Pfarre

Wolfsberg

„Die Kirche ist keine Geschmacksache“

Vor Reformen ohne Rom und Illusionen, die zu immer größerem Frust führen, sowie vor Lösungen „wie wir ohne Priester auskommen“, warnte Stadtpfarrer Christoph Kranicki in seiner Predigt am Grünndonnerstag.

Liebe Geschwister im Glauben!

Es ist schön, dass wir hier sind. Und dass wir in den liturgischen Zeichen, die Jesus uns schenkt, seine Gegenwart erkennen.

Erstens - Die Fusswaschung, wo nicht der Mensch um Gott kreist, wo nicht der Mensch durch seine Leistung die Liebe und Zuwendung Gottes zu erbitten versucht, sondern ihm erlaubt, dass er uns die Füße wäscht. Und der Mensch schaut schweigend auf dem vor ihm knienden Gott und versucht zu begreifen: „Wer ist er für mich?“ Das ist nicht immer einfach, Gott zu erlauben, dass er uns dient. Dass er den Schmutz von uns wegnimmt, aus Liebe. Er, der dienende Gott, der vor dir, vor mir kniet. Was bedeutet diese Geste heute? Vielleicht die menschennahe Seelsorge? Wir verkünden einen Gott, der uns dient, wenn er unseren Schmutz abwäscht und so zur Eucharistiegemeinschaft, zum Dienst beim Altar führt. Menschennahe Seelsorge: Im Dienst groß zu werden, die Taufwürde des jeden einzelnen nicht aus den Augen zu verlieren, anderen die Füße waschen und sie vom Schmutz zu befreien und so zur Eucharistie zu führen, zu Jesus selbst.

Zweitens - Das Sakrament der Eucharistie und das Sakrament der Weihe. Diese beiden wurden von Jesus heute im Saal des letzten Abendmahles in Jerusalem gestiftet und so der Kirche anvertraut. Seit zweitausend Jahren wurden diese Sakramente, vor allem die Eucharistie, zum Quelle und Höhepunkt dieser Gemeinschaft. Wir sind eine Hoffnungsgemeinschaft, weil ihre einzige Quelle Jesus Christus gegenwärtig in der Eucharistie ist. Nichts anderes. Niemand anderer.

Drittens - Heute, liebe Geschwister im Glauben, sehen wir deutlich, dass die Kirche keine Geschmacksache ist, die „Service“ zu leisten hat, sondern Kirche Jesu Christi vor allem Treue und Hingabe bedeutet - bedingungslose Liebe zum Herrn, bis zum „Auf sich selbst zu vergessen“. Deshalb waren und sind Reformen oder Entwicklungsprozesse ohne Verbundenheit mit ihm und seiner Kirche, mit der von ihm gegründeten Gemeinschaft, die ihren Felsen in jeweiligen Papst hat, undenkbar, sind schädlich, wie uns die Geschichte mehrmals schon gezeigt hat, und schenken nur Illusion, die zu immer größerem Frust führt. Reformen ohne oder sogar gegen Rom sind nicht möglich, weil wir so nur zur „Privatkirche“ werden, die mit dem Dienst und der Demut nichts zu tun hat und sie von ihrer universalen Schönheit beraubt wird. Werfen wir die Fesseln ab, uns nur auf uns selbst und unsere oft egoistischen Bedürfnisse zu konzentrieren: „Das ist nicht nur meine Kirche. Das ist nicht mein Eigentum. Nicht mein Geschmack und mein Gutdünken ist hier das Wichtigste. Die Kirche gehört nicht mir privat.“

Viertens - Und noch ein kurzer Blick auf die sakramentale Weihe. Angesichts des Priestermangels, liebe Schwestern und Brüder, ist unsere erste Aufgabe, nicht Wege zu suchen, „wie wir ohne Priester auskommen“ - das ist eine traurige und vor allem oft gefährliche Einstellung. Der hl. Papst Johannes Paul sagte in Salzburg im Jahre 1998: „Gleichheit in der Würde bedeutet in der Herde des Guten Hirten nicht Gleichheit in den Ämtern und Tätigkeiten. So können die besonderen Aufgaben des bischöflichen und priesterlichen Hirtenamtes nicht einfach auf Laien übergehen. Andererseits haben die Hirten die spezifischen Aufgaben der Laien zu achten.“ Angesichts des Priestermangels ist es also unsere Aufgabe, um neue Berufungen im verstärktem Maß zu beten und gleichzeitig die Priesterberufung präsent und attraktiver zu machen.

Möge der Blick in den Abendmahlsaal unsere Herzen öffnen. Uns den Gott zeigen, der vor uns kniet. Der uns tief bewegt und ermutigt, selbst Diener zu werden. Immer tiefer. Immer konsequenter. Und so - wie der Papst in Salzburg in der schon von mir zitierten Predigt ermutigte, „dem alten Europa wieder ein christliches Gesicht zu geben. Wir sind "ein Brief Christi” (2 Kor 3,3), Seine Visitenkarte! Wer Euch begegnet, - sagte der Papst - soll wissen, dass er eine gute Adresse hat. (...) In der Begegnung mit Euch sollen Eure Altersgenossen spüren, dass etwas Besonderes in Euch steckt, was sie nicht erklären können. Ihr aber kennt es genau - dieses "Etwas", das der Psalm treffend ausdrückt: Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen.“ Amen.