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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

#TheCurchIsMyHome – die Kirche ist mein Zuhause

Eine Videoserie zum Beitrag von Menschen mit Behinderungen im Synodalen Prozess

Der Welt-Downsyndrom-Tag am 21. März erinnert jedes Jahr daran, dass Menschen mit Downsyndrom eine Variante genetischer Vielfalt darstellen. Eine Video-Serie des Vatikan stellt den Beitrag vor, den sie und Menschen mit anderen Behinderungen zu Kirche und Gesellschaft leisten.

Trisomie 21 ist der medizinische Fachbegriff für das Downsyndrom, weil im Erbgut das 21. Chromosom dreifach statt zweifach vertreten ist. Das überzählige Chromosom macht diese Menschen anfälliger für gewissen Krankheiten, ist verantwortlich u. a. für die runde Kopfform, mandelförmige Augen, was früher dazu geführt hat, sie „mongoloid“ zu nennen, weil man dieses Aussehen mit dem der Bewohner der Mongolei assoziiert hat.

Dass es heute recht wenige Menschen mit Downsyndrom gibt, hat vor allem mit der Pränataldia-gnostik zu tun: Man kann das Syndrom per Bluttest in der Schwangerschaft feststellen – mit der Folge, dass nur noch eines von zehn dieser Kinder das Licht der Welt erblickt. Ja, das Downsyndrom hat eine gewisse intellektuelle und auch körperliche Beeinträchtigung zur Folge, und nein, sie „leiden“ nicht daran, sondern zeichnen sich in der Regel durch ansteckende Lebensfreude und Liebenswürdigkeit aus.

Stimmlosen eine Stimme geben

Auch dies hat Papst Franziskus vor Augen gehabt, als er in der Enzyklika Fratelli tutti forderte: „Wir müssen den Mut haben, denjenigen eine Stimme zu geben, die aufgrund ihrer Behinderung diskriminiert werden.“ Das Dikasterium für Laien, Familie und Leben und das Generalsekretariat der Synode haben diese Forderung umgesetzt, indem sie einige Dutzend Menschen mit Behinderungen aus den fünf Kontinenten in besonderer Weise in die Beratungen zur Synode eingeladen haben. Unter den Teilnehmer:innen waren mehrere Menschen mit Downsyndrom, z. B. für Österreich die Kärntnerin Monika Fuhrberg, für Frankreich Sr. Claire Marie, eine Ordensfrau mit Downsyndrom. Ein Dokument „Die Kirche ist unser Zuhause“ wurde erstellt und Papst Franziskus übergeben, es ist in das Synodenpapier für die kontinentale Phase unter Artikel 36 eingeflossen.

Lehramt ohne Worte

Die Zusammenfassung der Sitzungen und eines Treffens mit Papst Franziskus wird nun in einer Reihe von vier Videos mit dem Titel #TheChurchIsOurHome (Die Kirche ist unser Zuhause) erzählt. In einem der vier Videos sprechen die Protagonist:innen von einem „Lehramt der Schwachheit“. Sie greifen damit die Botschaft von Papst Franziskus auf, der zum Welttag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember 2022 diese direkt ansprach und sagte: „Das Lehramt der Zerbrechlichkeit ist ein Charisma, mit dem Sie – Schwestern und Brüder mit Behinderungen – die Kirche bereichern können: Ihre Anwesenheit kann dazu beitragen, die Realität, in der wir leben, zu verändern, sie menschlicher und einladender zu machen.“ Ein Lehramt, das nicht aus Enzykliken oder Dokumenten bestehe, sondern aus gelebtem Leben.

Von Diskriminierung zu Inklusion

Die Teilnehmer:innen wünschen sich besonders eins: mehr Inklusion. Die Kirche solle auf praktischer Ebene mehr einbinden und einladender sein. Sie könne Schritte unternehmen, damit sich alle willkommen fühlen. Aktuell sei das nicht immer so. Es gebe immer noch Priester, die sich weigerten, ihnen Sakramente zu spenden, oder dass sie bei Treffen oder Einkehrtagen von Menschen „ohne Behinderung“ getrennt würden. Solche Vorfälle diskriminieren.

Giulia Cirillo, Rollstuhlfahrerin, wünscht sich, dass die Kirche Menschen mit Behinderungen nicht mit Mitleid begegnet, sondern sie wirklich einbezieht. „Gott will nicht, dass wir leiden, Gott will, dass wir uns freuen und dass wir guten Gebrauch machen von unseren vielen Talenten, trotz der objektiven Grenzen, die eine Behinderung uns manchmal auferlegt. Trotz der Tatsache, dass wir manche Dinge tun können und andere nicht.“

Reichtum für Kirche und Gesellschaft

Ein anderer Synoden-Teilnehmer ist Justin Glyn. Der Jesuit kommt aus Neuseeland und arbeitet als Jurist, Kirchenrechtler, Seelsorger, Dozent im Seminar und als Schriftsteller. Seit seiner Geburt ist er fast blind, trägt eine spezielle Brille und hat einen Blindenstock. Er spürt eine tiefer Dankbarkeit, trotz Behinderung am Synodalen Prozess teilhaben zu können: Das „hat uns das Gefühl gegeben, Geschwister zu sein. Zu wissen, dass Christus uns liebt.“ Denn dies ist ein „Prozess, der jetzt beginnt, aber noch nicht zu Ende ist. Ein Prozess, den wir gemeinsam gehen, und je mehr Menschen davon lernen, desto besser.“

vaticannews/gh

Die Videos #TheChurchIsMyHome finden Sie auf: www.kath-kirche-kaernten.at/menschenmitbehinderung

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