Auf ihn hören
Geistlicher Impuls zum 2. Fastensonntag von Stadtpfarrer Christoph Kranicki

Jesus fasziniert mich. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne. Seine Kleider wurden weiß wie das Licht. „Dieser ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5) - sagt die Stimme. Irgendwie beneide ich die Jünger, die dabei waren und fast erschrocken diese anziehende Ausstrahlung Jesu sehen durften. Mit keiner Schönheit der Welt vergleichbar, keiner anderen Erfahrung des Menschen gleich... Ein das Herz tief ergreifendes Ereignis!
„Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.“ - schreibt Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika „Deus caritas est“. Christsein bedeutet nicht, zu irgendeinem System oder irgendeiner Institution zu gehören, sondern eine persönliche, innige Gottesbeziehung zu suchen und zu pflegen. Täglich per „Du“ mit Gott zu sprechen.
Jesus leuchtet, nicht wir.
Jesus zieht an, nicht wir.
Jesus ruft, nicht wir.
Ihn nicht aus den Augen zu verlieren - Ihm immer intensiver in die Augen zu schauen - In seinem liebenden Blick, in seinen Augen wie in einem Spiegel sich selbst zu finden... Wie schön ist der Weg der Gottessuche!
Manchmal verlieren wir wie Petrus Jesus aus den Augen und suchen Wege und Lösungen, die mit seiner Nähe wenig zu tun haben. „Auf ihn sollt ihr hören!“ - heißt es im Evangelium. „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5) - bittet seine Mutter. Ihm nachzufolgen bedeutet nicht, eine oder zwei seiner Ansprachen, die uns gut gefallen und uns nichts kosten, als Lebensprogramm zu nehmen und die unangenehmen durchzustreichen. Seine Botschaft lässt sich nicht nur auf den einen oder anderen Satz einschränken. Er ist Liebe, eine Liebe aber, die Hingabe und Treue am Kreuz geoffenbart hat und zu solcher auch ermutigt. Eine Liebe, die im Glauben gegründet und von ihm geformt ist.
Seiner Liebe zu folgen bedeutet auch radikale Veränderung: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11)
Seiner Liebe zu folgen kostet manchmal sehr viel: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich“ (Lk 9,23)
Seiner Liebe zu folgen bedeutet oft weder Applaus noch Beliebtheit zu erwarten, sondern Verfolgung: „Ihr werdet um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet“ (Mt 5,11)
Seiner Liebe zu folgen bedeutet nicht, ein Wohlfühlclub des Zeitgeistes zu sein, sondern Menschen in ihrer geistigen Obdachlosigkeit Halt und Orientierung zu geben: „Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, ich bin das Leben“ (Joh 14,6)
Seiner Liebe zu folgen, bedeutet nicht, sich der Welt anzupassen: „Weg mit dir, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. (Mk 8,33)
Jede Heilige Messe kann so etwas wie Berg der Verklärung sein, wo in der Hostie der Leib und im Kelch das Blut Jesu leuchten. Wo seine Gegenwart das Herz berührt. Wo sein Wort nicht verletzt, sondern immer heilt, auch wenn es ermutigt, alte Lebens- und Denkmuster zu verlassen und ganz neu, von vorne, zu beginnen.

Dr. Christoph Kranicki ist Stadtpfarrer in Wolfsberg und Provisor der Pfarre St. Margareten bei Wolfsberg.