Pfarre

Wolfsberg

Aschermittwoch 2020

„Dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“


Liebe Schwestern und Brüder in Christus!

Dreimal hören wir diese tröstende Verheißung Jesu im heutigen Evangelium. Nicht das, was die Medien groß berichten, nicht das, was auf den Bühnen der Welt geschieht, nicht das, was in unseren Augen groß und erfolgreich erscheint, sondern das Verborgene ist in Gottes Augen wertvoll und kostbar. Jesus gibt dazu drei Beispiele: es geht um eine ohne Applaus und Kameras gegebene Spende, es geht um ein stilles, privates, ohne übertriebenen Pomp ausgesprochene Gebet und um das Fasten, das nicht als Theater, sondern als befreiende Heilung des eigenen Herzens betrachtet werden sollte.

Zu dieser Liste können wir aber noch viel mehr hinzufügen. Das, was im Verborgenen geschieht, das, was ohne Masken, bedingungslos, aus Liebe Gott geschenkt werden kann, ist heute, am Aschermittwoch, wichtig in aller Direktheit und Einfachheit zu nennen. Ich denke heute an alle Kranken, die zu Hause oder im Krankenhaus, im Verborgenen ihr Leiden Gott schenken. Ich denke an Menschen, die um ihre Angehörigen trauern, und im leeren Haus schöne Erinnerungen des gemeinsamen Lebensweges in Gottes Hände geben. Ich denke an Eheleute, die die Untreue ihres Partners mit Vergebung und Hingabe ertragen. Ich denke an die Enttäuschten und Verletzten, die in Stille weinen und Angst haben, wieder zu vertrauen. Ich denke an Menschen, die nach Gott fragen, im Verborgenen, in der schlaflosen Nacht. Ich denke an Menschen, die einsam sind, die alleine am Abend ein Achtel zu viel trinken müssen, um ruhig schlafen zu können. Ich denke an alle, derer Herzen zerbrochen sind, die nicht mehr wissen, wohin, wie, warum... Ich denke an Menschen, die die eigene Schuld nicht ertragen können und darunter im Verborgenen leiden.

Diese Liste könnte man noch fortsetzen und gleich einem Hilferuf gen Himmel schreien: Herr, nimm das alles, was im Verborgenen geschieht in deine Arme und siehe auf die Echtheit und Einfachheit unserer Tränen. Gib uns den Mut, bedingungs- und erwartungslos zu leben, als freie, erlöste Menschen, die in dir das Leben und Glück finden. Umarme und wärme unsere zerbrochenen Herzen! Hilf uns, die Motivation unserer Worte und Taten immer wieder zu reinigen und zu heilen! Im Verborgenen begegnen wir dir. Im Verborgenen spüren wir deine Nähe. Im Verborgenen.

Christoph Kranicki