Ich nehme mich wahr - Weg zu Menschwerdung
Liebe Pfarrgemeinde!
Mit dem beginnenden Advent begegnet uns jedes Jahr aufs Neue die Chance uns auf das Weihnachtsfest – auf die Menschwerdung unseres Gottes vorzubereiten. Menschwerdung Gottes hat immer etwas mit mir selbst zu tun – die Menschwerdung Gottes möchte mir helfen mich selbst von neuem als Mensch zu entdecken und wahrzunehmen. Es hat sich in unseren gesellschaftlichen Strukturen und Bildern - in einem atemlosen schneller, größer, höher, weiter mehr - immer mehr eingeschlichen, dass der Mensch oft nur als Dienstleister, als Kostenfaktor oder Mitarbeiter in seinen Funktionen und Rollen gesehen wird. Der weihnachtliche Blick auf den Menschen ist da ganz anders und ruft uns zu: Du darfst zunächst einmal Mensch sein, mit Deinem Lebensweg und Deiner Geschichte, mit Deinen Erfolgen, Deiner Dankbarkeit und Deiner Freude, mit Deiner Leidenschaft und Deiner Liebe. Entdecke neu, was Dich als Mensch so einzigartig und wertvoll macht. Doch für diesen weihnachtlichen Blick bracht es Zeit zum Hineinwachsen – der Weg zur Menschwerdung.
Im Buch „Wenn der Himmel niederkniet“ schreibt der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz dazu: „Der Advent ist eine Einladung durchzuatmen, still zu werden und sich Zeit zu nehmen – Zeit für Begegnungen und Gespräche, vielleicht im Lichtschein der Kerze am Adventkranz. […] Wir brauchen in unserer Gesellschaft Zeit zum Durchatmen. Wir brauchen Aufmerksamkeit füreinander, Sensibilität für die Botschaft von Weihnachten und die Bereitschaft, zu Gott hin umzukehren, den Glauben und auch die Hoffnung zu erneuern. Das kann manchmal auch bedeuten, um Vergebung zu bitten, um Versöhnung mit den Bruchstellen des Lebens und auch ungelöste und unlösbare Fragen zuzulassen. So kann uns im Licht der Kerzen die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes erhellen, um auch an uns selbst sichtbar zu werden. Duchatmen und darauf vertrauen, dass unser Leben, unser Dasein fruchtbar wird."
Dafür braucht es aber auch den zweiten Blick auf dem Weg zur Menschwerdung – sich selbst wahrzunehem und vor allem auch anzunehem. Das kann oft zu einer großen Herausforderung werden. Doch da möchte ich Dir Mut machen, dass Du Dich über Dich freuen darfst – Sei du selbst, denn alle anderen gibt es schon.
Im Buch „Die Seele braucht mehr als Pflaster“ schreibt Schwester Theresa Zukic: „Du bist ein Wunder aus Liebe einzigartig der Welt geschenkt. Wenn Du nur wüsstest, und einmal begreifst, wie kostbar Du bist. Du würdest Dich mit purrer Freude, atemlosem Staunen, tiefer Demut betrachten. Würdest losgehen, nein – rennen, die Welt mit neuer Liebe zu umarmen. Würdest achtsam die bedingungslose Liebe versprühen, die Dich für immer trägt.“
Mit diesen Gedanken wünsche ich Dir und Deinen Lieben einen gesegneten Weg durch den Advent, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und vor allem auch Gottes Schutz und Segen für das Jahr 2024, das mit vielen kostbaren und schönen Momenten auf Dich wartet!
Euer Pfarrer Ulrich Kogler