Pfarre

Wolfsberg

Erste Taizé-Reise der Katholischen Jugend 2019

Eine Woche in der besonderen Atmosphäre von Taizé

Altarbereich der Versöhnungskirche am Tag (© Foto: Mag. Bernhard Wagner)
Altarbereich der Versöhnungskirche am Tag (© Foto: Mag. Bernhard Wagner).
Ikone mit Szene der Verkündigung des Herrn (Maria und Engel Gabriel) (© Foto: Mag. Bernhard Wagner)
Ikone mit Szene der Verkündigung des Herrn (Maria und Engel Gabriel) (© Foto: Mag. Bernhard Wagner).

In der Zeit von Sonntag, den 7. Juli bis Sonntag, den 14. Juli fand die diesjährige erste Reise der Katholischen Jugend Kärnten nach Taizé statt.

Der Anreisetag:

Diözesanjugendseelsorger Geistl. Rat Mag. Gerhard Simonitti machte sich gemeinsam mit Regionaljugendleiterin Carina Wetternig, einer Familie (Eltern und zwei Kinder) sowie vier weiteren Erwachsenen auf die Reise nach Taizé in Frankreich, Region Burgund-Freigrafschaft, weithin bekannt vor allem durch die dort lebende ökumenische Brüdergemeinschaft und die sich jedes Jahr in großer Zahl einfindenden Jugendlichen aber auch Erwachsenen in der Absicht, gemeinsam mit den Brüdern eine Zeitlang in einfachen Verhältnissen zu leben.
Am Morgen des 7. Juli traf man sich vor dem Diözesanhaus in Klagenfurt wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 4.30 Uhr und 5.00 Uhr aufgeteilt auf einen Kleinbus und einen PKW die lange Fahrt zum Zielort antraten. Am Steuer des Busses saßen dabei abwechselnd Geistl. Rat Mag. Simonitti und der Familienvater. Der Weg führte uns wie alljährlich erst einmal entlang der Südautobahn (A2) und der Tauernautobahn (A10) bis zur Bundesgrenze am Walserberg bei Salzburg, wenige Minuten zuvor ist noch ein junger Franziskanerpater zugestiegen, unser elfter Teilnehmer, der wegen eines in Taizé stattfindenden Franziskanertreffens dorthin reiste.
Vom Walserberg aus ging es in die Bundesrepublik Deutschland die Autobahn 8 entlang vorbei am Chiemsee in Bayern und über München, Augsburg und Ulm nach Stuttgart. Bei einer Autobahnraststätte im Raum Stuttgart gönnten wir uns dann die Mittagspause. Es folgte die Weiterfahrt nach Karlsruhe und von dort südwärts dem Schwarzwald entlang über Offenburg und Freiburg im Breisgau an den Rhein zur Grenze nach Frankreich. Dort angekommen führte uns der weitere Weg zunächst entlang der A36 über die Städte Mülhausen (Mulhouse), Belfort, Montbéliard, Besançon und Dole sowie letztlich über Beaune entlang der A6 bis Chalon-sur-Saône. Der nun noch verbleibende letzte Abschnitt bis nach Taizé stellte eine Fahrt durch die beeindruckende Landschaft von Burgund mit ihren kleinen Dörfern und mittelalterlichen Kirchen dar wobei wir unser Ziel über den nahegelegenen Ort Cormatin kommend schließlich nach einer Reisezeit von mehr als 12 Stunden erreichten, noch rechtzeitig vor dem Abendessen um 19.00 Uhr. Wie im Jahr zuvor nutzen wir diese Gelegenheit gleich dazu um bei den Jugendlichen am Abendessen teilzunehmen. Wegen der vielen Anwesenden hieß es, sich bei der Essensausgabe natürlich erst einmal eine Weile anstellen. Im Anschluss daran begaben wir uns zur Anmeldung die wie immer mit dem Erhalt von Informationen über den Aufenthalt in Taizé verbunden war. Schließlich suchte Geistl. Rat Mag. Simonitti mit dem größten Teil der Gruppe zwecks Zeltaufbau den Jugendbereich auf, dort sollte man dann die folgenden Tage über auch wohnen. Zwei erwachsene Teilnehmer über 30 Jahren, eine Frau und ein Mann, gingen hingegen gemeinsam zum Erwachsenenbereich, der männliche Teilnehmer zum sog. Stille-Areal um dort eine Woche lang in Stille zu verbringen. Letzteres ist ein besonderes Angebot für Erwachsene im Rahmen einer Stille-Gruppe in den Sommermonaten um sich z. B. einmal richtig zurückziehen und in sich gehen zu können. Auch für Jugendliche gibt es eine solche Möglichkeit, hier jedoch etwas anders gestaltet. Der Diözesanjugendseelsorger nahm im Verlauf der Woche ebenfalls an den Veranstaltungen im Erwachsenenbereich teil während die Familie im Nachbarort Ameugny nördlich von Taizé im dortigen Haus Olinda, gedacht speziell für Familien und mit eigenem Programm, untergebracht war.

