Pfarre

Wolfsberg

Fürchtet euch nicht! - Wort unseres Pfarrers in der Coronakrise

21. März 2020

Liebe Schwestern und Brüder!

„Fürchtet euch nicht!“ (Lk 1,30) – diese kraftvolle Aussage, die wir in der Bibel 366 Mal finden können, hat in der Corona-Krise eine besondere Bedeutung. Durch Angst gelähmt kann der Mensch ganz schnell sein Herz verlieren und in Verzweiflung geraten. Nein, wir Christen, die an Gott glauben und auf Ihn vertrauen, dürfen nicht zulassen, dass die Versuchung der Hoffnungslosigkeit über uns siegt. Nein! Auch wenn die Zahlen der Infizierten und Toten jeden Tag steigen, auch wenn die Unsicherheit immer näher heranrückt, müssen wir – wie der Apostel Paulus uns ermutigt –„wachsam sein, fest im Glauben stehen, mutig sein, stark sein“ (1 Kor 16,13).

Als ein einfacher Fluchtweg erscheint mir heute die Frage: „Wo bleibt Gott?“. Ich bitte Euch, liebe Schwestern und Brüder, keinen solchen Denkweisen, die zugleich Sackgassen sind, zu folgen. Schon Ijob, in der Konfrontation mit dem Leiden kämpfend, fragte: „Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen?“ (Ijob 2,10). Jetzt gibt es keinen Platz mehr für Hochmut und kurzfristige Lösungen, die einzig und allein auf menschlichen Kalkulationen basieren. Es ist vielmehr die Zeit gekommen, um unsere Herzen neu für Gott zu öffnen, fest aus dem Gottvertrauen heraus Kraft zu schöpfen und durch das gemeinsame Gebet den Geist Gottes herabzurufen, der das Antlitz der Erde erneuern kann (Ps 104,30).

„Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf!“ (Röm 13,11) – nicht, weil bis jetzt alles falsch und schlecht war. Die heutige Situation entreißt uns aber trotzdem aus der Routine und Bequemlichkeit, aus einem Alltag, wo viele Dinge zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Wo der Mensch nicht selten geglaubt hat, selbst Gott und Herrscher zu sein. Wo Geld und Erfolg oft zur Priorität geworden sind. Jetzt, wenn wir unsere Begrenztheit und Ohnmacht erfahren, können wir mit neuen Augen auf unser Leben blicken und ehrlich sagen: „Ich brauche Dich, Gott! So oft versuche ich, mächtig zu sein. Du allein aber bist allmächtig!“

„Fürchtet euch nicht!“ (Lk 1,30) – folgen wir bitte, liebe Schwestern und Brüder, gemeinsam diesem Ruf Gottes! Suchen wir noch intensiver und vertrauensvoller das Gespräch mit Ihm im Gebet. „Begegnung“ und „Beziehung“ – das sind die Schlüsselworte, die unsere Spiritualität und Gebetsformen in dieser Zeit besonders charakterisieren sollen. Nutzen wir diese Krise für unser geistiges Wachstum und lassen nicht zu, dass andere Angebote Gottes Liebe und seine Nähe jetzt verstummen.

Vor 300 Jahren wurde die Stadt Wolfsberg auf die Fürsprache Mariens vor der Pest verschont. So bitte ich Euch, liebe Wolfsbergerinnen und Wolfsberger: Vertraut der Gottesmutter, die bei uns am Hohen Platz als Zeichen der Hoffnung steht, alle eure Sorgen, Ängste und unsere Zukunft an! Fürchtet Euch nicht, Gott neu eure Herzen zu öffnen! Fürchtet euch nicht! Wer glaubt, ist nie allein! Wer auf Gott vertraut, wird nie enttäuscht!

Maria, breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus; lass uns darunter sicher stehn, bis alle Stürm’ vorübergehn. Patronin voller Güte, uns allezeit behüte!

Im Gebet und Solidarität mit Euch allen verbunden,

euer Pfarrer Christoph Kranicki