Pfarre

Spittal an der Drau

Günther Kanonir

Nachrufe für einen, der auszog, Gott zu schauen

Günther Kanonir (Foto: Peter Rupitsch)
Günther Kanonir (Foto: Peter Rupitsch)

Nachruf I für Günther Kanonir von Dechant Kons. Rat Mag. Ernst Windbichler

Unser lieber Günther hat neben vielen Titeln und Auszeichnungen noch einen Titel erhalten, von dem die wenigsten wissen und auf den er auch sehr stolz war. Ich habe ihn nämlich einmal zum Reisemarschall ernannt in Anlehnung an den gleichnamigen Titel jenes vatikanischen Mitarbeiters, der die Papstreisen vorbereitet.

Er hat ja neben vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten in unserer Pfarre immer die Pfarrwallfahrten organisiert, ist vorher mit seiner Hildegard die Reiseroute abgefahren, hat von der Begrüßung bis zum Menüplan alles auf die Minute genau eingeteilt. Günther, habe ich zu ihm gesagt, der Papst hat einen eigenen Reisemarschall, aber für unsere Pfarre bist du der Reisemarschall, und er hat immer darüber geschmunzelt, wenn wir bei der Vor- oder Nachbereitung unserer Wallfahrten bei einem guten Glas Wein zusammengesessen sind.

Nun hat er selber jene Reise angetreten, die keiner planen kann, denn für diese letzte Reise ist Gott selber unser Reisemarschall. Er bestimmt Ankunft & Abfahrt. Auch wenn er uns für die Reiseroute viel Freiheit lässt, so ist er doch unsichtbar immer an unserer Seite. Das hat auch unser Günther oft erfahren und gespürt auf den vielen Stationen seines Lebens.

Foto:Peter Rupitsch
Foto:Peter Rupitsch

Seine Schüler könnten viel erzählen und seine Lehrerkollegen, die Vereinskollegen bei den Sängern und Schwimmern, die Soldaten beim Bundesheer oder die Mitarbeiter im Gemeinderat und im Pfarrgemeinderat, wo er sich besonders im Katholischen Bildungswerk engagiert hat. Man hat auf ihn gehört, wenn er seine sonore Stimme erhoben und in gewählten Worten seine Meinung kundgetan hat. Mit seiner Hildegard, die er als junger Lehrer hoch oben am Emberg kennengelernt hat, hat ihn eine tiefe Liebe verbunden, die beiden waren ein Herz und eine Seele und gerne denke ich noch an die goldene Hochzeit zurück, die ich in der Kirche und dann anschließend im Kreise der Familie mitfeiern durfte. Damals hat auch noch sein erster Sohn gelebt und es war wohl ein großer Schicksalsschlag, dass er so früh, im Alter von 51 Jahren, gehen musste und wir dürfen es ruhig zugeben, dass wir die Reisepläne dieses himmlischen Reisemarschalls oft nicht verstehen.

Aber doch hat unser Günther im Glauben immer wieder neue Kraft gefunden, er hat das auch gezeigt und gelebt, hatte seinen Stammplatz bei unseren Gottesdiensten und auch danach beim Frühschoppen. Glauben und Alltag und Leben gehörten für ihn zusammen und das nicht nur in schönen Zeiten, in gesunden Tagen, sondern auch in den schweren Zeiten der Krankheit und Schwäche, die er geduldig ertragen und erlitten hat. Gottseidank ist ihm seine Hildegard immer hilfreich zur Seite gestanden, hat gepflegt und betreut, hat ermuntertund getröstet. Nun ist seine Reise eingebogen in die Zielgerade, er ist angekommen, er darf aussteigen, nicht mehr herein in dieses für ihn so mühsam gewordene Leben, sondern hinaus in jenes Land, für das uns die Worte fehlen und das Gott uns bereitet hat. „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“, heißt es in einem alten Schlager, unser Günther aber ist nicht irgendwo und schon gar nicht nirgendwo, sondern er ist angekommen. So schwer es uns fällt, wir wollen ihn loslassen, dürfen es ihm gönnen in dem Wissen, dass er uns nicht entrissen ist, sondern nur vorausgegangen.

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Foto: Irmgard Linder

Nachruf II von Irmgard Linder

Liebe Hildegard, lieber Peter, geschätzte Trauerfamilie und geschätzte Trauergemeinde,

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt. (Arno Pötzsch)

Mit diesem Bild vor Augen, unseren lieben Günther, geborgen in den Händen Gottes, möchte ich mit Ihnen, mit euch, einen Blick zurück in sein erfülltes Leben machen.
Er wurde am 16.06.1939 in Spittal geboren, hat hier die Pflichtschule besucht. Die Ausbildung zum Lehrer in der damals so genannten Lehrerbildungsanstalt hat er nach 5 Jahren, wie alles, was er angefangen hat, mit Erfolg 1958 abgeschlossen. Es folgten der Grundwehrdienst beim Bundesheer und der Entschluss, auch in diesem Bereich als Reserveoffizier eine Karriere anzustreben, die er schlussendlich im Jahr 2001 im Rang eines Obersten beenden durfte.

