Pfarre

Spittal an der Drau

Aschenkreuz “to go”

Gedanken zum Aschermittwoch 2024

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Foto: Peter Rupitsch

Anbei erhalten Sie diese wunderbare Predigt von unserem Stadtpfarrer Dechant KR Ernst Windbichler auch als "to go":

Aschermittwoch: Sandmann im Stundenglas

Weil Menschen zunehmend weniger Zeit haben oder dies zumindest glauben, wächst der Markt der Produk- te, die „to go“ verfügbar sind. Klassiker ist der „coffee to go“, doch auch für viele andere Waren gilt mittlerweile: schnell auf die Hand, unterwegs ausgepackt und konsumiert. Zurück bleibt oft Verpackungsmüll, der unsere Umwelt stark belastet. In dieser ökologischen Hinsicht ist das Angebot eines Aschenkreuzes „to go“ unbedenklich – und tatsächlich bieten es einzelne katholische Gemeinden Passanten neuerdings an.

Die Idee ist einfach: Christen, die am Aschermittwoch keinen Gottesdienst besuchen, können sich das Zeichen für Buße und Umkehr auf dem Kirchplatz oder in der Fußgängerzone sozusagen im Vorüberbergehen auf die Stirn zeichnen lassen. Ein Konkurrenzangebot zum Empfang des Aschenkreuzes im Rahmen eines Gottesdienstes soll das Aschenkreuz „to go“ sicher nicht sein, eher ein starkes Zeichen in der Öffentlichkeit, ein Signal für alle, die einen Sensus für den Gedanken der Fastenzeit haben.

Vor einiger Zeit habe ich eine interessante Karikatur gesehen: eine riesige Sanduhr, ein Stundenglas. Im oberen Glaskolben der Sand, die vielen feinen Körnchen, die durch die enge Öffnung nach unten rieseln wollen. Aber das möchte ein kleiner Mann verhindern, der im unteren Glaskolben steht und mit seinem Zeigefinger versucht, das winzige Loch zu verstopfen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man, dass der Mann genauso gezeichnet ist wie der Sand – nichts als unzählige kleine Pünktlein.

Ich muss bei dem Bild sofort an den Aschermittwoch denken. An diesem Tag wird uns (nicht nur in der Liturgie) wieder einmal drastisch vor Augen gestellt, dass unsere Zeit verrinnt wie der Sand im Stundenglas und dass alle unsere Versuche, die Zeit anzuhalten, erfolglos bleiben. Irgendwann wird der Zeigefinger des Mannes in der Sanduhr ermüden. Es hilft nichts: Wir müssen uns unserer Endlichkeit, unserer Vergänglichkeit stellen. Wir müssen akzeptieren, dass der Vorrat unserer Minuten, Stunden und Jahre begrenzt ist. Und dass der Mann im Stundenglas genauso gezeichnet ist wie die Sandkörnchen, illustriert eindrucksvoll den Satz, mit dem uns das Aschenkreuz auf die Stirn gestreut wird: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehrst!“ Vergiss nicht, wie kurzlebig Macht und Ruhm sind; wie wenig du festhalten kannst von dem, was dir so wichtig und unverzichtbar erscheint.

Je bewusster wir uns mit unserer Sterblichkeit und Vergänglichkeit auseinandersetzen, desto wichtiger wird für uns die Frage: Wie gestalten wir die Zeit, die uns geschenkt wird? Was ist wertvoll? Was gibt unserem Leben ein Profil?

Die Botschaft Jesu kann uns auf diese Frage heute und in den kommenden Wochen der Fastenzeit einige Antworten geben …

Wir wünschen Ihnen eine angenehme und sinngebende Fastenzeit.

Bildunterschrift (Bildrechte sind zwingend anzugeben!)
Foto: Peter Rupitsch