Pfarre

Spittal an der Drau

Pfingsten 2023

in unserer Stadtpfarrkirche Spittal an der Drau

Foto: Peter Rupitsch
Foto: Peter Rupitsch

„Der Atem Gottes, Heiliger Geist“, so begann unser Stadtpfarrer Ernst Windbichler seine Predigt am Pfingstsonntag dieses Jahres. Zeit, Atem zu holen, nicht außer Atem zu gelangen in dieser umtriebigen Zeit, sich körperlich und geistig erholen. Doch lesen Sie selbst seine wunderbaren Worte zu diesem Fest, das nach der feministischen Theologie die mütterliche, weibliche, zärtliche Seite Gottes hereinbringt. Der Sturm, die Feuerzungen und das Sprachwunder, die im Evangelium von Lukas geschildert werden, stellt eine andere Seite Gottes dar.

In diesem Sinne: Friede sei mit uns, Friede sei mit euch!

Im Rahmen der Messe wurde auch die allseits bekannte Obfrau des Pfarrgemeinderates, Frau Irmi Linder mit Geburtstagswünschen bedacht. Bei der anschließenden Agape am Kirchplatz konnte auch das Kirchenvolk herzliche Glückwünsche anbringen.

So klang dieses würdige Fest gemütlich bei strahlendem Sonnenschein aus.

(Einleitender Text und Fotos: Peter Rupitsch)

PFINGSTPREDIGT vom Stadtpfarrer Ernst Windbichler:

Immer wieder einmal singen wir in diesen Tagen ein Pfingstlied, in dem es heißt: „Atem Gottes, heiliger Geist, komm auf uns herab“. Oder ein anderes: „Atme in uns, heiliger Geist, wirke in uns, heiliger Geist, brenne in uns, heiliger Geist, Atem Gottes, komm!“. Gerade in diesen hoffentlich für immer vergangenen seltsamen Zeiten von Corona , wo ausgerechnet der Lebensatem zum Todeshauch werden kann, wo Masken unseren Luftstrom behindern, da ist vom Atem die Rede, und zwar von einem ganz besonderen: nämlich von einem aufbauenden und lebensnotwendigen: es ist der schöpferische Atem Gottes, der am Beginn der Welt der Schöpfung und dem Menschen das Leben einhaucht, der haucht auch den atemlosen Aposteln im Abendmahlsaal wieder neuen Lebensgeist ein.

Das Pfingstfest ist eine neue Schöpfung, ein letzter, endgültiger Anfang. Zu ihnen, den ganz außer Atem geratenen spricht der Auferstandene: empfangt den Heiligen Geist, und er hauchte sie an. Das ist das große Ostergeschenk des Heilandes, hineingelegt in dieses komplizierte Osternest der ganzen Welt. Das ist das stille Pfingstfest, wie es uns der Evangelist Johannes schildert und das schon am Ostertag geschieht.

Der Evangelist Lukas schildert uns ja eher die lauten, sichtbaren und erfahrbaren Erscheinungen der Geistausgießung: der Sturm, die Feuerzungen, das Sprachenwunder. Aber trotzdem: Pfingsten hat ja immer etwas mit Ostern zu tun, es kommt vom griechischen Wort „Pentekoste“, das heißt der fünfzigste Tag. Diese 50 Tage nach Ostern werden wie ein einziger großer langer Ostersonntag gefeiert.

Noch dazu ist im lateinischen das Wort Geist und Atem dasselbe Wort: nämlich Spiritus. Das ist jetzt keine brennbare Flüssigkeit. Nein, Spiritus, das heißt einerseits: Geist, Seele, Mut, andererseits aber auch: Luft, Atem und Hauch. Auch im hebräischen ist Geist und Atem dasselbe Wort: nämlich „Ruach“. Die feministische Theologie weist uns darauf hin, dass dieses Wort Ruach weiblich ist. Es müsste eigentlich die Geistin heißen. Der Hl. Geist, das ist die weibliche, die mütterliche, die zärtliche Seite Gottes.

Auch das griechische „Pneuma“ heißt: Leben und Geist, aber auch Luft und Atem.

Wir leben ja heute in einer sehr eiligen, hektischen, atemlosen Zeit. Nicht nur die schlechte Luft raubt uns den Atem, auch die Erscheinungen der Zeit, die rasante Entwicklung der Technik mit all ihren negativen Begleiterscheinungen, der Stress, die Probleme, die unsichere Zukunft. All das schnürt uns den Hals zu, nimmt uns die Luft. Da tut es uns gut, wenn uns der Hl. Geist als göttlicher Atem geschildert wird. Da können wir wieder aufatmen, da können sich unsere Atemprobleme lösen, da können wir wieder tief ein- und ausatmen. Da können wir wieder Atem holen.

