Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Olympiasieger mit christlichen Wurzeln

Dankesmesse in Afritz

Für Matthias Mayer war es einer der Höhepunkte nach seiner Rückkehr aus Sotschi: die Dankesmesse in St. Nikolaus mit Diö- zesanbischof Alois Schwarz. Der Goldmedaillengewinner feierte mit Familie, Freunden und der ganzen Gemeinde. von Ingeborg Jakl

Dankesmesse mit Diözesanbischof Alois Schwarz für  Olympiasieger Matthias Mayer, der dem Kinderchor Afritz die Goldmedaille präsentiert .  (© Foto: Kleine Zeitung/Markus Traussnig)
Dankesmesse mit Diözesanbischof Alois Schwarz für Olympiasieger Matthias Mayer, der dem Kinderchor Afritz die Goldmedaille präsentiert . (© Foto: Kleine Zeitung/Markus Traussnig)

Sarah strahlt und schaut schon zum x-ten Mal Richtung Gemeindeamt. Von dort muss der Festzug kommen mit Matthias Mayer an der Spitze und seiner Goldmedaille um den Hals. Aber, außer Schneeflocken und grauem Himmel ist nichts zu sehen. Doch das stört die Sechsjährige nicht. Gemeinsam mit dem Kinderchor Afritz und Chorleiterin Iris Galsterer steht sie am Kirchplatz. Ihr neun Jahre alter Kollege Elias hält ein selbstgemaltes Plakat in den Händen. In krakeliger Kinderschrift steht darauf: „Du bist mein Idol!“ „Der Matthias ist das Vorbild von Sarah“, verrät ihr Vater Markus Karisch, „und Schi fahren kann sie auch schon sehr gut.“ Wenn da nicht ein neues Talent he-ranwächst, mag sich so mancher Zuschauer denken.
Die Bänderhutfrauen, Mitglieder des Mayer-Fanclubs, alle stehen sie geduldig vor der Kirche und warten auf „ihren Mothe“, wie er hier genannt wird. Jeder kennt ihn, jeder weiß etwas zu berichten. „Er ist ein ganz kommoder Typ“, verrät Franz und späht in die Richtung, aus der er, der Goldbursche, kommen soll. Die Schneeflocken tanzen, das Wetter ist Nebensache, denn jetzt ertönt Blasmusik. Die Olympia-Musi, eine spontan gegründete Blasmusikkapelle zu Ehren des Olympioniken, schreitet Richtung Kirchplatz
hinauf.


„Go for Gold“
„Einsatz“, fordert Chorleiterin Galsterer. Und aus vielen Kinderkehlen erklingt „Go for Gold“. Da steht er nun, der Matthias, lächelt und blickt interessiert in die Runde. Hört sich den Festgesang an, bückt sich anschließend hinunter zu den Kleinsten und schüttelt jedem die Hand. Ein freundliches Wort, ein Lächeln und ein Danke hat er für alle. Sarah darf sogar die Goldmedaille bewundern!
So hat es Matthias schon den ganzen Tag gehalten, auf seiner Tour durch das Gegendtal. Überall, angefangen von Treffen über Einöde, Arriach, wo der fahnengeschmückte Bus hält, stehen Hunderte von Fans und jubeln. Mit Schal, Kappe und Jacke in den chicen Mayer-Fan-Club Farben. Ausgestattet mit Fahnen, Tröten, ein akustisches Erlebnis. Der Jubel will einfach nicht enden. „Hurra, unser Mothe“, skandieren die Fans immer wieder. An den Straßenrändern weisen große Plakate auf den Olympiasieger und das auf ihn abgestimmte Festprogramm an diesem Samstag hin.
Fans und Freunde aus ganz Kärnten, aber auch von jenseits der Grenze sind Richtung Afritz unterwegs, um den Goldmedaillengewinner zu sehen und zu ehren.


