Organisation

Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Nachhaltigkeit ist der Schlüssel für den nächsten Aufschwung

Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS, im Gespräch mit Gerald Heschl

Vor der Verleihung des Nachhaltigkeits-Preises Trigos am 19. Mai sprach die Bank-Managerin über Frauen in Führungspositionen und Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor

Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS, im SONNTAG-Gespräch über Nachhaltigkeit als Schlüssel für den nächsten Aufschwung (© Foto: IV Kärnten)
Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS, im SONNTAG-Gespräch über Nachhaltigkeit als Schlüssel für den nächsten Aufschwung (© Foto: IV Kärnten)
Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS und Vizepräsidentin der CSR-Plattform respAct Austria (© Foto: IV Kärnten)
Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS und Vizepräsidentin der CSR-Plattform respAct Austria (© Foto: IV Kärnten)

Sie sind seit kurzer Zeit Vorstandsvorsitzende der BKS. In Zeiten wie diesen eine extrem herausfordernde Position ...

Stockbauer: Das ist es in der Tat. Mich freut vor allem, dass ich als einzige Frau an der Spitze eines börsennotierten Betriebes in Österreich stehe. Ich denke, das ist für die Frauen insgesamt ein wichtiger Schritt. Da sehe ich mich ein bisschen als Role-Model.

Jetzt gibt es ja Diskussionen rund um verpflichtende Frauenquoten an der Spitze von Unternehmen. Wie stehen Sie dazu?

Stockbauer: Ich habe über viele Jahre diese Quote entschieden abgelehnt. Ich dachte, man sollte nicht wegen einer Quote in eine solche Position kommen, weil es entwürdigend wäre. Inzwischen gibt es viele Länder in Europa, die eine solche Quote eingeführt haben und siehe da, die Anzahl der Frauen an der Spitze hat sich entschieden verändert. 

Gerade in Banken hat sich in Österreich diesbezüglich einiges verändert. Stimmt dieser Eindruck?

Stockbauer: Ganz sicher. Was an vielen vorbeigegangen ist, ist die Tatsache, dass in Österreich die Banken de facto eine Quote bekommen haben. Im Bankwesengesetz ist vorgeschrieben, dass sich die Banken selbst eine Zielsetzung für eine Quote geben müssen. Dabei geht es nicht um eine Frauenquote, sondern um Quoten „für das unterrepräsentierte Geschlecht“. Wenn die Männer also in der Minderheit sind, müsste es eine Männerquote geben. Das ist für das gesamte höhere Management so vorgesehen. Man hat sich im Zuge der Krise überlegt, dass es wichtig ist, gemischte Teams zu haben. Das spielt auch eine Rolle bei der Beurteilung und beim Eingehen von Risiken.

Sind Frauen vorsichtiger, vorausschauender?

Stockbauer: Das kann man nicht so allgemein sagen. Ich sehe aber im eigenen Haus, wie wichtig der Austausch ist. Nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Alten und Jungen, zwischen solchen, die schon lange im Unternehmen sind, und jenen, die neu dazugekommen sind. Diese Vielfalt nützt dem Unternehmen. Wenn man aus verschiedenen Perspektiven die Welt sieht, schützt das auch vor Risiken.

Sie selbst sind Vizepräsidentin der Nachhaltigkeits-Plattform „resp-Act“, stehen seit langem für nachhaltiges, ethisches Wirtschaften. Was bedeutet Nachhaltigkeit nach all den Erfahrungen in der Bankenwelt?

Stockbauer: Nachhaltigkeit heißt für mich, nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich zu sein – und das nicht auf Kosten anderer. Es geht darum, bewusst die Ansprüche der Gruppen inner- und außerhalb des Unternehmens ernsthaft zu berücksichtigen. Als börsennotiertes Unternehmen müssen wir gewinnorientiert arbeiten.

Gewinnorientierung und Nachhaltigkeit – geht das zusammen?

Stockbauer: Die Nachhaltigkeit ist für uns ein Ideengeber und Impuls zur Weiterentwicklung. Man kann so vieles davon aktiv im Unternehmen aufgreifen und neue Produkte entwickeln. So haben wir etwa einen Nachhaltigkeitsfond oder ein Ökosparbuch eingeführt. Nachhaltigkeit ist für mich der entscheidende Motor für die Weiterentwicklung und geht damit sehr wohl mit Gewinnorientierung einher.

Damit folgen auch die Aktionäre diesem Kurs. In vielen Unternehmen wird das ja als Ausrede gegen Nachhaltigkeit verwendet.

