Das Wort zur Schrift
Sollte Gott seinen Auserwählten, die zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen? (Lk 18,7)
Foto: Peter Rupitsch
Sollte Gott seinen Auserwählten, die zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen? (Lk 18,7)
Auch wenn wir Tag und Nacht zu Gott schreien, selten kommt es so, wie wir es gern hätten. Denn da gibt es den Maßstab der Freiheit: Gott hat mir Entscheidungsfreiheit gegeben, mit allen guten oder auch schlechten Folgen. Und dann gibt es den Maßstab der Liebe: seit Jesus als der von Gott Gesandte unter uns gelebt und gelitten hat, dürfen wir glauben, dass Gott uns nichts Böses will, dass er kein Sadist, kein seniler Greis, kein Puppenspieler ist und wir seine Marionetten, sondern ein sorgender Vater, eine liebende Mutter. Und deshalb gibt er uns auch nicht immer das, was wir verlangen. Ein altes Sprichwort sagt: „Willst du deinem Feind Böses tun, dann bitte Gott, dass er alle seine Bitten erhört“. Welches Chaos! Nein, er gibt nach dem Maßstab der Liebe und Freiheit. Deshalb schaut bei unserem Beten auf den ersten Blick nichts heraus. Was aber geschieht, das ist eine Änderung des Blickwinkels: Ich kreise nicht mehr um mich selbst, sondern richte mich aus auf ein Gegenüber. Ist das nicht schon Geschenk genug? Er ist der Ansprechbare und Anwesende. Ich bin nicht allein, ich bin angesehen und angehört.
Text: Dechant KR Mag. Ernst Windbichler - 9800 Spittal/Drau
Evangelium nach Lukas ( Lk 18, 1 – 8 )
In jener Zeit sagte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter , der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher! Und er wollte lange nicht Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?