Der Aufenthalt in Taizé:

Nachfolgend wollen wir uns den typischen Tagesablauf in Taizé einmal näher ansehen:

  • Mit Beginn um 8.15 Uhr findet von Montag bis Freitag das Morgengebet in der sog. Versöhnungskirche zusammen mit den Brüdern statt. Einen zentralen Bestandteil bilden hier wie auch beim Mittags- und Abendgebet die zahlreichen, wunderschönen Taizé-Lieder in unterschiedlichen Sprachen an denen sich die meisten Anwesenden aktiv beteiligen. Wer möchte kann die Kommunion in zwei Gestalten empfangen oder gesegnetes Brot zu sich nehmen.
    Vor dem Morgengebet wird eine Messfeier im hinteren (westlichen) Teil der Versöhnungskirche begangen, außerdem findet eine solche in kleinem Rahmen, gefeiert in französischer Sprache, in der sog. Orthodoxen Kapelle, angrenzend an die Krypta unterhalb des Altarraums der Versöhnungskirche, statt. Auch hier gibt es die Kommunion in zweigestaltiger Form, jedoch wird direkt aus dem Kelch getrunken.
  • Im Anschluss an das Morgengebet folgt das Frühstück im Jugend- und Erwachsenenbereich und um 10.00 Uhr beginnt schließlich die Bibeleinführung. In deren Rahmen behandelt man im Verlauf der Woche verschiedene kurze Bibelabschnitte aus dem Alten- und/oder Neuen Testament in ihrer theologischen Bedeutung und bringt sie auch mit dem täglichen Leben in Verbindung.
  • Um 12.20 beginnt das Mittagsgebet und daran anschließend ist Mittagessen. Beim ersten Taizé-Besuch muss man sich zuerst an das typische Taizé-Essen gewöhnen. Die Mahlzeiten sind schlicht aber dennoch sehr schmackhaft und vor allem gesund. Neben einem Hauptgericht z. B. auf Gemüse- oder Nudelbasis findet sich auch immer eine Nachspeise in Gestalt z. B. von Joghurt, Keksen oder Pfirsich.
  • Der Nachmittag ist in seiner Gestaltung für Jugendliche und Erwachsene verschieden aufgebaut, folgt aber einem gemeinsamen Konzept. Im Wesentlichen geht es darum die behandelten Bibelstellen in altersgemäßer Form zu besprechen, für Jugendliche werden zudem verschiedene altersgemäße Thementreffen und Workshops angeboten. Im Zuge dessen lassen sich viele neue Menschen kennenlernen, handelt es sich doch um ein internationales Treffen mit Menschen aus unterschiedlichen Kontinenten und Ländern. Des Weiteren kann man sich beim Üben der Taizé-Gesänge in der Versöhnungskirche ab 14.00 Uhr beteiligen, auch Personen mit Instrumenten sind dabei gerne gesehen, sowie sich um 17.00 Uhr im Jugendbereich zum Teetrinken einfinden. Neben einem schmackhaften Tee wird dabei auch eine kleine Süßspeise angeboten.
  • Alle anfallenden Arbeiten wie Essensausgabe, Abwaschen, Gelände- und Toilettenreinigung usw. werden von den Jugendlichen und Erwachsenen selbst erledigt, ein normaler Bestandteil des Aufenthalts in Taizé. Es gilt als selbstverständlich, dass jeder bereit ist etwas zu übernehmen damit alles funktionieren kann. Es existieren noch zahlreiche weitere Tätigkeiten, beispielsweise solche in der Versöhnungskirche im Zusammenhang mit den Gebeten.
  • Um 19.00 Uhr findet man sich zum Abendessen ein, später, mit Beginn um 20.30 Uhr, wird in der Versöhnungskirche das Abendgebet gefeiert. Selbiges ist am Freitag als "Gebet vor dem Kreuz" zur Erinnerung an den Karfreitag mit der Passion Jesu und am Samstag als "Gebet mit dem Osterlicht" erinnernd an die Osterliturgie und die Auferstehung Jesu besonders interessant. In ersterem Fall wird die Kreuzikone von Taizé nach dem eigentlichen Abendgebet im Mittelgang der Kirche, in welchem sich sonst die Brüder aufhalten, niedergelegt und die Anwesenden haben die Möglichkeit vor dem Kreuz knieend in Gedanken mit Jesus zu sprechen. In letzterem Fall wird allen Teilnehmern eine dünne Stabkerze (nach einer gewissen Zeit selbsterlöschend) ausgeteilt und von einer dieser Kerzen ausgehend wird dann im Zuge des Evangeliums das Licht von Person zu Person weitergereicht was zusammen mit dem Klang der Lieder und den vielen Menschen unterschiedlichen Alters eine unglaublich eindrucksvolle Stimmung bewirkt. Im Anschluss daran kann, wer möchte, vor einer Auferstehungsikone im Mittelgang verweilen.
    Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit sich mit Brüdern von Taizé, die sich dann im hinteren Bereich der Kirche aufhalten, darunter auch Prior Frère Alois selbst, zu unterhalten oder bei dortigen katholischen Priestern die Beichte abzulegen.
    Mit dem Auszug der Brüder ist nur das Abendgebet im engeren Sinn beendet. Es wird vielmehr lange weitergesungen, zunächst noch in Begleitung eines Bruders am Keyboard. Zahlreiche Jugendliche aber auch Erwachsene verweilen noch stundenlang in der Kirche, in den meisten Fällen bis nach Mitternacht, im Allgemeinen bis 1.00 Uhr morgens und länger. Zu später Stunde nimmt die Zahl der Anwesenden meist wieder zu, kommen doch jene die sich vorher beim sog. Oyak, einer Art Kiosk, aufhielten und nun wegen der um 23.30 Uhr beginnenden Nachtruhe ebenfalls die Kirche aufsuchen um weiter zu lauschen oder auch selbst mitzusingen. Begleitet wird der Gesang zu dieser Zeit hauptsächlich von der Gitarre aber z. B. auch Blasinstrumente wie der Querflöte. In diesem Jahr fand sich während unseres Aufenthalts auch eine Teilnehmerin mit ihrer Bassgeige ein.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Stille-Gruppe im Erwachsenenbereich haben einen etwas anderen Ablauf der Taizé-Woche. Hier finden die Nächtigungen, die Bibeleinführung und die Mahlzeiten am Stille-Areal statt. Dort gibt es zehn Taizé-Zelte, man kann aber natürlich auch selbst ein Zelt mitbringen oder am angrenzenden Wohnwagen-Bereich in seinem Wohnwagen nächtigen falls man mit einem solchen angereist ist.
Für Personen der Stille-Gruppe entfallen außerdem die sonst üblichen Diskussionsrunden zu den Bibelthemen, jeder beschäftigt sich hier selbst mit den Texten und teilt sich die Zeit nach persönlichen Vorstellungen ein. Zum Studium der Texte, lesen weiterer Literatur, schreiben oder einfach meditieren passende Rückzugsorte sind insbesondere die Krypta und Orthodoxe Kapelle der Versöhnungskirche sowie die romanische Dorfkirche von Taizé und jene des nördlich gelegenen, nahen Nachbarorts Ameugny. Aber auch die Versöhnungskirche ist zu manchen Zeiten ein sehr ruhiger Ort und wer im Freien sein möchte kann auch den See mit der Quelle Saint-Étienne aufsuchen welcher sich östlich an jener Anhöhe befindet auf dem die Dörfer Taizé und Ameugny liegen.

Der Aufenthalt in Taizé darf nicht als Urlaub verstanden werden sondern verlangt durchaus ein gewisses Maß an Kondition ab, besonders bei eher ungünstigem Wetter. Auch dieses Jahr hatten wir wie 2018 durchgehend schönes Wetter mit weitgehend wolkenlosem oder nur mehr oder weniger bewölktem Himmel jedoch keinen Regen. Jemand der Taizé einmal gesehen hat ist von der dortigen Atmosphäre fast immer beeindruckt und wird in den meisten Fällen gerne wiederkommen.

Am Sonntag, den 14. Juli im Anschluss an das Frühstück traten wir den Heimweg an, die Rückfahrt erfolgt dabei entlang derselben Strecke wie auch die Anreise. Ankunft beim Diözesanhaus in Klagenfurt war am späten Abend.

Herr Mag. Bernhard Wagner