Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Pfarren sind Kraftwerke gelebter Nächstenliebe

Am Caritas-Sonntag, dem 7. April, macht die Caritas Kärnten auf das Thema „Altersarmut“ aufmerksam. An diesem Tag kommt Caritas-Präsident Michael Landau nach Kärnten.

Caritaspräsident Michael Landau (@Caritas Österreich)
Caritaspräsident Michael Landau (Foto@Caritas Österreich)

Am Caritas-Sonntag besuchen Sie Kärnten. Freuen Sie sich schon auf die Reise in den Süden?
Landau: Ja, ich freue mich schon sehr! Ich finde es immer spannend und bereichernd, die konkrete Caritas-Arbeit in den Diözesen hautnah miterleben zu können. Caritas heißt Not sehen und handeln, sie lebt aus dem persönlichen Einsatz. So freue ich mich auf die Begegnungen mit den Verantwortlichen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die gemeinsame Feier der heiligen Messe, den Gottesdienst am Sonntag in der Pfarre Klagenfurt-St. Egid. Die Pfarren sind ja Kraftwerke gelebter Nächstenliebe. Hier geschieht ungeheuer viel Positives, oft im Verborgenen.

An diesem Tag macht die Kärntner Caritas speziell auf die Altersarmut aufmerksam. Wie beurteilen Sie österreichweit die Situation älterer und alter Menschen?
Landau: Die Menschen werden älter, und das ist zunächst erfreulich. Und wir leben in einem Land, in dem es dem Großteil der älteren Menschen gut geht. Diese engagieren sich übrigens überdurchschnittlich oft freiwillig. Allerdings ist auch Armut im Alter eine Herausforderung. Die Caritas Kärnten verzeichnet in den vergangenen Jahren einen Anstieg der Sozialhilfe-Antragszahlen der über 60-Jährigen. Und die Statistik sagt, dass 21 Prozent der Frauen über 65 Jahre in Kärnten armutsgefährdet sind. Wir dürfen die Not nicht vergessen, die es auch bei uns in Österreich gibt.

Ich denke, dass die Situation angesichts der vielen prekären Arbeitsverhältnisse selbst gut ausgebildeter junger Menschen in Österreich nicht einfacher wird. Was kann und soll man tun, um Altersarmut vorzubeugen?
Landau: Das beste Mittel gegen Altersarmut ist nach wie vor eine Vollzeitarbeitsstelle mit entsprechendem Einkommen. Der Einsatz gegen Arbeitslosigkeit, etwa entsprechende Projekte, ist da ebenso wichtig wie ausreichend Kinderbetreuungsplätze für Frauen, besonders Alleinerzieherinnen. Wenn Arbeitszeiten fehlen, etwa durch Teilzeit, steigt die Einkommensarmut im Alter. Die politisch angedachte Abschaffung der Notstandshilfe wäre da zusätzlich ein heikler Punkt, der zu mehr Altersarmut führen könnte.

Ein zentrales Thema, wenn man ans Alter denkt, ist die Pflege. Sie haben den neu erstellten „Masterplan Pflege“ der Bundesregierung gelobt. Wenn der Masterplan ein guter Anfang ist, was sollten die nächsten Schritte sein?
Landau: Den Masterplan zur Pflege der Bundesregierung begrüßen wir, das stimmt. Es sind jetzt aber natürlich auch konkrete Schritte notwendig, um die Pflege zukunftsfit zu gestalten. Drei Punkte möchte ich hervorheben:
Pflegende Angehörige brauchen Unterstützung und Entlastung. Vor allem der Ausbau von zeitlich flexiblen Tagesbetreuungsangeboten, auch in den eigenen vier Wänden, und insgesamt die Stärkung der mobilen Dienste könnten hier helfen – allenfalls auch besser geregelte Ansprüche auf Pflegekarenz und Pflegefreistellung.
Wichtig sind darüber hinaus passgenaue Angebote für die betroffenen Menschen. Dazu gehören Verbesserungen beim Pflegegeld ebenso wie gleichwertige Rahmenbedingungen bei Qualität und Versorgung.
Klar ist außerdem, dass wir mehr qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege brauchen werden. Wir müssen es also etwa Interessierten leichter machen, eine Ausbildung zu absolvieren und Programme für Wiedereinsteigerinnen oder Umsteiger schaffen. Die Caritas-Schulen leisten hier übrigens einen wertvollen Beitrag.

Vielfach spricht man aber von einem „Pflegenotstand“. Ist das eine reale Gefahr oder nur ein Gerücht?
Landau: Bis 2050 ist mit einem Anstieg der pflegebedürftigen Menschen von derzeit 450.000 auf 750.000 zu rechnen. Ich bin zuversichtlich, dass es, wenn wir uns rechtzeitig und nachdrücklich darum kümmern, zu keinem Pflegenotstand kommen wird. Allerdings besteht Handlungsbedarf. Und da sind alle gefordert.

Die meisten Menschen wünschen sich, zu Hause alt zu werden. Dazu braucht es aber oft Angehörige. Wie unterstützt die Caritas pflegende Angehörige?
Landau: Wir sind uns der Aufgabe bewusst, die pflegende Angehörige oft auf sich nehmen. Wir unterstützen sie mit kompetenter Beratung, mit Tipps auch auf der Website und natürlich mit ganz konkreten mobilen sozialen Diensten. In Kärnten etwa mit einer mobilen Demenzberatung, die ins Haus kommt, mit Schulungen und Seminaren für Angehörige und stundenweisen Betreuungsangeboten. Ich bin aber selbst auch Seelsorger in einem unserer Seniorenhäuser und weiß: Auch dort leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz großartige Arbeit. Danke dafür!

Ideal für Pflegende und ihre zu pflegenden Angehörigen ist ein gutes Umfeld. In vielen Fällen ist das noch immer die Pfarre. Wie wichtig ist das „Sozialnetz“ Pfarre?
Landau: Wichtig im Alter ist, nicht nur körperlich und gesundheitlich, sondern auch sozial fit zu bleiben. Da kann die Gemeinschaft einer Pfarre schon wesentlich dazu beitragen. Ich denke etwa an Besuchsdienste, die es in vielen Pfarren gibt, Seniorenrunden. Und das gilt in beide Richtungen: Wenn sich jemand engagiert, etwa in Suppenküche oder Lerncafé, wird er gebraucht, und das stärkt auch die Helfer.

Wie kann die Pfarre Menschen, die helfen wollen, aber auch jene, die Hilfe benötigen, tragen?
Landau: In der überwiegenden Mehrzahl der Pfarren unseres Landes wird Caritas mit großer Selbstverständlichkeit gelebt. Das trägt sicher dazu bei, dass in fast jeder Pfarre eine Verantwortliche oder ein Verantwortlicher für die Caritasarbeit zuständig ist. In den Pfarren wird Nächstenliebe konkret: in den Lebensmittelausgabestellen und Wärmestuben oder durch Lernnachhilfe für Jugendliche. Wenn Hilfe benötigt wird – das sieht man jetzt auch nach dem Tropensturm in Mosambik –, sind die Menschen in unseren Pfarren bereit, sich einzusetzen. Dafür möchte ich an dieser Stelle einmal mehr meinen herzlichen Dank aussprechen! Danke und Vergelt’s Gott allen, die sich engagieren, und auch all jenen, die mit ihrer Spende dazu beitragen, dass rasche Hilfe bei Menschen in Not ankommt!

HINWEIS: Am 7. April (19 Uhr) wird Caritaspräsident Landau die Heilighauptandacht in der Stadthauptpfarrkirche Klagenfurt St. Egid als Hauptzelebrant mitfeiern.