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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Musik ist ein Eintauchen in die spirituelle Welt

Stefan Schweiger, Leiter der Trigonale, im "Sonntag"-Gespräch

Stefan Schweiger über die Schwierigkeiten, mit einem verhältnismäßig kleinen Budget ein weithin anerkanntes Musikereignis auf die Beine zu stellen

Trigonale-Chef Stefan Schweiger im “Sonntag“-Gespräch über geistliche Musik, Bach und den richtigen Umgang mit Künstlern. (© Foto: Trigonale/SS)
Trigonale-Chef Stefan Schweiger im “Sonntag“-Gespräch über geistliche Musik, Bach und den richtigen Umgang mit Künstlern. (© Foto: Trigonale/SS)
Stefan Schweiger (© Foto: Trigonale/SS)
Stefan Schweiger (© Foto: Trigonale/SS)

Eine profane Frage vorneweg: Welche Musik-CD haben Sie augenblicklich in Ihrem Auto liegen?
Schweiger: Geistliche Musik, daran kann ich mich nicht satt hören.

Wirklich, oder ist diese Feststellung nur unserem heutigen Gespräch geschuldet?
Schweiger: Wo denken Sie hin! Geistliche Musik bedeutet für mich nicht nur Entspannung, sondern ist für mich persönlich gewissermaßen ein Eintauchen in eine spirituelle Welt, die mir sehr wichtig geworden ist!

Gibt es dabei Vorlieben?
Schweiger: Ach Gott, das Genre ist so vielfältig und umfangreich. Aber J. S. Bach natürlich, aber auch Komponisten wie Palestrina, Lasso, Schütz oder Monteverdi liegen mir sehr am Herzen.

Nie was anderes gehört?
Schweiger: Haben Sie eine Ahnung! Ich bin ein Kind der Pop- und Rockmusik, also mit ihr aufgewachsen. Elton John, Jennifer Rush, Herbert Grönemeyer habe ich auf- und abgehört. Aber eines Tages hat es dann ganz einfach Klick gemacht!


Klick?
Schweiger: Ja, klick. Das war spontan. Ich habe im September 1996 für den Hortus Musicus die Aufführung der Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz auf CD gebrannt. Dabei ist es passiert. Plötzlich war ich mit dieser Musik infiziert. Das hat mich nicht mehr losgelassen, und ich begann, mich intensiver damit zu beschäftigen.

Da kam die Trigonale gerade recht.
Schweiger: Noch war es nicht wo weit. Aber es stimmt: Richtig spannend für meine neue Musikrichtung ist es erst geworden, als ich 2003 zur Trigonale, also dem Festival für Alte Musik gestoßen bin.

Als Techniker?
Schweiger: Ja, denn die künstlerische Interpretation kommt bei solchen Festivals nicht ohne die professionelle Technik für Ton und Licht aus. Und ich war froh und glücklich, an den wichtigen Stellschrauben für das gute Gelingen dieses Festivals drehen zu können.

Dabei blieb es zum Glück nicht.
Schweiger: Stimmt. Ich habe zuvor bei meiner Arbeit viele Musiker und Interpreten kennenlernen dürfen. Und da ich damals auch begonnen habe, die Proben und Auftritte fotografisch zu dokumentieren, habe ich den Künstlern beim Abschied ihre Fotos auf einer CD mitgegeben. Und daraus sind bleibende Freundschaften entstanden, die noch ihre Gültigkeit haben.

Die Ihnen heute als Geschäftsführer und Verantwortlicher des Festivals zugute kommen.
Schweiger: Ich bitte Sie, damals konnte ich doch noch nicht ahnen, dass ich 2008 die Leitung des Festivals übernehmen sollte. Aber richtig ist, dass mir die damals geknüpften Kontakte und Freundschaften heute ungemein helfen, so ein anspruchsvolles Kunstprogramm mit einem so engen Budgetrahmen zu stemmen.

