Pfarre / Fara

Ferlach/Borovlje

Neujahrsgedanken

Anfang gut - alles gut

In seinem Gedicht “Erinnerung” sagt Rainer Maria Rilke: “Und da weißt du auf einmal: das war es./ Du erhebst dich, und vor dir steht / eines vergangenen Jahres / Angst und Gestalt und Gebet.”

Wir wissen wohl, was des vergangenen Jahres Gestalt gewesen ist, seine Angst und kennen vielleicht auch unser Gebet in jenen Monaten. Von Maria sagt das Evangelium des Neujahrstages, sie habe alles, was geschehen war, in ihrem Herzen bewahrt und darüber nachgedacht (Lk 2,19).
Mit der Geburt Jesu ist es unter dem Herzen Marias nicht leer geworden, sie lässt weiterhin das von Gott Geschenkte und ihr Zugemutete in ihrem Inneren wachsen und bringt es zur Welt. Wie Maria, so die Kirche und wir, die wir zur Kirche gehören.

Die Kirche ist nicht groß hervorgetreten im vergangenen Jahr, sie ist im Verborgenen geblieben, hat mitgetragen und mitgelitten. Sie hat für manche ratlos und zögerlich gewirkt, aber wer sich interessierte, der konnte so viel Kostbares neu entdecken, es aufnehmen und in der Stille weiter reifen lassen. Der Jahreswechsel ist da kein Einschnitt.

So steht auch in Rilkes Gedicht nicht nur der Blick zurück auf das Vergangene, sondern auch: “Und du wartest, erwartest das Eine, / das dein Leben unendlich vermehrt, / das Mächtige, Ungemeine ...” Gottes Phantasie wird auch im neuen Jahr da sein.