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Kärntner Kirchenzeitung - „Sonntag”

Manfred Lütz: Verlegt Weihnachten in den Sommer!

In seinem jüngsten Buch behandelt Bestseller-Autor Manfred Lück auch Weihnachten

Der deutsche Arzt Manfred Lütz seziert den modernen Weihnachtsklamauk mit Weihnachtsmann und Punschstandl und empfiehlt, das eigentliche Fest zu verschieben.

Psychiater, Theologe und Bestseller-Autor Manfred Lütz analysiert unsere “gefälschte Welt“ - bis hin zum ver-fälschten Weihnachtsfest. Pointiert, kritisch, nachdenklich und vor allem engagiert!  (© Foto: haab)
Psychiater, Theologe und Bestseller-Autor Manfred Lütz analysiert unsere “gefälschte Welt“ - bis hin zum ver-fälschten Weihnachtsfest. Pointiert, kritisch, nachdenklich und vor allem engagiert! (© Foto: haab)
Manfred Lütz, gewohnt pointierter Autor (© Foto: online.lesen.at)
Manfred Lütz, gewohnt pointierter Autor (© Foto: online.lesen.at)

„Ich bin der Überzeugung, dass wir alle unter machtvollen Einflüssen stehen, die uns daran hindern, die Welt so zu sehen, wie sie ist.“ Der bekannte Arzt, Psychotherapeut, Theologe und Bestseller-Autor Manfred Lütz legt mit seinem jüngsten Werk „Bluff“ eine Welt auf die Couch, in der Tarnen und Täuschen zum täglichen Brot gehören. Ob Wissenschaft, Medien, Finanzmarkt oder Gesundheitswahn: Überall wird uns Menschen eine Scheinwelt vorgegaukelt, der wir kaum entfliehen können.
Wie ein Skalpell benutzt der Arzt Lütz seine Feder, wenn er sich an die Übel unserer Gesellschaft heranmacht.
Als ein Beispiel wird hier auf das Kapitel „Der Weihnachtsmann verkauft sein Fest“ näher eingegangen. „Konsum habe fast religiöse Bedeutung“, analysiert der Autor. Man sei „auf die Idee verfallen, kurzerhand eine bestimmte Jahreszeit zur totalen Konsumzeit umzubauen. Dazu hat man mal eben das christliche Weihnachtsfest kernsaniert, weil es irgendwie mit Geschenken zu tun hatte. Alle christlichen Inhalte hat man komplett entfernt und bloß noch die Fassade stehen lassen.“

Abrissbirne Weihnachtsmann
Dabei ist Lütz nicht grundsätzlich gegen das Schenken. Das Geschenk solle die Freude über die Geburt Jesu zum Ausdruck bringen, wobei immer betont wurde, dass „Gott besonders zu den Armen und Ausgestoßenen gekommen war“. Dazu gehört eben auch die Geschichte von der Geburt im Stall und der Anbetung durch die Hirten.
„Man muss zugeben, diese christliche Weihnachtstradition war für die beabsichtigte hemmungslose Konsumorgie geradezu eine Katastrophe“, stellt Lütz pointiert fest. Die christlichen Wurzeln sollten mit Stumpf und Stiel entfernt werden. Lütz im Original: „Als Abrissbirne fungierte der sogenannte Weihnachtsmann. Was immer es an halbheidnischen Traditionen für diese rotweißen Weihnachtstrotteln gibt, zur Ruinierung der christlichen Inhalte des Weihnachtsfestes und zur Förderung des Konsumrausches waren sie prachtvoll geeignet.“ Und er ergänzt: „Wenn diese Typen Weihnachten repräsentierten, dann hatten ernsthafte Inhalte keine Chance mehr.“ Und Lütz beendet seine Diagnose gewohnt sarkastisch: „Da die Weihnachtsmänner zwar wie chronische Alkoholiker, aber dennoch nicht ärmlich aussahen, waren es die idealen Anreger für grenzenlosen Glühweinkonsum und reichhaltige Einkäufe.“


Weihnachtsmärkte
Wer sich vielleicht diesem Weihnachtsmann mit Müh und Not entziehen kann, purzelt Hals über Kopf in die nächste Weihnachts-Scheinwelt, denn dem „aggressiven Weihnachtstrubel, Lichterketten im Schaufenster für Unterwäsche und erbarmungsloser Musikberieselung“ kann sich kaum jemand entziehen.
Wenig Freude hat Lütz auch mit den Weihnachtsmärkten, die wie Schwammerln aus dem Boden wachsen und wo „sich betrunkene, zu Recht kinderlose Lebensabschnittspartner, ans Glühweinglas geklammert, ,Ihr Kinderlein kommet!‘ anhören“. Sein Fazit: „Dieses komplett gefälschte Weihnachtsfest ist neuerdings einfach in jeder Hinsicht der Horror.“


Ökonomischer Erfolg
Und er analysiert weiter: „So hat sich Weihnachten inzwischen jeder existenzieller Inhalte entledigt. Es geht nicht mehr um den christlichen oder sonst irgendeinen Gott, es geht nicht um Liebe oder um Moral, sondern man zeigt, was man hat, und man bekommt, was einem zusteht, und das möglichst reichlich. Diese Fälschung von Weihnachten ist ökonomisch ein voller Erfolg.“ Es gehe in erster Linie um´s Geld, so Lütz, der einen Unternehmer mit den Worten zitiert: „Weihnachten wird unterm Baum entschieden“, denn „die Bilanz des Weihnachtsfestes zieht der Einzelhandel: Heuer war Weihnachten wieder ein voller Erfolg!“
Originell, ganz im Lütz´schen Sinn, ist auch sein Vorschlag zur Lösung des Problems: „Da die Dinge nun mal so liegen, kann man Christen eigentlich nur noch vorschlagen, ihr christliches Weihnachtsfest am besten in den Sommer zu verlegen. Vielleicht würde das gar keiner sofort merken, und ohnehin ist Jesus wahrscheinlich in der warmen Jahreszeit geboren, sonst wäre er in der Krippe mutmaßlich erfroren. Die Heiden wären dann bei ihrem Lichterfest zur Sonnwendfeier am 25. Dezember ganz unter sich und könnten so richtig von ,Geiz ist geil‘ bis zu ,Man gönnt sich ja sonst nichts‘ die Sau rauslassen, und die Christen könnten sich im Sommer wieder in Würde und Besinnlichkeit der Menschwerdung Gottes erinnern.“


Manfred Lütz: Bluff! Die Fälschung der Welt. Verlag Droemer 2012, 188 Seiten, 17,90 Euro.
Bestellung beim Behelfsdienst der Diözese: 0463/5877-2135