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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Neue Kleider für Könige und Minis

Maria Mitterberger aus Kirchbach/Gailtal schneidert Gewänder - auch für Ministranten und Sternsinger

Die stolzen Sternsinger in ihren neuen Kleidern (Foto: Weeber)
Die stolzen Sternsinger in ihren neuen Kleidern (Foto: Weeber)

Wenn die Ministranten der Pfarre zur Schneiderin Maria Mitterberger in Kirchbach kommen, strahlen beide Seiten beinahe gleichzeitig über das Gesicht. Die Freude überträgt sich, und sie bekennt: „Es ist für mich eine Ehre, die Überschürzen der Ministranten in allerlei Farben zu nähen.“ – Dies in den Farbtönen: rot, dann wieder grün oder einmal violett. Ganz so, wie es das Kirchenjahr vorgibt. Wenn Maria Mitterberger, 42 Jahre, verheiratet und Mutter von Valerie (13) und Jakob (11), dann abends ihre kleine Schneiderei in ihrem Haus in Kirchbach schließt, ist sie glücklich und lächelt: Sie hat wieder etwas geschaffen und ein gutes Werk getan.

Alles muss genau abgemessen werden (Weeber)
Alles muss genau abgemessen werden (Weeber)

Ideen umsetzen
Maria Mitterberger begann 1991 mit ihrer Schneiderlehre bei Wurzer Dirndl in Hermagor. Seitdem ist sehr viel geschehen, 2001 wurde sie in der Firma Stattmann, ebenfalls in Hermagor, angestellt und werkt seither als Änderungsschneiderin hauptsächlich von ihrer Arbeitsstätte von zuhause aus; ansonsten fährt sie manchmal in das Unternehmen nach Hermagor. „Ich habe sehr viel Freude an der Schneiderei“, bekennt sie heute nach fast drei Jahrzehnten. „Ich kann meine Ideen und meine Vorstellungen einbringen und mich auch kreativ entfalten“, sagt Maria Mitterberger. „Es gelingt mir immer recht gut, das umzusetzen, was ich vorhabe.“ Sie näht hauptsächlich Vorhänge, Rollos, Sonnenbeschattungen, also Markisen, lose Sitzpölster für Möbel und vieles mehr.

Maria Mitterberger hinter der Nähmaschine (@Weeber)
Maria Mitterberger hinter der Nähmaschine (@Weeber)

Der Figur anpassen
Seit einem Jahr näht Maria Mitterberger die sogenannten „Überschürzen“ der Ministranten in bunten Farben, die weißen Kutten werden gekürzt, enger oder weiter genäht oder auf die Figur angepasst. Meistens wird in der Kirche Maß angelegt, wenn die Kutten gekürzt werden.
Besonders viel Freude bereitet es ihr, wenn sie die Gewänder der Heiligen Drei Könige, schöne und alte Gewänder, auf die Länge der Jugendlichen anpasst, diese repariert und wieder verschönert. Die Umänderungen von Maria Mitterberger sind oft sehr umfangreich: einmal länger, dann wieder kürzer, einmal hier ein Band, dann da ein Träger …
Ihr fehlt es bei ihrer Tätigkeit auch nicht Spaß und Charme. Manchmal bleibt die Kundschaft etwas länger, und man kommt ins Gespräch. „Der Kontakt ist da, und dieser wird auch gepflegt“, so Mitterberger. „Man lernt sich auf diese Weise auch besser kennen. Ich arbeite gerne in diesem Bereich.“
Es freut sie immer, wenn Jugendliche kommen und etwas zum Ändern haben. Maria Mitterberger bemüht sich stets um einen guten Rat und um gute Vorschläge. Es geht hier hauptsächlich um Umänderungen, die oft sehr umfangreich sein können.
Wenn die Ministranten bei ihr vorbeikommen, ist immer etwas los. Die jungen Leute erklären, was sie brauchen und dann wird mit Nadeln abgesteckt, nachgefragt und ein Kontrolltermin vereinbart. Die fertigen Ministrantengewänder werden schließlich fix und fertig in die Kirche gebracht und hier auch aufbewahrt.
Sie werden dann beim Gottesdienst getragen. „Die Schürzen haben wir in mehreren Farben, je nach Anlass: Der Ostersonntag ist lila, die Sonntage sind meistens weiß, unter der Woche wird rot, grün oder violett gewählt. Ich brauche etwa eine dreiviertel Stunde für einen Umhang“, erklärt Mitterberger. „Jeder hat eine andere Länge.“

Schneidert nicht nur für Könige: Maria Mitterberger beim Zuschneiden eines Vorhanges (@Weeber
Schneidert nicht nur für Könige: Maria Mitterberger beim Zuschneiden eines Vorhanges (@Weeber

Viele Rückmeldungen
Es sei „immer ein Erfolgserlebnis“, wenn die Gailtaler Schneiderin „ihre“ Ministranten mit ihren genähten Umhängen über die Kutten während des Gottesdienstes in der Kirche beobachtet. Mit einem neuen und modernen Gewand. „Es gibt viele positive Rückmeldungen, dass die Ministranten gut ausschauen“, freut sie sich, die ihren Ausgleich mitunter in ihrem großen Garten findet. „Ich glaube, es ist bei allen gut angekommen.“
Einsamkeit in ihrer Schneiderei? „Eigentlich nicht. Oft muss ich mich zuweilen sehr konzentrieren, wenn wieder etwas Neues kommt, dann habe ich auf das Muster aufzupassen“, erklärt sie. „Alles hat immer genau zu sein, dann muss wieder gebügelt werden.“ Ihre Aufgabe ist abwechslungsreich. Der Großteil der Tätigkeit von Maria Mitterberger besteht neben der kirchlichen Arbeit aus Vorhängen und Gardinen.
Wie entsteht eine Gardine? Es werden die Breite von etwa 120 Zentimetern des Fensters und die Höhe vom fertigen Vorhang gemessen. Es bedarf zirka zwei Meter vierzig Stoff. „Ich lege diesen auf, die Höhe wird abgezeichnet und die Zugabe abgeschnitten.“

Gemeinsam im Kirchenchor
Maria Mitterberger, gebürtige Weger, entstammt einer religiösen Kirchbacher Familie. Die Mutter liest regelmäßig die Lesung beim Gottesdienst zum Heiligen Martin. Ihr Bruder Rudolf wirkt als Mesner. In ihrer Jugend hat Maria Mitterberger mit ihren beiden Schwestern Angelika und Karoline und Vater Rudolf Senior im Kirchenchor mitgesungen. In der Familie wird außerdem das Gebet gepflegt.
Was sind ihre beruflichen Pläne? „Ich möchte weiterhin mit Stoffen oder Materialien arbeiten, und ich wünsche mir, dass es mir viele Jahre gelingt, so erfolgreich zu wirken“, sagt Maria Mitterberger. „Ich hoffe, dass ich noch viel Zeit in meinem Beruf als Schneiderin aufwenden darf.“