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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Schule genau wie damals erleben

Schulmuseum Klagenfurt

Eine Schulstunde wie vor 150 Jahren und viele Infos zum Schulalltag von früher – all das gibt es im Schulmuseum in Klagenfurt zu erleben. Vom Klassenzimmer aus alten Zeiten bis hin zu Schulmaterialien von früher – Besucher:innen können so in den Unterricht von anno dazumal eintauchen.

von Katja Schöffmann

Ein Klassenzimmer genau wie damals. Alte Holztische, darauf Schiefertafeln, dazu schummriges Licht: Wie der Schulalltag vor 150 Jahren ausgesehen haben mag, das können Interessierte im Schulmuseum Klagenfurt hautnah erleben: Hier gibt es einen spannenden Einblick in die Schule von anno dazumal.

Schule wie im 19. Jahrhundert

Das Schulmuseum Klagenfurt wird vom Magistrat Klagenfurt (Abteilung Bildung) betrieben. Daniela Obiltschnig, Leiterin des Museums, informiert: „Das Museum basiert auf der schulgeschichtlichen Sammlung der Stadt Klagenfurt – wir haben historische Lehrmittel, die bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgehen.“

Angefangen hat alles „mit einem Kollegen aus der Abteilung Bildung. Er hat die Sammlung begonnen. Nun haben wir sehr viel Material, aufgeteilt auf fünf Depots in Kellern und Dachböden. Hier in der Lidmanskygasse, in der ehemaligen Musikvolksschule, haben wir zwei Räume zur Verfügung“, so Obiltschnig. Zurzeit beherbergt das Museum schwerpunktmäßig Objekte aus der 2. Hälfte des 19. und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, großteils aus Pflichtschulen aus Klagenfurt und Umgebung. „Wir bemühen uns, alles zu begutachten und zu sortieren. Sehr viele Objekte aus dieser Zeit konnten gerettet werden“, freut sich Obiltschnig und bittet die Besucher:innen zu einer spannenden Führung in den ersten der beiden Ausstellungsräume.

Bis zu 100 Kinder in einer Klasse

Wie sah ein Unterrichtstag vor langer Zeit aus? Einen Einblick gewährt ein Klasssenzimmer aus dem 19. Jahrhundert, zur Verfügung gestellt von einer Volksschule in Grafenbach/Diex. „Es gab bis Ende des 19. Jahrhunderts noch kein fließendes Wasser oder Strom in der Schule. Oft saßen bis zu 100 Kinder in einer Klasse“, berichtet Obiltschnig vom Schulalltag anno dazumal. Auf den Tischen sieht man Ritzarbeiten von Schüler:innen. „Es gab damals genug Kinder, aber nicht genügend Räume. Auch in Klagenfurt wurden viele u. a. in Gasthäusern unterrichtet“, weiß Obiltschnig. „In den Klassen war es staubig, dunkel, je nach Wetter gab es mehr oder weniger Tageslicht. Es hat oft auch unangenehm gerochen. Vor allem im Winter trugen die Kinder feuchte und nasse Kleidung. Der Unterricht war sehr streng, manchmal durfte ein Kind nicht auf die Toilette gehen, und dann passierte ein Malheur. Aus Berichten dieser Zeit weiß man, dass die Verhältnisse oft sehr schlimm für die Kinder waren“, erzählt die Museumsleiterin und ergänzt: „Es gab später auch schon Lehrerinnen, diese kamen aus dem Arbeiter- und Bauernmilieu.“

Religion – ein wichtiges Fach

Einer der wichtigsten Hauptgegenstände zur damaligen Zeit war Religion. Im Museum gibt es interessante Schulwandbilder aus dem Religionsunterricht von damals zu sehen. Obiltschnig informiert: „In der Schule hatte religiöse-sittliche Bildung einen großen Stellenwert. Die Kirche war ursprünglich auch die Trägerin des Bildungswesens. Kinder sollten vor allem über das Leben von Jesus und die religiösen Regeln Bescheid wissen. Es wurde viel gesungen und immer am Anfang und oft auch am Ende des Unterrichts gebetet.“ Religionslehrer waren oftmals Pfarrer oder aus dem Ordensbereich, der Unterricht war sehr streng. „Es gab aber auch schon muslimischen und jüdischen Religionsunterricht“, informiert die Museumsleiterin.

Materialien aus dem Unterricht

In einem weiteren Raum und in den Schaufenstern gibt es eine Vielzahl von Objekten aus verschiedenen Unterrichtsfächern zu sehen. Obiltschnig informiert: „Gegenstände wie Schreiben, Lesen, Rechnen und Biologie hatten damals einen hohen Stellenwert. Die Kinder sollten viel über Naturkunde lernen und wissen, welche Tiere und Pflanzen es gibt.“

Die Museumsleiterin freut sich: „Uns besuchen sehr viele Schulklassen. Das ist lustig, weil die Kinder immer sehr viele Fragen stellen. Sie können auf den Schiefertafeln auch die Kurrentschrift von früher ausprobieren. Wir zeigen hier die analogen Unterrichtsmittel von früher, also etwas zum Angreifen.“ Im Schulmuseum findet man auch Fotos von früheren Schulklassen. Es gibt Bedarf nach mehr Material: „Es gibt noch eine Lücke in unserer Sammlung. Es wäre spannend, wenn wir von Menschen ihre alten Schulfotos bekommen würden“, so Obiltschnig. Gedanken zum Thema Schule, von der Museumsleiterin selbst auf Tafeln festgehalten, runden den Ausflug in längst vergangene Zeiten ab.

Infos zum Schulmuseum Klagenfurt

Lidmanskygasse 22, Klagenfurt Bis 9. Februar 2024: Di. und Do. von 9 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, jeden 1. Samstag im Monat 8.30 bis 13 Uhr Außerhalb der Öffnungszeiten und für Schulklassen bitte um Anmeldung! Eintritt und Angebote frei!

ORF Lange Nacht der Museen: 7. Oktober 2023, 18 bis 1 Uhr früh

Historischer Unterricht „Hände auf die Bank!“ zu jeder vollen Stunde ab 18 Uhr, Dauer ca. 20 Minuten, Flohmarkt: Alte Bücher und Schulwandbilder; https://langenacht.orf.at

Kontakt: 0463/537-5375, daniela.obiltschnig@klagenfurt.at

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