Pfarre

Wolfsberg

„Besiegte Dunkelheit“

Fastentuchinstallation in der Wolfsberger Markuskirche

In der Fastenzeit lädt die Stadtpfarre Wolfsberg zur Betrachtung einer modernen Kunstinstallation in die Markuskirche ein. Der verhüllte Altarraum und das Kunstwerk von Lisa Huber bilden eine einmalige Kombination zwischen Trauer und Hoffnung, in der „besiegte Dunkelheit“ die zentrale Rolle spielt. Die Installation ist jeden Tag von 8 bis 17 Uhr in der Wolfsberger Stadtpfarrkirche zu sehen.

Pfarrprovisor Mag. Dr. Christoph Kranicki interpretiert das Fastentuch in einer kleinen Broschüre, die den Kirchenbesuchern während der Ausstellung in der Stadtpfarrkirche zur Verfügung steht:

„2014 wurde der Altarraum der Wolfsberger Markuskirche neu gestaltet. Heuer ist dort während der Fastenzeit eine Installation zu sehen, ein drei Meter breites und sieben Meter hohes kreuzförmiges Fastentuch. Den Querbalken bildet dabei eine eigenständige Holzdruckarbeit der Künstlerin Lisa Huber, auf der ein violettes Kreuz, eine „Dornenkrone“ und drei große farbige Striche zu sehen sind. Durch diese temporäre Intervention wird der Altarraum der Kirche in zwei Sektoren getrennt, der Hochaltar bleibt hinter dem Tuch verborgen.

Dieses besondere Fastentuch ist gekennzeichnet durch einen breiten vertikalen schwarz gehaltenen Streifen, der sich vor dem Betrachter wie eine Mauer aufbaut. Zwei flankierende hellere Stoffbahnen, die in einem hellen Violett gehalten sind, mildern die bedrohliche Dunkelheit. Ganz aufgebrochen wird die Finsternis erst durch einen horizontalen Einschub in der oberen Hälfte des Tuches.

Die Finsternis hat nicht das letztes Wort. Trennungen existieren, Lebensverfinsterungen belasten, können für uns aber trotzdem zu einem Weg werden, der zu einer Begegnung führt. Das ermöglicht in der Symbolik dieses Tuches das Horizontale mit seiner Breite. Die Dunkelheit des Schweigens, der Einsamkeit und der Orientierungslosigkeit wird durch einen Perspektivenwechsel von „In-die-Tiefe-der-Dunkelheit“ zu „In-die-Weite-der-Helle“ aufgehoben, sodass das Verhüllte nicht endgültig geschlossen bleibt.

Das Trennende wird zu dem, was verbindet. Das Finstere zu dem, was die Breite ermöglicht. Das kann dem Betrachter dieses Fastentuches folgenden Gedanken nahe legen: auch wenn die Dynamik der menschlichen Finsternis den Schrecken immer wieder in den Mittelpunkt stellt, das, was siegt, ist die Freiheit der persönlichen Begegnung. Zur ganzen Situation kommt noch Einer dazu, der konkreter als die durch das Tuch dargestellte Botschaft ist. Die gleichen Farbtöne des Stoffes und des vor ihm aufgehängten Bildes zeigen deutlich, dass „Der Gekreuzigte“ und „mit Dornen gekrönte“ ganz mit der alltäglichen Realität der Menschen verbunden ist. Das Kunstwerk von Lisa Huber ist hier also kein fremdes und „dazu gekommenes“ Element, sondern integrierter und untrennbarer Teil.

Nicht zu übersehen ist auch, dass der auf das Tuch applizierte Holzdruck auf Papier das Kreuz selbst symbolisieren kann. Zeichen des Schreckens werden dabei zu Zeichen der Hoffnung. Aus der Mitte des Bildes strahlen drei verschiedenfarbig gehaltene Streifen, vielleicht sind es ansprechende Impulse: Glaube (gelb), Hoffnung (grün) und Liebe (rot). Eine leise, zärtliche Botschaft ist zu vernehmen: Ich kenne deine Finsternis! Ich gehe mit dir den Weg zum Licht! Du bist nicht allein! Vertraue nur! Die großen, eintönigen vertikalen Streifen wurden durch die kleinen aber lebensspendenden besiegt.

Es gibt unterschiedliche Wege, die zum Sieg über die Dunkelheit führen. Jene, die diese Kunstinstallation von Lisa Huber ermöglichen, lassen sich durch ein Wort zusammenfassen: Begegnung. Nicht auf oder hinter dem Fastentuch geschieht die Begegnung, sondern dort, wo wir es oft nicht voraussehen können oder in der Routine des Alltags einfach übersehen. Diese Begegnung am und um den Altar. Unter uns. Nahe. Nicht weit von deinem – meinem Herzen.“

Ein besonderer Dank gilt der Familie Kulterer, die uns dieses Kunstwerk für die Stadtpfarrkirche in der Fastenzeit geliehen hat, sowie der Firma Schotte und Tischlerei Penz für die Realisation dieses Projektes.