Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Zusammen für Mensch und Umwelt

Der Together Point

Der Verein „Together“ schenkt in seinen „Together Points“ Sachgegenständen wie Kleidung, Bücher und Spielzeug ein zweites Leben und rettet noch essbare Lebensmittel vor dem Mülleimer.

von Carina Müller

Rund eine Million Tonnen an genießbaren Lebensmitteln landet in Österreich pro Jahr im Müll. Die Wegwerf- und Konsumgesellschaft sowie die niedrigen Preise von Kleidung einiger Textil-Giganten treiben Menschen dazu, billig und viel zu kaufen, kurz oder nie zu tragen und schnell wegzuwerfen. Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, auch Menschen leiden unter diesen Umständen. Unter dem Motto „Sharing is caring“ – auf Deutsch sinngemäß „etwas Teilen bedeutet sich zu kümmern“ – versucht der Verein „Together“ (Zusammen), dieser Entwicklung an elf Standorten mit über 500 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen entgegenzuwirken.

„Together“ - Zusammen

Vor acht Jahren gründete Obfrau Julia Petschnig zusammen mit einer Freundin den Verein „Together“. Die Idee bekam sie während ihrer Reisen nach Indien und Brasilien: „Ich war nie wirklich zufrieden mit unserem System. Ich habe auf meinen Reisen viel Einfachheit gesehen. Die Menschen waren mit sehr wenig zufrieden. Als ich zurückgekommen bin, wollte ich ein Projekt starten, bei dem wirklich etwas passiert und bei dem nicht Institutionen oder sonstige Einrichtungen dazwischen etwas verdienen. Ich wollte etwas total Transparentes aufbauen, wo auch wirklich jeder Euro dort hingeht, wo er hingehört – auch sollte es regional sein und sich darum drehen, sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Angefangen hat dann alles mit Foodsharing.“ Foodsharing ist eine Initiative, die Privatpersonen, Handels- und Erzeugerbetrieben die Möglichkeit gibt, überschüssige Nahrungsmittel abzugeben, zu tauschen und zu verwerten – ein Hauptaugenmerk der Together Points. Die Points sind Abgabe- und Abholpunkte von Lebensmittel und Sachspenden. Doch beim Foodsharing allein blieb man nicht stehen. Petschnig erzählt weiter: „Es haben uns immer wieder Leute gefragt, ob sie Kleidung oder auch sonstige Gegenstände in die Together Points bringen können. So sind der Together Lodn & Together Wortreich entstanden.“

Ein zweites Leben schenken

Der Together Point in Völkermarkt ist einer der größeren Standorte des Vereins. Seit zwei Jahren werden hier Lebensmittel gerettet und verschiedensten Gegenständen wird ein zweites Leben geschenkt.

Astrid Glantschnig ist Point-Leiterin aus Leidenschaft: „Vorher habe ich selbst Foodsharing betrieben – also mache ich das aus reiner Überzeugung. Ich kann es nicht verstehen, dass noch genießbare Lebensmittel in der Tonne landen.“ Der Together Point in Völkermarkt scheint von außen eher unscheinbar, erst beim Betreten des Gebäudes wird einem die Größe und Vielfältigkeit des Standortes bewusst. Kleidung, Bücher, Spielsachen - der „Loden“, bei dem die unterschiedlichsten Gegenstände zu finden sind, begrüßt beim Eintreten. Sorgfältig sortiert, möchte man denken, dass man in einer gewöhnlichen Boutique steht. Für Glantschnig ist es wichtig, beispielsweise Kleidung so vorzubereiten, dass man sie direkt anziehen und tragen könnte: „Wir erhalten viele Spenden, die von den Mädels im Laden sortieren werden. Die Kleidung soll fleckenfrei, nahtfrei und nicht verfusselt sein.“ Glantschnig fährt fort: „Im Kleiderladen wird man dann gefragt: ‚Was ist dir das Kleidungsstück wert?‘ Es gibt nämlich keine Fixpreise.“

Gemeinsam Lebensmittel retten

Geht man weiter geradeaus, kommt man in die Lebensmittelabteilung. Gemüse, welches griffbereit in Kisten auf einem Regal seinen Platz findet, Milch sowie Wurst, welche nach Art und Datum sortiert in Kühlregalen zu finden sind, erinnern an ein alltägliches Lebensmittelgeschäft. Die Rettung der Lebensmittel ist eigentlich ganz einfach, wenngleich auch zeitaufwendig. Fahrer holen die übriggebliebenen Lebensmittel bei den Märkten ab und bringen sie zum Point. Dort werden sie von den „Verräumern“ entgegengenommen und eingeschlichtet – dabei wird immer auf das Datum geachtet. Das Ausgabeteam gibt die Lebensmittel schließlich an die Abholer gegen eine Wertschätzung weiter. „Wir achten darauf, dass wir wirklich 95 % von dem, was wir bekommen, retten und wiederverwerten. So kochen wir manchmal auch Marmelade oder stellen selbst Semmelbrösel oder Semmelwürfel her“, so die Point-Leiterin. Zum Point kommen kann jeder: „Es herrscht immer dieses Klischee vor: ‚Ich darf dort nur hin, wenn ich arm bin.‘ Es darf jeder zu uns!“

Erhalt und Expansion

Am wichtigsten ist Glantschnig der Erhalt des Points: „Die Erhaltung ist sehr kostenaufwendig. Unsere Miete ist sehr hoch, die Stromkosten und Fahrtkosten werden immer höher. Die Spenden, die wir bekommen, werde eigentlich nur für den Erhalt verwendet. Wir wollen uns nicht bereichern, wir wollen uns nur erhalten.“ Die Zukunft für die Together Points sieht vielversprechend aus. Petschnig erzählt: „Im Moment gibt es viele Anfragen von potenziellen Standorten, doch wir kommen mit den Anfragen gar nicht mehr nach. Wir brauchen noch Menschen, die sich einbringen, dann ist es durchaus der Plan, weitere Standorte zu eröffnen.“

Information

Verein „Together“ – Der Grundgedanke des Vereins ist es, Bewusstsein sowohl im Zwischenmenschlichen als auch in umweltbezogenen Bereichen zu schaffen und diverse Ziele umzusetzen, die Mensch, Tier und Natur im besten Maße nutzen und dienen. Sie können den Verein mit Sach- und/oder Geldspenden unterstützen: Raiffeisen Bank Rosental – Verein Together AT89 3948 7000 0002 1089

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