Pfarre

Spittal an der Drau

Der Himmel hat sich geoutet

Predigt vom Dechant KR Mag. Ernst Windbichler

Wie eine Bundeshymne beginnt der Evangelist Johannes sein Evangelium. „Im Anfang war das Wort“, so lautet die erste Zeile. Das Wort, auf Griechisch der Logos, kann auch Ziel oder Sinn bedeuten, aber eben auch Kontakt und Zuwendung.

Foto: PeRu
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Dieses Lied ist auf den ersten Blick eher unweihnachtlich. Es eignet sich nicht zum Hirtenspiel, es geht nicht um Länder, Daten und Ereignisse, sondern es geht um eine Person, die mit vielen Namen besungen wird, es geht um Jesus Christus. Licht wird er genannt und Leben, aber vor allem Wort. Es ist gedichtete, aber verdichtete Weihnachtsgeschichte, dieser Satz: „Das Wort ist Fleisch geworden“.

Gott hat keine SMS vom Himmel herabgeschickt: „Sohn unterwegs“. Er sendet keine E-Mail und spricht nicht auf unsere Mailbox, lädt uns nicht ein in einen virtuellen Raum im Internet. Er wird Fleisch, mit Haut und Haaren, hat Hand und Fuß. So kommuniziert Gott.

Dann die Nacht und der Stern und die Hirten: Alles in dem Satz: „Das Licht kam in die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfasst“. Alle Dunkelheit der Welt hat keine Chance gegen dieses Licht, nicht einmal die Grabesnacht, wie sich später zeigen wird. Wer sich ihm voll Vertrauen öffnet, für den ist es wie eine neue Geburt, nicht aus dem Mutterschoß und hinein in eine Blutsverwandtschaft, sondern eine Geburt aus Gott und hinein in eine gemeinsame Verwandtschaft der Kinder Gottes.

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Stadtpfarrer Ernst Windbichler (Foto: PeRu)

„Und er hat unter uns gewohnt“, oder gezeltet, wie es wörtlich heißt, immer zum Aufbruch bereit. Er hat nicht nur angeklopft und ist enttäuscht wieder gegangen. Seitdem ist in jedes Menschengesicht und in das Gesicht der ganzen Schöpfung das Gesicht Gottes hineingeschrieben.

Der Johannesprolog, die „Bundeshymne“ der ersten Christengemeinden. Mögen wir auch im neuen Jahr und immer darüber staunen.