Pfarre

Wolfsberg

Am Ende des Lebens werden wir nach Liebe gefragt.

Predigt von Stadtpfarrer Christoph Kranicki beim Begräbnis von Bürgermeister Hannes Primus am 15. Mai 2025 in der Markuskirche

„Am Ende des Lebens werden wir nach Liebe gefragt.“

Dieses Zitat von hl. Johannes vom Kreuz schenkt uns heute, liebe Trauerfamilie, liebe Trauergemeinde, viel Trost. Es geht, wie wir auch in den Lesungen gehört haben, um eine großzügig sich verschenkende Liebe – eine Liebe, die nicht sich selbst, sondern das Gute des Anderen sucht und will, eine Liebe, die nicht egoistisch denkt, sondern eine Hingabe des Herzens bedeutet.

„Am Ende des Lebens werden wir alle nach Liebe gefragt.“

Lieber Hannes, du weißt es schon, wie es ist, vor Gott zu stehen und nach dieser Liebe gefragt zu werden. Aber ich bin überzeugt, dass du mit der Antwort kein Problem hast. Nicht, weil du als Politiker – Herr Peppone – ein guter Diplomat warst, sondern weil die Liebe stets in deinem Herzen brannte.

Tränen von so vielen Menschen, die seit vergangenem Mittwoch um dich trauern, bezeugen und erzählen von dieser deiner Liebe:

Liebe zu deiner Heimat.

Liebe zu deiner Stadt Wolfsberg.

Liebe zu den Menschen.

Liebe zu Griechenland, zur Musik, zur Rallye, zu deinem Zuhause in Schilting – so könnte ich noch sehr lange aufzählen.

Es ist nicht einfach – vor allem, wenn man in der Öffentlichkeit steht –, ein liebendes, ehrlich liebendes Herz zu bewahren, nicht zu verbittern, sich nicht zu verschließen, wenn man oft mit kuriosen Dingen und Kritik zu tun hat.

Aber du hast dein sensibles, für möglichst alle offenes Herz vor solchen Gefahren bewahrt.

Ja, lieber Hannes, nicht die Größe deines Amtes, sondern die Größe deines Herzens machte dich zu einem wertvollen und sehr geschätzten Menschen.

Deine Geselligkeit, dein Humor, deine Offenheit, deine Liebe – die authentisch war und versuchte, niemanden auszuschließen.

„Am Ende des Lebens werden wir nach Liebe gefragt.“

Auch als Liebe möchte ich heute deine Verbundenheit zur katholischen Kirche bezeichnen.

Am 1. August 1976 um 15:15 Uhr kamst du in Klagenfurt, im Sanatorium Maria Hilf, auf die Welt, und gleich nach einem Monat, am 4. September, wurdest du hier, in der Markuskirche, durch Kaplan Franz Berger römisch-katholisch getauft – und dieser Kirche bist du bis zum Schluss treu geblieben.

Am 28. April 1991 empfingst du hier die Firmung, am 13. September 2003 hast du – ebenfalls hier, in dieser Kirche – die Liebe deines Lebens, Andrea, geheiratet.

Also war dir die Kirche wichtig – Kirche als traditionserhaltende und die Gesellschaft prägende Gemeinschaft.

Du hast auch großzügig dem Engelbert Hofer, dem Eugen Länger und mir deine Freundschaft geschenkt.

Dafür möchte ich dir danken.

Ja, lieber Hannes, wenn Gott dich nach Liebe fragt, hast du einiges zu erzählen. Aber eines bleibt weit mehr als all das, was ich schon erwähnt habe:

Deine größte Liebe war, ist und wird für immer bleiben – auch über den Tod hinaus – deine Familie.

Diese Liebe lässt sich nicht in Worten beschreiben.

Liebe zu deiner Ehefrau Andrea und zu deinen Kindern: deiner Chiara, deiner Nikoletta, deinem Fabio.

Du warst für sie der sichere Hafen, der warme Blick, der starke und verlässliche Arm – wie ein Fels.

Und sie haben auch in den letzten Monaten und Wochen Übermenschliches geleistet, um dir nahe zu sein und dich treu zu unterstützen.

Für sie war keine Distanz zu weit. Kein Weg nach Graz oder Würzburg zu schwer.

Von allem, was du an Engagement, Arbeit, an politischen Bemühungen und Erfolgen getan hast – das Größte und dir Heiligste war deine Familie.

Gott sieht es. Gott sieht diese deine Liebe. Gott wird dir all das vergelten.

„Am Ende des Lebens werden wir nach Liebe gefragt.“

Das hat dich irgendwie auch zuletzt beschäftigt.

Noch Ende Jänner durfte ich dich im Krankenhaus besuchen – das war für mich wie ein kostbares Geschenk: Wir haben viel gelacht und schöne gemeinsame Momente in Erinnerung gerufen.

Und mitten im Gespräch sagtest du zu mir: „Christoph, ich habe jetzt im Krankenhaus so viel Zeit zum Nachdenken, und manchmal denke ich, dass ich einige Dinge anders hätte machen können.“

Auch wenn es so war – und das wissen nur du und Gott – bin ich überzeugt, dass trotz aller menschlichen Begrenztheit und Schwäche, die wir alle haben, Gott das Übergewicht der Liebe sieht.

Sein barmherziger Blick sieht viel mehr, als wir. Er sieht das Übergewicht der Liebe in deinem Leben. Und in diesem barmherzigen Blick darfst du jetzt ihre Erfüllung und Ruhe finden.

Ich bitte dich, lieber Freund:

Schau auf deine Familie.

Schau auf deine Stadt Wolfsberg.

Und hilf uns, auf die Frage nach der Liebe eine gute Antwort zu geben.

Auch wir alle werden einmal vor Gott stehen.

Auch wir werden einmal nach Liebe gefragt.