Pfarre

Spittal an der Drau

Eine neue Weltordnung

vom Stadtpfarrer Dechant Ernst Windbichler

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Eine neue Weltordnung

Was bei Mat­thä­us die Berg­pre­digt, die mit den acht Se­lig­prei­sun­gen be­ginnt, das ist bei Lukas die Feld­re­de. Nicht vom Berg herab, wie ein neuer Moses, ver­kün­det Jesus seine Wei­sun­gen, nicht auf Kan­zel­hö­he, son­dern auf Au­gen­hö­he und, wie es sich spä­ter zei­gen wird, sogar auf „Hüh­ner­au­gen­hö­he“. Lukas, der Über­lie­fe­rung nach Maler und Arzt, schaut genau hin, no­tiert vor allem die Hin­wen­dung Jesu zu den Armen und den an Leib und Seele Kran­ken. Er zeigt einen Herrn, der sich ganz hin­un­ter bü­cken kann. Sei­nen vier Se­lig­prei­sun­gen fügt er auch noch We­he­ru­fe hinzu und un­ter­streicht so den Ernst sei­ner Bot­schaft.

Dass in Zei­ten des Lock­downs und der Pan­de­mie die Nach­fra­ge nach teu­ren Lu­xus­au­tos so hoch ist, dass man mit der Her­stel­lung nicht nach­kommt, stimmt in die­sem Zu­sam­men­hang nach­denk­lich. Frei­lich klin­gen all diese Ver­hei­ßun­gen wie Ver­trös­tun­gen auf ein bes­se­res Jen­seits. Wer will schon so lange war­ten! Den­noch aber spü­ren wir oft genug, dass alles Glück die­ser Erde nicht aus­reicht, um in­ner­lich ganz zu sät­ti­gen. Der Krug will ein­fach nicht voll wer­den. Immer bleibt eine un­er­klär­li­che Rest­sehn­sucht, dass es da noch mehr geben muss. Es gibt auch den Tod am Brot al­lein. Oder an der Lan­ge­wei­le, an der Sinn­lo­sig­keit.

Wie auf Zi­ga­ret­ten­pa­ckun­gen War­nun­gen ste­hen, so will auch Jesus uns zu­ru­fen: „Ach­tung: Ego­is­mus kann er­füll­tes Leben ver­hin­dern!“ Sich auf die Seite der Be­nach­tei­lig­ten stel­len, und, wenn es uns selbst be­trifft, Gott so­li­da­risch auf un­se­rer Seite wis­sen, davon hängt das Ge­lin­gen un­se­res Da­seins ab. So wird unser Leben nicht nur län­ger und brei­ter, son­dern auch tie­fer und höher. Wer’s glaubt, wird selig! Ver­spro­chen!

Text: Stadtpfarrer Dechant KR Mag. Ernst Windbichler

Foto: Peter Rupitsch
Foto: Peter Rupitsch

Evangelium nach Lukas 6, 17,20-26

In jener Zeit stieg Jesus mit den Zwölf den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer gro­ßen Schar sei­ner Jün­ger ste­hen und viele Men­schen aus ganz Judäa und Je­ru­sa­lem und dem Küs­ten­ge­biet von Tyrus und Sidon waren ge­kom­men. Jesus rich­te­te seine Augen auf seine Jün­ger und sagte: Selig ihr Armen, denn euch ge­hört das Reich Got­tes. Selig, die ihr jetzt hun­gert, denn ihr wer­det ge­sät­tigt wer­den. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr wer­det la­chen. Selig seid ihr, wenn euch die Men­schen has­sen und wenn sie euch aus­sto­ßen und schmä­hen und eure Namen in Ver­ruf brin­gen um des Men­schen­soh­nes wil­len. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Him­mel wird groß sein. Denn eben­so haben es ihre Väter mit den Pro­phe­ten ge­macht. Doch weh euch, ihr Rei­chen; denn ihr habt euren Trost schon emp­fan­gen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr wer­det hun­gern. Weh, die ihr jetzt lacht, denn ihr wer­det kla­gen und wei­nen. Weh, wenn euch alle Men­schen loben. Denn eben­so haben es ihre Väter mit den fal­schen Pro­phe­ten ge­macht.