Das Wort zur Schrift
Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! (Joh 1,29)

Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! (Joh 1,29)
Weihnachten vorbei, Christbäume geschreddert, Krippe am Dachboden. Der kirchliche Alltag hat wieder begonnen. Und doch ist Weihnachten nie vorbei. Dass der Höchste selbst Mensch wird, das bleibt an allen Tagen aufrecht. Nicht als brüllender Löwe oder wilder Stier wird er uns heute vorgestellt, sondern als demütiges Lamm, das Opfertier im Tempel. Der bescheidene Dienstweg, der in der Futterkrippe beginnt, setzt sich fort, bis in die Dunkelheit des Kreuzestodes. „Mitten unter euch steht er, den ihr nicht kennt“, sagt Johannes. Er will keine Sensation sein, will gesucht und gefunden werden. Da muss erst einer auf ihn aufmerksam machen. „Seht da, der Mensch!“, wird dann ein paar Jahre später ein gewisser Pontius Pilatus sagen, als er den zerschlagenen Erlöser der Menschenmenge präsentiert.
Kaum zu glauben, dass dieses elende Häuflein Mensch der Herr selber sein soll. Aber doch ist er ausgerüstet mit dem Heiligen Geist, der in der Taufe uns allen verheißen ist. Nicht der Geistlosigkeit oder dem Ungeist ausgeliefert, sondern der lebensspendenden Geistkraft Gottes sind wir anvertraut. „Seht, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt“: Ein Satz, der uns entlasten kann, der uns leichteren Schrittes hineingehen lässt in das noch so junge neue Jahr 2023, ein Satz, der uns bewahrt vor Selbstüberschätzung und Selbsterlösung, der uns Licht gibt und Hoffnung in all den unvermeidlichen Sackgassen, in die wir auch heuer wieder geraten werden.
Dechant KR Mag. Ernst Windbichler
Stadtpfarrer Spittal/Drau
Evangelium
nach Johannes > Joh 1, 29-34
In jener Zeit sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, damit er Israel offenbart wird. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf den du den Geist herabkommen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes.
