Vierbeiner im Büro
Berufstätige wissen häufig nicht, was sie tagsüber mit ihren Vierbeinern machen sollen. Allein in der Wohnung lassen oder mit zur Arbeit nehmen? von Manuela Prirsch

Dass ein „Bürohund“ am Arbeitsplatz eine Bereicherung sein kann, belegen mittlerweile mehrere Studien aus Amerika, Japan und Schweden: Denn ist ein Hund bei der Arbeit anwesend, empfinden die meisten Menschen die Atmosphäre als viel entspannter. Einen Hund zu streicheln, senkt, so die Experten, nicht nur den Blutdruck, sondern soll sogar gegen Kopfschmerzen und Verdauungsbeschwerden helfen. Zudem soll die Anwesenheit eines Hundes viel zu einem harmonischeren Betriebsklima beitragen. – Eine Menge positiver Argumente also für Hundebesitzer, die künftig auch ihre Chefs davon überzeugen wollen.
Experiment in den USA
In den USA gab es ein interessantes Experiment: Dort bekamen Börsenmakler sogar von ihrer Firma einen Hund zur Seite gestellt, der sie überall hin begleitete. Das verblüffende Ergebnis: In Stresssituationen waren die Blutdruckwerte dieser Makler wesentlich niedriger als die Werte einer Vergleichsgruppe, die mit Medikamenten behandelt wurde. Zudem fand man heraus, dass Hundebesitzer seltener unter Erkältungskrankheiten und hohen Cholesterinwerten leiden. Auch das Herzinfarktrisiko ist bei ihnen geringer. Aber auch für Eltern ist die Studie interessant. Denn Kinder, die mit Hunden aufwachsen, gelten als Emphathie fähig.
Ein Hund im Büro
Einschlägige Erfahrungen gibt es aber auch bei uns in Kärnten. Eine, die ihren Chef schon vom „Hund im Büro“ überzeugen konnte, ist Sabine Dobernig. Die Marketingleiterin einer Klagenfurter Firma ist Besitzerin der zehn Monate alten „Old English Bulldog“-Dame Icey. Sie könnte sich ihren Büroalltag ohne Hund gar nicht mehr vorstellen. „Der Hund ist einfach eine Bereicherung“, zeigt sich Dobernig stolz. Dem pflichtet ihre Bürokollegin sofort bei: „Wir sitzen hier acht Stunden am Computer und da hat man oft Augen- oder Kopfweh. ICEY kommt dann vorbei und holt sich ihre Streicheleinheiten. So wird man sehr angenehm abgelenkt und auch selbst viel ruhiger.“
Auch viele andere Kollegen spielen im Laufe des Tages mit Icey oder bringen ihr ein Leckerli. Manche gehen auch Gassi mit ihr. „Seit Icey im Büro ist, kommt es kaum mehr zu Konflikten, die Kollegen sind viel freundlicher“, sagt die Marketingleiterin. Voraussetzung dafür ist, dass der Hund sozial verträglich ist. Er muss es auch aushalten, hin und wieder alleine zu sein, wenn man Besprechungen hat oder Kunden im Haus sind.
„Einen Kläffer kann man da nicht gebrauchen. Auch keinen Hund, der ständig aus Langeweile die Möbel anknabbert. Er muss lernen, sich selbst zu beschäftigen und sich, wenn man telefoniert, ruhig zu verhalten.“ Und Icey ist da ein vorbildlicher Hund. Nur die Jause sollte man nicht so einfach unbeaufsichtigt auf dem Schreibtisch liegen lassen. „Da kann es schon mal vorkommen, dass diese dann von ihr vernascht wird“, lacht Dobernig. Ein großer Irrtum von Hundebesitzern ist, laut Dobernig, dass viele meinen, man müsse mit dem Hund stundenlang spazieren gehen. Bewegung ist wichtig, viel wichtiger sei aber die geistige Auslastung. „Hin und wieder ein Leckerli verstecken oder kleine Kunststücke ausprobieren, ist für den Hund viel besser. So hat er auch im Büro seinen Spaß. Man sollte den Hund auch mit kleineren Aufgaben betrauen, wie z. B. Papier in den Papierkorb fallen zu lassen oder der Kollegin den Stift zu bringen, den sie zuvor vergessen hat. So kann der Bürohund sogar zum ,Kollegen werden.“
Besseres Arbeitsklima
Dass Hundebesitzer ihren Liebling überall hin mitnehmen möchten, also auch ins Büro, überrascht wohl niemanden. Aber, wie stehen die Arbeitgeber dazu? Die Swedish University of Agricultural Sciences hat 90 Arbeitgeber befragt. Das Ergebnis: 28 Prozent erlauben Hunde am Arbeitsplatz. Hunde verbessern das soziale Klima und führen zu einer besseren Gesundheit der Angestellten und damit zu weniger Fehlzeiten, heißt es in der Studie. Auch die Bindung der Mitarbeiter an die Firma hat sich langfristig verbessert, bestätigen die schwedischen Wissenschaftler. Freilich ist in den meisten Firmen die Mitnahme von Hunden nach wie vor verboten.
Broschüre
Die Landeshauptstadt Klagenfurt hat eine neue Broschüre herausgebracht. Auf 40 Seiten gibt es viel Wissenswertes von A, wie Anmeldung, bis Z, wie Zonen, die speziell als Hundefreilaufzonen geschaffen wurden. Darin findet man nicht nur Tipps für Hundebesitzer, sondern auch für Menschen, die selbst keine Hunde haben. Damit soll das gegenseitige Verständnis gestärkt werden. Die Fibel kann kostenlos im Bürgerservice (Rathaus) abgeholt oder auf www.klagenfurt.at/stadthund heruntergeladen werden.