Solidarität ist ein Baustein für eine bessere Welt
Gabriele Tebbich, Geschäftsführerinvon Horizont 3000 im Gespräch mit Susanne Huber über 50 Jahre Entwicklungszusammenarbeit.

In diesem Jahr feiert die österreichische Entwicklungszusammenarbeit – ehemals ÖED und jetzt Horizont 3000 – ihr 50-jähriges Bestehen.Was hat sich in der Entwicklungszusammenarbeit seit 1961 besonders stark verändert?
Tebbich: Die ersten Entwicklungshelfer, es waren drei Männer und eine Frau, sind noch als Laienmissionare ausgereist. Ihr Einsatzort war Tansania. Danach haben vor allem Krankenschwestern und Handwerker Auslandseinsätze absolviert. Die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt im Einsatz sind, haben ein abgeschlossenes Studium und meistens schon zehn Jahre Berufserfahrung. Eine ideale Kombination für einen Einsatz ist beispielsweise, wenn jemand ein Landwirtschaftsstudium und ein Wirtschaftsstudium hat.
Entwicklungshilfe hat sich deutlich verändert. Was sind heute die zentralen Anliegen bei den Auslandseinsätzen?
Tebbich: Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht darum, dass wir gemeinsam mit den Leuten der zivilgesellschaftlichen Organisationen in den Partnerländern Lösungen entwickeln mit dem Ziel, dass nach Beendigung des Einsatzes, der zwei bis fünf Jahre dauert, die Partner vor Ort dann selbstständig arbeiten können. Das Wissen soll im Land bleiben. Für uns ist es wichtig, dass immer die Menschen in der Partnerorganisation im Vordergrund stehen.
In welchen Bereichen seid ihr schwerpunktmäßig tätig?
Tebbich: Mit unseren Projekten und Personaleinsätzen wollen wir die ärmsten Bevölkerungsgruppen unterstützen, die vor allem in den ländlichen Regionen der jeweiligen Staaten leben. Unser Hauptschwerpunkt liegt daher in der ländlichen Entwicklung, gefolgt von den Bereichen Zivilgesellschaft und Menschenrechte, Bildung und Gesundheit.
Die österreichische Bundesregierung hat nun Budgetkürzungen im Bereich Entwicklungshilfe bis 2014 beschlossen. Wie wirkt sich das auf eure Arbeit aus?
Tebbich: Für uns wird es einen Wechsel der Schwerpunktländer geben. Es ist offensichtlich eine ministerielle Weisung gekommen, dass Zentralamerika und Bereiche in Afrika nicht mehr so wesentlich sind und dass man sich stattdessen auf den Donauraum und auf Georgien konzentrieren möge. Dieser Wechsel scheint mir doch wirtschaftsdominiert zu sein. Natürlich ist es wichtig, die österreichische Wirtschaft zu stützen, doch es wäre ehrlicher, diese Gelder über die Wirtschaftskammer abzuwickeln.
Aber es gibt doch Vereinbarungen, die einen bestimmten Prozentsatz für Entwicklungszusammenarbeit vorschreiben ...
Tebbich: Es ist bedauerlich, dass Österreich sich nicht an internationale Vereinbarungen hält. 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes sollten demnach bis 2015 für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung stehen.
Was bedeuten diese Kürzungen für laufende Projekte?
Tebbich: Die laufenden Projekte sind glücklicherweise gesichert. Wir machen uns Sorgen, was ab 2014 passieren wird. Im Fall von Horizont 3000 haben wir sehr starke Mitgliedsorganisationen – Dreikönigsaktion, Katholische Männerbewegung, Katholische Frauenbewegung, Caritas, Welthaus Graz, Bruder und Schwester in Not von der Diözese Innsbruck, die Erzdiözese Wien –, die sich natürlich bemühen, über ihre Spendengelder alle wichtigen Projekte aufrechtzuerhalten. Aber wenn die staatliche Kofinanzierung wegfällt, dann werden Projekte stark gekürzt, und es dauert dann einfach noch länger, bis man etwas erreicht.
Was sind künftig die größten Herausforderungen der Entwicklungszusammenarbeit?
Tebbich: Die größte Herausforderung ist vor allem, mit diesem Kürzungsdruck umzugehen – das heißt wir müssen noch effizienter arbeiten und uns noch mehr bemühen, dass das Geld wirklich sinnvoll verwendet wird. Da, denke ich, sind wir auf einem guten Weg. Für die Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit wünsche ich mir, dass wir den Wert der Solidarität hochhalten – das ist wichtig für unsere Gesellschaft.
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