Pfarre

Wolfsberg

Hingabe

Osterpredigt von Stadtpfarrer Christoph Kranicki

Jesus Christus ist von den Toten auferstanden, Halleluja!
Der, dessen Herz durchgeschnitten wurde und dessen Lunge keinen Atemzug mehr einhauchen konnte, lebt wieder - sein Herz schlägt, seine Stimme erklingt wie zuvor.
Gegeißelt, gekreuzigt, brutal ermordet, steht er auf und verlässt das Grab.

„Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46)
Vater, in deine Hände lege ich mein ganzes Leben, meine Vergangenheit und meine Zukunft, meine Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen.
Vater, in deine Hände lege ich mich ganz. Ich gehöre ohne Vorbehalte und Bedingungen einzig und allein dir.
- diese Hingabe am Kreuz, in der auch jede und jeder von uns seine eigene Hingabe an Gott erkennen kann, diese Hingabe verwandelt und gibt das neue Leben.

Ein guter Freund von mir erzählte mir einmal, wie er Jesus als Sohn Gottes erkannt hat bzw. was das Entscheidende für ihn war, dass er angefangen hat, Gott zu glauben, auf Gott - als den glaubwürdigen Gott - zu vertrauen. Und so erzählte er mir: „Du kennst bestimmt, Christoph, die Geschichte von Abraham. Gott wollte, dass er seinen Sohn als Opfer darbringt. Gott hat erwartet, dass er seinen Sohn umbringt, als Beweis, dass er Gott wirklich liebt. Ich habe mich so lange gefragt, wieso macht er das? Wieso braucht Gott solche Beweise? Wieso verlangt er von einem Vater, dass er seinen Sohn tötet? Ich bin auch ein Familienvater und ich hätte es nie gemacht“, erzählte er immer emotionaler weiter. „Aber Abraham hat das getan. Und in diesem Moment, wo sein Sohn sterben sollte, hat Gott den Beweis seiner Liebe geschickt. Er hat die Hingabe des Abrahams gesehen. Aber nicht nur das! Der Sohn, Isaak, ist nicht gestorben. Aber der Sohn Gottes, Jesus, ja, seinen eigenen Sohn hat Gott ermorden lassen, seinen eigenen Sohn hat er aufgeopfert. Das war seine Hingabe an die ganze Welt. Wie ich das verstanden habe, habe ich begonnen, ihm immer mehr zu vertrauen“.

Ich muss euch, liebe Schwestern und Brüder, ganz ehrlich sagen: Wie ich damals diese Worte meines Freundes gehört habe, hatte ich Tränen in den Augen. Weil ich auch begriffen habe, WAS Gott für uns getan hat. Er hat sein eigenes Kind umbringen lassen, damit wir verstehen, damit wir begreifen, wie unendlich seine Liebe zu uns ist. Wie groß seine Hingabe ist!

Auf diese, seine Hingabe ist nur eine Antwort richtig: Unsere Hingabe, unsere kleine Hingabe des Alltags, die nur der Herr kennt. Unsere Hingabe in eigener Familie, in der Beziehung, unsere Hingabe bei den beruflichen oder gesellschaftlichen Verpflichtungen, unsere Hingabe an die anderen, uns anvertrauten Menschen, unsere Hingabe in der Kirche, die mit Erfolg und Beifall nichts zu tun hat, unsere Hingabe, die ihre Wurzeln in der Hingabe an Gott hat, der für uns alles (ALLES!) getan hat.

Hingabe befreit von Selbstsucht.
Hingabe schenkt Freude und Vertrauen, dass alles in Gottes Hand ein gutes Ende findet.
Hingabe schenkt das neue Leben.
Hingabe verwandelt.

In diesem Sinne wünsche ich uns, liebe Geschwister im Glauben, nicht nur zu Ostern, sondern jeden Tag aufs Neue, dass wir Gott Raum in unserem Leben geben, dass wir im wirklich vertrauen, dass wir ihm wirklich glauben, dass wir auf seine Hingabe mit unserer Hingabe antworten.

Ch. Kranicki