Möchte Gottes Clown sein
Rote Nasen Clowndoctors
Kostümieren, schminken, Requisiten kontrollieren, sich in die Rollen hineindenken - erst dann betreten die beiden Rote Nasen Clowndoctors das Krankenzimmer. Eine muntere Visite des „Sonntag“ im LKH Villach. von Ingeborg Jakl

Mit Schwung malt Doktörchen Minna alias Monika Wedenig ihren Mund knallrot an und gibt auch ihrem Kollegen Dr. Ferdinand Zwibak, im Alltag Wolfgang Barani genannt, einen dicken Klecks Farbe ins Gesicht. „Fertig“, freut sie sich. Es kann losgehen. Visite auf der Kinderstation des LKH Villach steht an.
Vorsichtiges Klopfen an der Tür. Minna gesteht schnell noch ihrem Kollegen Dr. Zwibak, dass sie schrecklich aufgeregt ist, aber der gibt ihr nur einen kleinen Schups, und es gibt kein Zurück mehr.
Philipp liegt traurig im Bett, als die beiden Rote Nasen Clowndoctors leise hüpfend sein Zimmer betreten. Minna hat zur Sicherheit ihre Ukulele dabei und noch eine Portion Seifenblasen, man kann ja nicht wissen. Während Dr. Zwibak mit Kennerblick erkennt, „dies ist kein Krankenhaus, sondern ein Piratenschiff“, entert Minna schon das Fußende des Bettes und mit viel Wind und Getöse geht es hinaus auf dem Ozean, zu dem kurzerhand der Fußboden erklärt wird.
In das zunächst regungslose Gesicht des kleinen Patienten kommt Bewegung. Jetzt ist er plötzlich mittendrin im Kampf gegen Wellen und Wind und unterstützt seine beiden Mitstreiter nach Kräften. Einige Slapstik-Einlagen später ist Philipp gerettet. Der kleine Patient hat fasziniert zugeschaut und sich aus seinem Krankheitsalltag raus geklinkt. Als die beiden Clowns winkend und singend wieder gehen, winkt er ihnen lächelnd hinterher.
Lachen als Therapie
„Auftrag erfüllt, nächstes Zimmer“, doziert Dr. Zwibak. Hier liegt die kleine Sara und ihre Mutter sitzt tröstend am Krankenbett. Blitzschnell kann Minna von lustig auf ernst umschalten und umgekehrt. „Authentizität ist das A und O bei der Arbeit“, sagt sie. Denn Improvisationstalent und Einfühlungsvermögen machen einen Rote Nasen Clowndoctor aus, gibt sie zu verstehen. Bei der Sara wird die Mutter kurzerhand mit einbezogen. Dr. Zwibak steckt ihr eine rote Nase ins Gesicht und die Tochter hört derweil aufmerksam zu, was Minna auf ihrer Ukulele zum Besten gibt.
Wenn Doktörchen Minna und Dr. Zwibak zu den kleinen Patienten gehen, dann ist Lachen angesagt, oder zumindest Schmunzeln. Lachen als Teil der Therapie – das ist das Ziel der Clowndoctors, erklärt Ingrid Türk-Chlapek, Landesvertreterin für Kärnten von den Rote Nasen Clowndoctors.
Das Konzept der Clowndoctors kommt im Krankenhaus gut an. Es gehe nicht nur darum, eine gute Medizin zu haben, „sondern wir versuchen, den Menschen entgegen zu kommen“. Und Kinder brauchen mehr Ablenkung von ihrer Krankheitssituation als Erwachsene. „Ich habe gesehen, dass die Clowns eine unglaubliche Wirkung auf die Kinder und ihre Psyche haben.“ Und: „Da geht die Sonne auf.“
Tränen trocknen
Dabei ist das Clownvergnügen viel mehr als Herumblödeln. Es ist eine andere Art der Kommunikation, von der alle profitierten, schwärmt Doktörchen Minna. „Wir etablieren eine Kultur der sensiblen Kontaktaufnahme.“ Mit Humor ist vieles leichter zu transportieren. Die Kinder sind danach viel aufgeschlossener. Und optimistischer. Die professionellen Albernheiten trocknen Tränen und brechen Schweigen, wo Worte fehlen.
In Kärnten ordinieren die Roten Nasen Clowndoctors nicht nur im LKH Villach, sondern auch im Klinikum Klagenfurt, im Krankenhaus der Elisabethinen sowie im Caritas Haus Elisabeth in St. Andrä und im Franziskusheim in Klagenfurt.
Minna alias Monika Wedenig gehört außerhalb ihrer Clownordination zur Gemeinschaft der kleinen Schwestern in Klagenfurt. Sie liebt es, „kleine und große Leute zum Lachen zu bringen, ein bisschen Unordnung zu schaffen und Begegnungen zu ermöglichen“.
Mehr als eine rote Nase
Wedenig ist Rote Nasen Clowndoctor mit ganzem Herzen. Unter dem Namen „Doktörchen Minna“ tritt sie auf, zaubert, musiziert und tanzt oder macht auch mal Klimmzüge am Bettgitter eines Kindes. Spätestens nach solch missglückten Turnübungen leuchten die Augen der mitunter schwer kranken Kinder. „Es wird viel gelacht – was auch mich glücklich macht“, erzählt Wedenig liebevoll.
Mit roter Nase im Gesicht und Dr. Zwibak an der Seite – bei der Clownvisite hält Wolfgang Barani, der im Alltag als Religionslehrer arbeitet, vor jedem Zimmer kurz inne. Nur ungefähr weiß er aus einer kurzen Information mit Krankenschwestern und Ärzten, was ihn hinter der Tür erwartet. Kinder, die frisch operiert sind oder sich kaum bewegen dürfen, unterhält er mit einem ruhigen Programm.
„Es gehört mehr dazu, als nur eine rote Nase aufzusetzen und den Dummen August zu spielen“, sagt Barani mit ernster Stimme. Um Clowndoctor zu werden, hat er noch einmal die Schulbank gedrückt. „Ich möchte Gottes Clown sein, um Kindern aber auch Senioren Freude zu bereiten.“ Er weiß, dass Clowndoctors „keine Wunder bewirken, jedoch schöne Momente bescheren können“. Für ihn gehört „miteinander lachen“ zum großen kleinen Glück. Es ist eine Art Berufung, sind sich beide einig.
ROTE NASEN CLOWNDOCTORS
Verein zur Unterstützung von kranken oder leidenden Menschen durch Humor und Lebensfreude
Herbertstraße 1/2/504, Klagenfurt
Tel. +43 650 9928996
E-mail: ingrid.tuerk-chlapek@rotenasen.at
www.rotenasen.at
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