Pfarre

Wolfsberg

Propheten des Advents von heute: Demut als Schlüssel für das Leben und die Verkündigung

2. Adventsonntag

In Christo geliebte Schwestern und Brüder!

Jesus schweigt in den heutigen Lesungen. Und trotzdem spürt man deutlich seine Nähe dank der Sehnsucht, die die Autoren dieser Texten erfüllt hat.

  • Der Prophet Jesaja - Prophet des alttestamentarischen Advents - erwartet mit sicherer Hoffnung das Kommen Gottes.
  • Den Propheten Johannes der Täufer - Prophet des neutestamentarischen Advents - erfüllt dieselbe Sehnsucht, sodass er die Menschen seiner Zeit mit voller Überzeugung zur Umkehr motivieren kann.
  • Und Petrus - hier als Prophet des eschatologisch-endzeitlichen Advents - ermutigt, auf das unerwartete Kommen unseres Herrn ständig bereit zu sein.

Einen Gott zu verkünden, den man nicht sieht, nur erhofft und erwartet.

Durch eigene Sehnsucht seine kommende Anwesenheit glaubwürdig zu bezeugen.

Sichtbar dem Unsichtbaren zu dienen.

  • Finden wir hier keine Ähnlichkeit zu unserem Dienst - den Dienst eines jeden von uns, die wir an den unsichtbaren Gott glauben und von seiner Existenz stark überzeugt sind?
  • Finden wir hier keine Änlichkeit zu unserem Dienst als Kirche, die in Propheten des Advents echte Vorbilder hat?

1. Vox ante Verbum

Der Hauptschlüssel zu ihrer damaligen und unserer heutigen Verkündigung ist Demut. Was heißt es, in Demut das Kommen des Herrn vorzubereiten? Ihm die Straßen zu ebnen?

So war das mit allen Propheten: Sie waren „Vox ante Verbum“ - sie waren nur die Stimme, weil das Wort erst kommen sollte. Sie selbst waren kein Wort, sondern nur die Stimme. So beschreibt es der Hl. Augustinus über Johannes den Täufer:

„Non erat Ioannes Verbum, per quod facta sunt omnia, sed vox“

(„Johannes war kein Wort, durch das alles geworden ist, sondern die Stimme“). Welch' große Demut braucht man, um "nur" Simme zu sein! Aber es musste eine Stimme geben, damit das Wort hörbar sein konnte.

2. Die Versuchung, selbst Verbum und nicht vox zu sein.

Die Versuchung, selbst Verbum und nicht nur vox zu sein, ist immer groß. So oft versuchen karrieresüchtige Menschen, selbst das Wort zu sein. Sie sind durch Machtdemonstrationen im Grunde genommen aber nur eine kitschige Imitation der demütigen Stimme. So oft in der Kirche scheint das Ansehen von Menschen wichtiger als bescheidener Dienst zu sein.

  • Wie oft beim Gottesdienst - statt Anbetungshaltung - sehen wir eine billige Show, die die Schönheit unserer gemeinsamen Gottessuche nur verdunkelt und deformiert?
  • Wie oft scheint die Liturgie ein privater Besitz eines schwachen Menschen zu sein, der den Blick auf Treue und Einheit gegenüber der Weltkirche verloren hat und aus falsch verstandener Kreativität großen Schaden unserer Gemeinschaft antut (Siehe „Instruktion Redemptoris Sacramentum“, 25. März 2004, 1.-13. und andere)?
  • Wie oft versteht man Demut als etwas, was erniedrigt, statt in Demut die Größe des Menschen und seinen Adel des Geistes zu sehen?

3. Liebe zu Christus beschützt vor dem Hochmut

Ein gepflegtes Gebetsleben, das der schönste Ausdruck unserer Liebe zu Jesus Christus und seiner (nicht unserer!) Kirche ist, kann uns vor diesen Versuchungen beschützen. Es kann uns helfen, nicht sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sondern in unserem eigenen Leben und im Leben uns anvertrauten Menschen, immer mehr Raum für Gott zu ermöglichen; für seinen, nicht unseren Geist; für seine, nicht unsere Kreativität; für seinen, nicht unseren Willen. Doch dieselbe Sehnsucht nach Gott, die die Herzen der Propheten erfüllt hat, erfüllt auch unsere Herzen! Auch wir wollen nicht nur uns selbst zelebrieren, sondern vielmehr, dass unsere Lieben, unsere Freunde und Bekannten auch diese Sehnsucht und die Liebe zu Gott spüren, dass er selbst ihre Herzen berührt und bewegt.

4. In der Schule Mariens

Wie ein Echo der prophetischen Sonntagslesungen erklingen heute die Worte Mariens in ihrem Gebet:

Er (der Allmächtige) vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten; er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. (Lk 1, 50)

Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen.

Vertreibt Hochmut und seine zerstörende Macht aus euren Herzen.

Lernt Demut, die der Adel des Geistes ist.