Seine eigentliche Berufung und seinen Beruf als Lehrer begann er nach dem Grundwehrdienst und dabei lernte er am Emberg seine Hildegard kennen und lieben. Es folgten die Heirat und die Geburt des ersten Sohnes Günther, und viele Jahre später wurde dann auch noch Peter geboren.

Die Familie, sein Beruf, seine zahlreichen Interessen konnte Günther nur deshalb so erfolgreich managen, weil er im Hintergrund seine Frau Hildegard als Stütze und Ruhepol hatte. 20 lange Jahre, von 1961 bis 1981 war er mit Leib und Seele Hauptschullehrer in Mathematik und Biologie.15 Jahre war er für die ÖVP Gemeinderat, 18 Jahre war er Bezirksobmann des ÖLB und Obmann der Personalvertretung im Bezirk, er war begeisterter Sänger beim MGV 1861 und Leiter des Spittaler Doppelquintetts, und schließlich war er noch Gründungsmitglied des Spittaler Schwimmvereins, dem er als Vizepräsident bis 1985 angehörte.

Das, was Günther aber tatsächlich auszeichnete, war seine Gelassenheit und seine Ruhe in allen Situationen seines beruflichen und privaten Lebens. Er hatte einen messerscharfen Verstand, ein unglaubliches und umfangreiches Allgemeinwissen, er konnte Probleme und Krisensituationen sofort einschätzen und in aller Ruhe lösen. Hektik war ihm in jeder Form absolut fremd. Ruhig und gelassen hat er die Wege seines Lebens beschritten und dabei nie seine Ziele aus den Augen verloren. Als Lehrer war er ein Geschenk für die Kinder, die er ermutigt und gefördert hat, aber konsequent und liebevoll dahin geführt hat, wo sie hin sollten. Respekt und Güte waren kein Widerspruch, und so hat er auch 10 Jahre lang die Sporthauptschule mit leichter Hand als Hauptschuldirektor geführt und dabei sehr viele sportliche Erfolge mit den Lehrern und unseren SchülerInnen erfahren dürfen. Es gab keinen Wettbewerb, keinen Schitag, keinen Sporttag ohne ihn und die Kinder waren stolz, dass er sie überallhin begleitete.

Günther war durch und durch ordentlich und organisiert, aber auch fröhlich und unternehmungslustig, er liebte die Gemeinschaft und war einem guten Glas Wein nach einer langen Konferenz nicht abgeneigt. Er liebte es, mit uns zu singen und uns Geschichten und Anekdoten aus seinem Lehrerleben zu erzählen. Als er 1991 seinen Abschied als Direktor der Sporthauptschule nahm, um weitere 10 Jahre als Bezirksschulinspektor zu wirken, waren wir schon ein bisschen traurig, haben uns aber auch mit ihm gefreut, weil wir wussten, dass er mit seinem Gerechtigkeitssinn und seiner Fairness auch diese Position zur Zufriedenheit aller erfüllen würde .

Am wichtigsten in seinem ausgefüllten Leben war ihm aber immer die Familie, seine Hildegard, die ihn zu allen Anlässen begleitete. Die beiden miteinander zu sehen, war ein vertrauter Anblick für alle, die sie kannten, aber auch seine Söhne Günther mit seiner Familie und den Enkelinnen und Peter, auf die er sehr, sehr stolz war.

Der Glaube, der Besuch der Sonntagsmesse, die Aktivitäten in drei Perioden Pfarrgemeinderat ab 2002 bis 2017 waren zusätzlich Fixpunkte in seiner Pension, die er mit großem Engagement und Perfektion erledigte. Krank zu werden war keine Option für ihn, aber nach der Diagnose hat er auf seine Art versucht, damit fertig zu werden. Liebevoll begleitet und in den letzten sieben Monaten seines Lebens gepflegt von Hildegard hat er in den letzten Wochen angefangen, Abschied zu nehmen von seiner Frau, seiner Familie, seinem Leben.

So durfte er am 17.04. friedlich für immer einschlafen.

Früher -" so liest man, "erschienen im Traum die Engel.
Schließe die Augen und sieh!

Schließe die Ohren und lausche:

Leisen Schrittes kommt einer gegangen und wandert mit dir übers Wasser.

Flügel heben dich auf und du bist nicht mehr da.

Möge der liebende und gütige Gott dich bei sich ruhen lassen in Frieden!

Irmgard Linder