Pfarre

Spittal an der Drau

Fronleichnam in Spittal/Drau

Seht, ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung der Welt

Stadtpfarrer, Dechant Mag. Ernst Windbichler - Predigt zum Fronleichnamsfest 2019

Seht, ich bin bei euch, alle Tage, bis zur Vollendung der Welt- diese Worte sagt der von der Erde scheidende Herr seinen trauernden Hinterbliebenen, bevor er dorthin heimkehrt, wo er hergekommen ist. Aber seltsam, diese gelähmten und vom Schock gerührten Trauergäste verwandeln sich in begeisterte Weggefährten des Auferstandenen, bleiben nicht sitzen in Resignation und Ohnmacht und enttäuschten Hoffnungen, sondern brechen auf in alle Welt und tragen den Glauben überall hin, bis er auch zu uns her nach Spittal gekommen ist. Denn sie beherzigen und wissen es , diese letzten Worte Jesu sind wie ein Vermächtnis, ein geistliches Testament. Sie spüren, er ist in ihnen am Werk, niemals sind sie von Gott und allen guten Geistern verlassen. Und auf diesem Weg in die Zukunft gibt er ihnen eine Wegzehrung mit, die wir bei jeder Messe mit Ehrfurcht und Dankbarkeit verkosten dürfen: sich selber im Heiligen Brot, in der unscheinbaren Hostie, in dieser kleinen, zerbrechlichen Scheibe, die wir uns wie eine seltene Spezialität auf der Zunge zergehen lassen dürfen. Auf vielfältige Weise löst er sein Verspechen ein, eine davon ist eben dieser heilige Schmaus, der für jeden, der ihn bewusst begeht, schon ein Vorgeschmack des himmlischen Hochzeitsmahles sein will.

Heute, am Fronleichnamstag folgt nach dem Seelenschmaus der Augenschmaus. Nach der handgreiflichen Berührung folgt die Fernberührung durch unsere anderen Sinne: die Augen sehen: den Herrn im Brot, durch die Monstranz, das Vorzeigegerät  schaut er wie durch ein Schaufenster auf uns und auch umgekehrt: er setzt sich unseren Blicken aus. Die schönen Gewänder und Trachten,  die Vereine, die freundlichen Gesichter, die wunderbar geschmückten Altäre. Die Nase riecht den Weihrauch, der zu Gott aufsteigt, wie unsere Gebete, die Füße spüren den Weg, der ein Stück unseres Lebensweges darstellen soll, aber auch ein Stück jenes Weges, den Gott zu uns Menschen macht. Auch wenn die Prozession nicht zu jeden Haus und jedem Wohnblock hingeht, gemeint ist doch, dass der Herr keinen auslässt und bei jedem anklopfen will. Die Ohren hören: die Gebete, die Texte, die Lieder, die Töne, die Musik und die Segensworte, die über uns ausgesprochen werden. Wie gesagt: nach dem Seelenschmaus ein Fest für alle Sinne.

So marschieren wir heute nicht zornig und protestierend, sondern äußerst friedlich durch unsere Stadt, zeigen allen, dass Jesus nicht nur drinnen in der Kirche oder gar nur im Tabernakel daheim ist, sondern dass er auch draußen zuhause sein will. Was wir am Gründonnerstag still und bescheiden gefeiert haben, im Zeichen des letzten Abendmahles und der Fußwaschung, das wird jetzt öffentlich. Wir tragen den, der uns trägt, und der ist doch so unscheinbar und entsetzlich bescheiden in seiner blassen Hostie. Für Uneingeweihte eigentlich ein Skandal und es wird in Zukunft immer mehr geben, die verständnislos den Kopf schütteln. Auch wir sollten uns nicht daran gewöhnen an dieses seltsame Zeichen seiner außergewöhnlichen Anwesenheit, dass er sich uns so schonend hingibt, dass er uns auf Augenhöhe begegnen will.

Vielleicht kann uns heute wieder ein Stück neue Aufmerksamkeit und Dankbarkeit geschenkt werden, ein bisschen mehr Gefühl dafür, dass das Wichtigste und Wesentlichste unseres Lebens nicht immer spektakulär und außergewöhnlich ist, vielleicht können wir wieder ein bisschen den eigentlichen Hunger spüren, den uns alle Sonderangebote dieser Welt nicht stillen können, den nur der stillen kann, der von sich gesagt hat: Ich bin das Brot des Lebens, wer davon isst, wird nie mehr hungrig sein.

Beschenkt mit den Worten unseres Dechants sind wir zur Prozession mit dem Hl. Brot aufgebrochen!                                                                      Fotos frei zum Download Irmgard Linder