Pfarre

Spittal an der Drau

Gegen Gewalt an Frauen

im Rahmen der UN-Kampagne ORANGE THE WORLD

Foto: Peter Rupitsch
Foto: Peter Rupitsch

Schon seit einigen Jahren beteiligt sich die Katholische Frauenbewegung an der Aktion „Orange the World“ mit verschiedenen Schwerpunkten. Andachten und Lesungen werden in Kirchen organisiert. Orange bestrahlte Kirchen sind ebenso ein Zeichen, das wir setzen.

In diesem Herbst kam ein kleines, feines Lyrik-Büchlein von Heidi Wassermann-Dullnig, Pastoralassistentin in der Pfarre Villach St. Josef, auf den Markt und in meine Hände. Ihre vielfältigen Texte berührten mich zutiefst, sodass in mir die Idee einer gestalterischen Umsetzung reifte.

Gewalt sichtbar machen, ist keine leichte Aufgabe. Von unserer psychologischen Seite aus, sehen wir Menschen bei diesem Thema gerne weg, sind versucht es zu ignorieren und auch auf die eine oder andere Weise zu überdecken. Es ist beschämend für das Opfer und auch die Sicht auf Täter/innen fällt schwer, steckt nicht in jedem von uns ein Anteil von beidem.

Wie also sichtbar machen?

Die Texte, die ich für diese Aktion auswählte, trafen mein Herz; hatten sich in mein Herz graviert; Frau ins Herz gesehen. Meinem Beruf als Handgraveurin entsprechend, entschloss ich mich, diese Texte buchstäblich ins Herz zu gravieren. Diese Arbeit erfordert tagelangen Aufwand, man beschäftigt sich mit jedem Buchstaben, mit jedem Wort; man meditiert in einer Form die Texte. Situationen der Gewalt in verschiedenster Gestalt, an allen möglichen Orten der Welt, gehen einem durch den Kopf. Bilder entstehen...

So reifte mein Entschluss, zusätzlich Frauenfiguren entstehen zu lassen. Erstarrte Körper, - in der Situation der Gewalt erstarrt, unvermögend aus dem Moment heraus zu treten. In Zement getauchte und so erstarrende Frauengewänder drücken diesen Stillstand von Seele und Körper aus. Kleine Details bekräftigen den Inhalt der Texte. Diese Gewänder sollen offen sein, um einen Blick in das Herz, in die Herzens-Nöte werfen zu können. Selten offenbart sich ein Mensch in seinen Nöten dem Anderen, lässt in seine Seele blicken.

Um dem Gegenüber ins Herz blicken zu können, muss man dem/der Anderen mindesten in Augenhöhe, wenn nicht sogar in Herzens-Höhe begegnen können.

So entstand die Größe der Frauenfiguren.

Ein uralter Balken soll das Leben der Ruferin darstellen, an der uns zugewandten Seite abgenutzt, verletzt und bearbeitet. Dieser Balken des Lebens steht uns bei der Betrachtung gegenüber, auf einen goldenen Sockel steht die Frau, als Zeichen des göttlich gedachten Ursprungs in jeder/m von uns. Eine Ader des Göttlichen zieht sich durch das Leben und verlässt uns nicht, auch nicht in den dunkelsten Stunden.

Ein stiller Ruf ...wohin, an wen?

Ein Ruf, eine Klage an Gott – an Jesus, der den Weg jeden Leidens selber gegangen ist. Ein Jesus, der ganz sicher kein leiser Zeitgenosse war, einer der die Ungerechtigkeiten der Menschheit aufdeckte. Ein Jesus, der seine Hand in die Wunden der Verletzten legte, nicht um zu verletzen, sondern um zu sehen, um zu fühlen, um zu heilen. Und auch in die Wunden der Zerstörer, der Verletzer, der offensichtlich Mächtigen legte er seine Hand, um zu heilen.

In diesen sieben Stationen der Ausstellung sind sieben ausgewählte Gewalt-Themen an Frauen, von Ausgrenzung, physischem, psychischen, sexuellem und ökonomischem Missbrauch, Geschlechterunterdrückung dargestellt. Es ist eine Betrachtung, die Situationen über die ganze Welt überblicken lassen soll.

So wünsche ich Ihnen, als Besucher/in der Ausstellung einen achtsamen, empathischen und vorsichtigen Gang von Frauenfigur zu Frauenfigur, beginnend mit dem Ruf, dem Gebet: “bist du mit mir“, der begleiten möge, bis zum Ende des Rundganges der Ausstellung.

  • Text & Künstlerin: Ulrike Schwager, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Kärnten
  • Fotos: Irmi Linder und Peter Rupitsch

Videoführung durch die Ausstellung "wenn frauenseele leidet" mit der Künstlerin Ulrike Schwager

https://www.youtube.com/watch?v=son4oXJjeII