Ein Kind hat mir einmal gesagt: „Ich bin bei uns zuhause der Alkoholer“. Ich habe erstaunt protestiert und gesagt: „Erstens heißt das Alkoholiker und zweitens bist du dazu noch zu klein“. „Nein“, sagt er Kleine, „ich muss für meinen Vater immer das Bier aus dem Kühlschrank holen, deshalb bin ich der Alkoholer“.

Wir aber sind die Atemholer. Alkoholer müssen wir nicht sein, uns Alkoholiker schon gar nicht, aber Atemholer sind wir immer. Ständig holen wir Atem, wir merken es gar nicht, wir atmen ein, wir atmen aus, jetzt, wo ich es sage, da fällt es uns erst auf. Wir atmen durch die Nase oder durch den Mund, in die Lunge, in den Bauch, ein ständiges Kommen und Gehen, ein Nehmen und Loslassen. Es atmet einfach in uns, jede Sekunde, Tag und Nacht, vom ersten Atemzug bis zum letzten Schnaufer am Sterbebett. Den Atem für unseren Körper, den holen wir aus der Luft, die uns umgibt, ob sie gut ist oder schlecht, wir können nicht aufhören, können die Luft nicht anhalten, sonst ersticken wir.

Aber auch unsere Seele, unser innerer Mensch soll nicht unter Atemnot leiden, soll nicht außer Atem geraten. Woher holen wir da den Atem für die Seele? Was ist es, das uns körperlich und geistlich Er-Holung schenkt?

Da dürfen wir heute auf dieses Fest des Hl. Geistes schauen. Pfingsten, das ist die himmlische Atemschule. Der Hl. Geist, das ist der Atem Gottes, der die beiden Lungenflügel der Gottes- und Nächstenliebe immer neu auffüllt, der uns bewahrt vor einem seelischen Lungeninfarkt. Der Hl. Geist arbeitet so wie unsere Lunge ganz unbemerkt, man könnte sagen: es atmet in uns. Aber wir können ihm doch unsere Atemhilfe geben: das Gebet z. B.: manche sagen: Beten, das ist das Atemholen der Seele. Wenn die Luft verpestet ist, nicht nur mit lebensgefährlichen Viren, sondern auch mit bösen Gedanken, Worten, Unterstellungen, Vorurteilen, dann brauchen wir oft die Sauerstoffmaske des Evangeliums. Aus der Hl. Schrift, da atmet der reine, klare Sauerstoff des Hl. Geistes. Da dürfen wir dann tief einatmen: nicht nur so ein bisschen nach Luft schnappen oder oberflächlich hecheln, sondern wie nach einer anstrengenden Bergtour die reine, klare Luft genießen.

Auch kreative Menschen, Künstler, Dichter, Musiker, Maler, auch sie helfen dem Hl. Geist in uns beim Atmen. Der Hl. Geist wird uns ja immer als Creator geschildert, als Schöpfer, als Hervorbringer guter Ideen, guter Gedanken und Einfälle.

Manchmal hat es allerdings den Anschein, als ob der Ungeist des Bösen ungleich kreativer sei, als der Hl. Geist. Wie erfindungsreich sind sie doch, die Waffenschmiede, die Computerhacker, die großen und kleinen Gauner, das zeigt uns der Blick zurück in die Geschichte, das lesen wir aus jeder Tageszeitung, sie treiben ihr Unwesen im Internet und in den sozialen Medien, aber wir geben ihnen auch viel mehr Platz und Raum als sie es verdienen. Ihre Macht ist nur eine scheinbare, eine aufgeblähte. Jesus sagt: In der Welt leidet ihr Drangsal, aber habt Mut: ich habe die Welt besiegt.

Der Ungeist des Bösen kommt nicht auf, wo wir dem Hl. Geist Raum lassen, ihn atmen lassen und ihm beim Atmen helfen. Dum spiro spero, sagen die alten Römer: solange ich atme, hoffe ich, solange der Geist in uns atmet, solange wird uns die geistliche Kondition erhalten bleiben, auch wenn wir manchmal nach Atem ringen, wenn es uns den Atem verschlägt, wenn wir vor Schreck den Atem anhalten müssen, aber ganz atemlos werden wir nie, die Luft wird uns nicht ausgehen, wir werden nicht ersticken, und wenn wir einmal unser Leben aushauchen, wenn wir den letzten Schnaufer machen, dann schenkt uns sein Hauch den langen Atem der Ewigkeit.

EVANGELIUM nach Johannes JOH, 20,19-23:

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in die Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.