Aber der ist eigentlich auch nach Hause gekommen, um Danke zu sagen. Seiner Familie, seinen Freunden, seinen Trainern, allen, die schon früh an ihn geglaubt haben. Dieses familiäre Umfeld, diese Geborgenheit im Ort haben ihm stets Kraft gegeben und dazu beigetragen, seinen sportlichen Weg konsequent zu gehen. Hinzu kommt bei ihm der Glaube, der für ihn einen großen Stellenwert hat und den er ganz unaufgeregt und selbstverständlich lebt. Und deshalb wird vor der großen Olympiaparty im Festzelt auch ein Dankgottesdienst mit Diözesanbischof Alois Schwarz, Provisor Martin Njavro sowie Michael Guttner Senior und Diakon Theo Srienz gefeiert.


Glückwünsche aus Israel
Die Pfarrkirche kann die Menschen kaum fassen, die sich hineindrängen, dazu die Schar von Pressefotografen und Kamerateams. Hätte Zermoniär Hermann Kelich nicht ein Machtwort gesprochen, der Blick zum Altar wäre vom Kirchenraum aus nicht mehr möglich gewesen. Bischof Schwarz berichtet unterdessen, wie es war, als er die Nachricht von Mayers Goldmedaille erhielt. Er war gerade mit der Kärntner Pilgergruppe in Nazareth, als er via SMS Glückwünsche nach Sotschi sandte. Den Wunsch nach einer Dankmesse kam er nur zu gerne nach, zumal Margret Mayer, die Mutter von Matthias, als Pfarrgemeinderätin in Afritz eine unverzichtbare Kraft ist.
Es freue ihn, so der Bischof, dass Matthias Mayer zu Jesus Christus steht und seinen Glauben nicht verschweigt. Dieser gemeinsame Gottesdienst sei ein Signal nach außen, „das stärkt den Glauben“, betonte der Bischof. Im Augenblick seines größten sportlichen Triumphes habe er, Mayer, seine Wurzeln nicht vergessen. Damit habe Mayer einen ganz neuen Wert geschaffen, einen Wert, der verbindet, der aber auch Vorbild sein kann für andere. Denn zur Begabung und zur Disziplin im Training gehöre bei so einem Rennen auch das Quäntchen Glück, so der Bischof weiter. Bei Matthias habe an diesem Tag alles gepasst und er habe eben nicht vergessen, auch vor „Gott danke zu sagen“. Auch dafür, dass er wieder gesund daheim sei. An den ehemals kleinen „Skizwerg“ erinnerte Pfarrer Guttner in seiner sehr persönlich gehaltenen Ansprache. Auch er sprach aus, was alle Versammelten in diesen Tagen fühlen. „Wir sind stolz auf deine Leistung!“ Die Kinder der Volksschule unterstrichen das ebenso wie das Afritzer Quintett, Ellen Freydis Martin mit dem „Ave Maria“ von J. S. Bach und Christoph Mühlthaler an der Orgel.


Einige Tage daheim
Die Eltern, Margret und Helmut Mayer, Bruder Lucas, die Großeltern, Verwandte und Freunde sowie Landeshauptmann Peter Kaiser spendeten Applaus zum Abschluss des Dankgottesdienstes.
Vor der Kirche gab es noch einmal Zeit für Erinnerungsfotos, bevor sich der Festzug Richtung Gemeindeamt formierte. Bei der ausgelassenen Olympiaparty gab es die Ehrung durch Landeshauptmann Peter Kaiser, und auch Bürgermeister Max Linder verkündete als erste Wertebezeugung den neuen „Matthias Mayer Platz“.
Der so geehrte und beglückwünschte Olympiasieger wünschte sich nach diesem Feiermarathon nur noch einige ruhige Tage daheim, bevor es zu den nächsten Weltcuprennen geht. „Ich bin froh und dankbar.“ Große Sportler brauchen nicht viele Worte ...