Pfarre / Fara

Ferlach/Borovlje

Heilsame Unterbrechung

Vereinsjubiläum und Kräutersegnung der Ferlacher Goldhaubenfrauen

Seit jeher sind es die Frauen, die einen besonderen Zugang zu Kräutern und ihrer Heilkraft haben. Kräuterweiblein, Hebammen und "Hexen" - sie alle kannten die Wirkung heilkräftiger oder auch halluzinogener Pflanzen. So liegt es auch heute noch vielfach in weiblichen Händen, Kräuter zu sammeln und für die Hausapotheke nutzbar zu machen. Oder - wie die Ferlacher Goldhaubenfrauen -sie zu duftenden Sträußchen zu binden und an einem Septembersonntag zur Kirche zu bringen, um Gott für ihre Schönheit, ihren Duft und ihre heilsame Wirkung zu Danken und seinen Segen zu bitten.

"Wir begehen eine Art von Erntedank in einem Gottesdienst. In einer Messe, das wissen wir schon seit Kindertagen, da geht nichts weiter. Es ist die Entdeckung der Langsamkeit. Wir könnten in dieser Zeit was Nützliches machen. Stattdessen sitze ich da mit dem Sträußchen in der Hand und lasse meine Gedanken schweifen. So ein Sonntag ist der Einbruch des ganz und gar Anderen in meine Welt. Und wir brauchen genau das. Die Unterbrechung des Alltags. Das Geschenk der Entschleunigung.", sagt Pfarrer Jakob Ibounig in seiner Ansprache.

Wer den Goldhaubenfrauen schon einmal beim Binden der Kräuterbüschlein über die Schulter geschaut hat weiß, dass das nicht im Handumdrehen erledigt ist. Es braucht Zeit und Muße. Die Kräuter wollen dafür in großer Zahl in Garten, Feld und Wald gesammelt und zusammengetragen werden. Eingehüllt in Kräuterduft ist es eine fast meditative Tätigkeit, wenn jedes Sträußchen mit Liebe und Bedacht zusammengestellt wird. Es steckt viel Arbeit dahinter und doch ist es eine wohlriechende Unterbrechung des Alltags, ein Eintauchen in die Schönheit der Schöpfung.

Die gesegneten Kräutersträußchen, demütig und klein wie sie sind, sollen uns an die heilsamen Unterbrechungen des Alltags erinnern: an eine kurze Rast bei einer Tasse Tee, einen Spaziergang in der Natur, ein Innehalten bei einem Wegkreuz, ein Dankgebet, für alles Gute, das uns widerfährt, an das Aufatmen der Seele in einem Sonntagsgottesdienst.

Seit 45 Jahren gibt es die Ferlacher Goldhaubenfrauen und fast ebenso lange die Kräutersegnungen. Wir bedanken uns, dass sie jedes Jahr mit Gästen aus nah und fern zu uns in die Stadtpfarrkirche kommen mit ihren duftenden Sträußchen, und für die liebevoll ausgerichtete Agape nach der Messe. Für die musikalische Gestaltung, die schon traditionell der MGV Alpenrose übernimmt, sagen wir Vergelt's Gott. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Kräutersträußchen werden Ferlacher Feuerwehren unterstützt. Heuer freut sich die FF Kirschentheuer über eine großzügige Gabe für ihre Jugendarbeit, die Obfrau Elke Frank am Ende der Messe überreicht hat.