbereitet und vor der Kirche ausgeschenkt hast. Und so bleibst du auch in der Erinnerung von vielen Wolfsbergern, als „der Staudacher“, der Gastwirt mit Leib und Seele.

Wenn die Bibel sagt, dass uns im Himmel die ewige Wohnung bereitet wird, dann müssen wir heute sagen, dass es dort nicht nur Wohnungen, nicht nur Zimmer, sondern auch eine Küche gibt. Ja, es gibt eine Küche im Himmel, wo du stehst, in deinen Töpfen rührst und auf uns wartest. Mit deinen besten Speisen. Mit dem besten Trank. Und wir kommen, Helmut. Wir kommen vielleicht früher als wir denken. Und du wirst uns, wie immer voll Freude grüßen: Buongiorno!

Christoph Kranicki