Pfarre

Kötschach

Die Novene zur Schmerzensmutter

Schmerzensaltar (© Foto: Nowodczynski)
Schmerzensaltar (© Foto: Nowodczynski)

1998 waren es genau 225 Jahre,daß die Novene zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes in Kötschach das erste Mal gefeiert  wurde. Im Jahre 1773 ersuchte Frau Anna Pfefferin geborene von  Steinberg, die Gattin des Fürstlich Porciaschen Pflegers Gabriel Christoph Pfeffer, den damaligen Prior des Servitenfelosters, Pater Laurentius M. Schenfe, ob es möglich wäre, beim Schmerzensaltar  im linken Seitenschiff der Pfarrkirche am Schmerzensfreitag vor dem Palmsonntag und den 8 vorhergehenden  Abenden eine Andacht zur Schmerzensmutter zu feiern und spendete ein entsprechchendes Stiftungskapital. Der Voschlag wurde angenommen, und die Novene war gleich beim ersten Mal ein großer Erfolg. Es ging außerordentlich viel Opfer ein, so daß einige Anschaffungen für den Schmerzensaltar getätigt werden konnten.

Von nun an wurde die Novene jährlich gehalten, die ersten dreiJahre am Schmerzensaltar. 1776 wurde die Andacht von P HubertM. Fieger wegen der großen Teilnahme der Bevölkerung auf den Hochaltar verlegt und die ausdrucksstarke Pieta vom Schmerzensaltar für die Dauer der Novene dorthin übertragen (die Statue, die heute noch bei der Novene am Hochaltar steht, wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahdertsleuchtes in Südtirol angekauft). Dazu wurde der Hochaltar prächtig dekoriert und mit Kerzen und Öllichtern beleuchtet.

Im Diözesanarchiv in Klagenfurt befindet siel ein „Rechnungsbuch der Schmerzhaften Andacht", in dem von 1777 bis 1827 alle Einnahmen an Opfergeld und Ausgaben genau vermerkt wurden. An Ausgaben und verwendeten Materialien für den Altarschmucksind aufgelistet: Wachs, Öl, „Haarsam" für Leinöl, Kerzen, Eisen-draht, Holz, Farbe, Anschaffung neuer Leuchter, ... Die Helfer und Mitarbeiter wurden entlohnt: Maler, Tischler und freiwillige Helfer beim Herrichten (diese wurden außerdem mit Bier und Brezen verpflegt), Mesner, Ministranten, Organist, Orgelaufzieheirin, Musikanten, Kerzenanzünder (wegen der vielen Kerzen und Öllichter mußte eine eigene Person zum Anzünden angestellt werden). Für die feierliche Gestaltung der Andacht spricht auch der Umstand, daß mit Weihrauch nicht gespart wurde, dieser ist bei den Ausgaben eigensvermerkt.

Unvorstellbar ist für uns heute die aufwendige Beleuchtung des Altares und der Kirche mit Kerzen und Öllichtern. In den ersten Jahren ist im Rechnungsbuch immer die Anzahl der Lichter vermerkt: 250, 350, 600 und im Jahr 1781 gar 800 Lichter!

Der Ablauf der Andacht war damals folgender: Um 9 Uhr vormit-tags war „gestiftete" Segenmesse (wahrscheinlich von der Begründerin Anna Pfefferin gestiftet). Abends war am ersten Tag um halb 6 Uhr Predigt, Segen, Aussetzung des Allerheiligsten, 7 Schmerzen-Rosenkranz, Lauretanische Litanei, Stabat Mater und nochmals Segen. Die anderen Tage begann die Andacht um 6 Uhr, ohne Predigt. Am Schmerzensfreitag war um 9 Uhr Predigt und Hochamt, abends halb 6 Uhr wieder Predigt, Andacht und zum Schluß Te Deum. Die Beteiligung der Bevölkerung war außerordentlich, von nah und fern strömten die Gläubigen herbei.

„Communicantes et Poenitentes (Beichtende)" wurden gezählt und die Zahlen im Rechnungsbuch eingetragen: 1778 waren es am Fest Maria Verkündigung und dem darauffolgenden Schmerzensfreitag 2000, in anderen Jahren (jeweils am Schmerzensfreitag) 1300, 1200, einmal wegen Schlechtwetters „nur" 800.

Diese Zahlen sprechen für die Beliebtheit der Novene schon in den ersten Jahren. Die Andacht entwickelte sich zu einem der wichtigsten religiösen Ereignisse im Lauf des Kirchenjahres. Das nur an den neun Tagen der Novene übliche viertelstündige „Auf-und Auf-Läuten" bildet den festlichen Auftakt zu den Andachten. In der Vergangenheit wurden die Läuter als Lohn für solche außergewöhnlichen Einsätze vom Mesner mit Speck und Schnaps verköstigt.

Immer noch wird für die Novene die Kirche besonders schön geschmückt, wenn auch schon vor Jahrzehnten alte Leute beteuerten, das sei „älls nix" gegen früher - liest man die Angaben im Rechnungsbuch, eine durchaus verständliche Aussage!

In den vergangenen zweieinviertel Jahrhunderten hat die Novene zur Schmerzensmutter sicher Veränderungen, Höhen und Tiefen eriebt. Doch ist sie auch nach dem Weggang des Servitenordens von Kötschach aus de es nicht wegzudenken und stellt ein wichüges Ereignis der vorösterlichen Zeit dar. Durch die festliche und abwechslungsreiche Gestaltung mit verschiedenen Chören und Predigern hat die Andacht in den letzten Jahren wieder eine erfreuliche Aufwertung erfahren. Zum Schluß noch das Motto, das im Jahre 1777 der Rechnungsführer unter die Einleitung des Rechnungsbuches setzte: „Gott gebe, das dise Preißwürdigste andacht imer fortgesezt und vermehret wird zu Seiner und seiner schmerzvollen Mutter Ehre und glori."

Festschrift zur 600 Jahr - Feier der Marienkirche in Kötschach, Klagenfurt 1999, S. 131-133