Das klingt fast nach familiärem Zusammenhalt.
Schweiger: Ist es auch. Die Musiker, die hier auftreten, kenne ich alle persönlich. Ich habe sie schon irgendwann einmal gehört und weiß, was sie können. Ich hole die Künstler, wenn möglich, selbst vom Flughafen ab – zuletzt war das Hans-Christoph Rademann, der Leiter des Dresdner Kammerchores und Nachfolger Helmuth Rillings als neuer Leiter der Bach-Akademie Stuttgart. Ich kann ruhig sagen, dass für mich die Chemie stimmen muss. Wenn dem nicht so ist, macht die Arbeit keine Freude.

Heute wird in Politik und Wirtschaft so gern die Nachhaltigkeit beschworen. Ihr Festival lebt sie ohne viel Aufhebens.
Schweiger: Ja, das kann man so sagen. Viele der Künstler sind von unseren Spielorten ganz begeistert und tragen diese Begeisterung hinaus
in die Welt. Rademann meinte jedenfalls nach den drei sehr intensiven und musikalisch dichten Tagen mit einem großartigen Konzert in Tanzenberg, dass das eine ganz besondere Begegnung gewesen sei, die auch bei ihm nachwirke. Das ist eine unbezahlbare Werbung, wenn die Künstler von ihren Begegnungen schwärmen und sagen, sie empfänden es als Ehre, hier auftreten zu können.

Ohne mit Dollar- bzw. Euroscheinen zu winken.
Schweiger: Um Gottes Lohn kann und soll niemand auftreten. Aber für diese Qualität der Alten Musik würden anderswo unglaubliche Summen bereitgestellt werden. Und bei uns wird die finanzielle Unterstützung durch das Land von 300.000 auf 200.000 Euro gekürzt. Und trotzdem gelingt es uns, hochklassige Musiker für unsere Region zu begeistern. Aber ohne Budgetsicherheit kann man nicht planen, wenn man bedenkt, dass schon jetzt die Planung für 2014 beginnen muss.


Da stehen noch einige schlaflose Nächte bevor.
Schweiger: Sie sagen es. Das Um und Auf ist die Sicherung der Qualität. Wir haben in diesem Jahr wieder ganz große Aufführungen erleben dürfen, und zwar an verschiedenen Orten. Weil auch die Auswahl der Räume für die jeweiligen Stücke von eminenter Bedeutung ist.

Die Aufführungsorte sind mittlerweile weit herum verstreut.
Schweiger: Ja, wir machen das ganz bewusst. Es gibt ein Nachtkonzert hier und eines in der Früh dort. Wir konzertieren in Schloss Ebenthal, in der Burgkirche Hochosterwitz, in der Klosterkirche St. Veit, im Dom zu Maria Saal und in der wunderbaren Seminarkirche in Tanzenberg.

Der Versuch, aus der Trigonale, dem Festival der Alten Musik, einen bewussten Gegenpol zur politisch gewollten und mit reichlich Steuergeld finanzierten Beschallung des Fremdenverkehrslandes Kärnten mit volkstümlicher Musik und Schlagermusik zu machen, ist wohl geglückt.

Schweiger: Ich möchte mich mit unseren Veranstaltungen nicht in direkter Konkurrenz zu dem von Ihnen angeführten Genre sehen. Wir sind eine eigene Kultursparte, die von immer mehr Interessierten unseres Landes angenommen wird. Und, was mir vor allem auch wichtig ist, dass die Trigonale international von den Künstlern als ein Festival wahrgenommen wird, bei dem es wirklich um die Musik geht und den Künstlern Bedingungen geboten werden, die sie bei vielen großen Festivals nicht vorfinden.

Kleiner Ausblick: Was ist für das Jahr 2013 geplant?
Schweiger: Auf jeden Fall, das sei schon mal verraten, die Aufführung einer Bach´schen Messe im Rahmen eines Gottesdienstes, der von Diözesanbischof Alois Schwarz zelebriert wird. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Konrad Junghänel, dem Gründer und Leiter des Ensembles Cantus Cölln. Und dann freue ich mich besonders auf den Barockoboisten Alfredo Bernardini, der gemeinsam mit seiner Tochter Cecilia, einer gefragten Violinistin, und dem Ensemble in Residence die Trigonale 2013, das Eröffnungskonzert, gestalten wird. Aber im Grunde freue ich mich auf alle Künstler, denn ich weiß, dass sie alle es sind, die die Trigonale 2013 wieder zu einem unvergesslichen Musikerlebnis machen werden.