Stockbauer: Das hat sich in letzter Zeit geändert. Ich denke, viele sind bei uns deshalb Aktionäre, weil wir nachhaltig agieren. In Hauptversammlungen werden Fragen gestellt, die vor zehn Jahren noch undenkbar waren. Etwa nach der Behindertenquote, oder ob alle unsere Filialen auch behindertengerecht ausgebaut sind, aber auch die Frage nach Frauen in Führungspositionen wird gestellt. 

Hat die ständige Kommunikation – nicht zuletzt auch der Trigos-Preis – offenbar viel zum Bewusstseinswandel beigetragen?

Stockbauer: Ja, das greift schon. Der Trigos ist eine Art und Weise, CSR („Corporate Social Responsibility“, also die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, Anm. d. Red.) zu kommunizieren, dass es eine breite Öffentlichkeit versteht. Der Trigos ist einfach eine Best-Practice-Darstellung. Da zeigen Unternehmer, was sie leisten und wie es geht. Das ist für viele andere ansteckend. Den Trigos gewinnt man auch nicht, weil man irgendwo einen Obstkorb aufstellt. Man muss sich viel überlegen. Der Trigos ist ein sehr anspruchsvoller Preis geworden.

Wie zufrieden sind Sie mit der Beteiligung?

Stockbauer: Damit bin ich sehr zufrieden. In Kärnten sind heuer 24 Unternehmen dabei. Wenn man sieht, dass sich österreichweit etwa 150 Unternehmen beteiligen, so ist das für unser Land, das mit großen wirtschaftlichen Problemen kämpft, ganz ausgezeichnet. 

Woran liegt es, dass in Kärnten das Thema so gut greift?

Stockbauer: Es gibt viele Institutionen, die sich aktiv darum kümmern. Neben respAct ist es das Netzwerk „Verantwortung zeigen“ von Iris Straßer oder das Wirtschaftsethik-Institut „WEISS“ vom Stift St. Georgen. Dazu gibt es eine breite Unterstützung von Industriellenvereinigung bis Wirtschaftskammer.

Sie haben kürzlich kritisiert, dass sich die Politik zu wenig um das Thema kümmert. Was sind Ihre Forderungen an die Politik?

Stockbauer: Etwa, dass CSR bei Ausschreibungen öffentlicher Aufträge mitberücksichtigt wird. Als Unternehmen haben wir das bei unseren Kundengesprächen eingeführt und befragen Kunden zu ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten. Ich könnte mir das auch bei den Förderrichtlinien vorstellen. Ich kann mir auch steuerliche Entlastungen vorstellen. Ganz wichtig ist mir, CSR auch in der Bildung zu verankern. Nicht erst im universitären Bereich, sondern schon viel früher.  Es gibt viele Möglichkeiten, wo man unterstützend tätig sein kann, ohne gleich gesetzliche Regelungen einzuführen.

Sollte Nachhaltigkeit nicht auch als Standortvorteil genutzt werden?

Stockbauer: Ja, und gerade für Kärnten sehe ich da eine große Chance. Bei unserer Industrie und im Tourismus ist das Thema gut angekommen. Es gibt echte Vorreiterbetriebe. Man könnte das Thema aber landesweit positionieren, weil es gut zum Land passt. Kärnten als Modellregion für Nachhaltigkeit wäre gerade in unserer schwierigen wirtschaftlichen Situation wichtig. Ich denke, dass man damit auch ein jüngeres Publikum anspricht.

Wenn Sie zehn Jahre vorausdenken, was sollte sich bis dahin verändert haben?

Stockbauer: Dass man die Nachhaltigkeit als Chance begriffen hat, sein Unternehmen weiterzubringen. Nachhaltigkeit ist der Motor für Innovationen. Im Produktbereich, auf der sozialen Ebene und im Prozessbereich. Nachhaltigkeit ist vielleicht sogar der Schlüssel für den nächsten wirtschaftlichen Aufschwung. Das würde ich mir wünschen.

 

Zur Person:

Dr. Herta Stockbauer, am 2. Juli 1960 in Klagenfurt geboren, studierte Handelswissenschaften in Wien, wo sie 1989 promovierte. Nach Lehrtätigkeit als Universitätsassistentin an der Universität Klagenfurt ist sie seit 1992 bei der BKS Bank AG tätig. 2004 wurde Stockbauer Mitglied des Vorstandes. Seit 2014 ist sie Vorstandsvorsitzende der BKS. 

Als Vizepräsidentin der CSR-Unternehmensplattform „Respact Austria“ setzt sich Stockbauer für Nachhaltigkeitsinitiativen und CSR ein. Sie ist Initiatorin des Trigos, des renommiertesten Nachhaltigkeitspreises, in Kärnten und der Steiermark. Der Trigos Kärnten wird am 19. Mai 2014 zum elften Mal verliehen.