Lehre mit See und Aussicht
St. Georgen/Längsee: Lehrlinge werden hier ausgebildet
Das Stift St. Georgen am Längsee ist ein hoch geachteter Ausbildungsort. Hier werden junge Leute im Bereich Küche und Service professionell auf ihren Beruf vorbereitet. von Ingeborg Jakl

„Wir brauchen noch Schnittlauch“, schallt es durch die Küche. Kochlehrling Manuel (19 Jahre) schnappt sich ein kleines Messer und geht zur hinteren Tür hinaus, direkt in den angrenzenden Stiftsgarten. Hier, mitten in der großen Kräuterspirale, wachsen alle benötigten Küchenkräuter. Für einen Blick in den blühenden Garten mit Apfelbäumen und auf den Längsee, auf dessen Wasseroberfläche sich die umliegenden Häuser spiegeln, hat er heute keine Zeit. Das Mittagessen wartet und mit ihm 120 angesagte Gäste. Sie alle wollen verköstigt werden. Daher schneidet er nur schnell ein Büschel Schnittlauch ab und kehrt zurück an seinen Arbeitsplatz.
„Die Kreativität in der Küche hat mich fasziniert. Auch Arbeiten wie Kartoffelschälen haben mich nicht abgeschreckt“, erzählt er. „Und dadurch bin ich auf den Geschmack gekommen, Speisen zu kochen“, sagt der 19-Jährige. Er wird aus dieser Leidenschaft einen Beruf machen. Der Kochlehrling hat demnächst seine Ausbildung bei Küchenchef Markus Walcher im Stiftshotel St. Georgen abgeschlossen und wird eine Stelle suchen. „Und irgendwann“, da ist er sich sicher, „möchte ich mein eigenes Res-taurant eröffnen.“
Lehre mit Matura
Manuel ist einer von neun jungen Menschen, die derzeit im Stift St. Georgen ihre Lehrzeit absolvieren. Mario Bergmoser, Hoteldirektor des Stiftes St. Georgen, verweist darauf, dass hier seit rund neun Jahren Küchen- und Restaurantfachfrauen und -männer mit großem Erfolg ausgebildet werden. Neben der klassischen Lehre zur Restaurantfachfrau oder zum -fachmann sowie zum Koch oder zur Köchin (drei Jahre) gibt es noch die Lehre mit Matura (vier Jahre). „Wenn man so will, vom Kochlehrling bis zum späteren Küchenchef“, schmunzelt Bergmoser.
Wer von den jungen Leuten will, kann im Stift eine Unterkunft beziehen. Die Lehrlinge erwartet im Haus eine Fünftagewoche, geregelte Arbeitszeit und eine freie Zeit zwischen Weihnachten und Silvester. Ein besonderes Zuckerl sind der hauseigene Badestrand und die Mountainbikes vor der Tür. „Wir schauen auf unsere Lehrlinge“, lautet die Devise. Das unterstreicht auch Stiftsdirektor Franz Schils. Gemeinsam mit Bergmoser und Rektor Christian Stromberger sorgen sie in eigens dafür eingerichteten Workshops für eine umfassende, eigentlich könnte man auch sagen ganzheitliche theoretische und ethische Fortbildung. Und die kommt bei den jungen Leuten an. Davon erzählen muntere Tweets und Einträge bei Facebook. Denn die ehemaligen Lehrlinge sind mittels dieser Medien immer noch mit ihren Ausbildern verbunden und berichten begeistert, wie sie im richtigen Berufsleben die Karriereleiter entschlossen in Angriff nehmen. Einige von ihnen sind inzwischen in 4- oder 5-Sterne-Häusern gelandet, berichtet Bergmoser nicht ohne Stolz.
Über 1200 Veranstaltungen
Das passende Rüstzeug haben sie hier im Stift erhalten. „Auf einer professionellen Ebene, aber immer auf Augenhöhe mit unseren Lehrlingen“, so Bergmoser. Ziel der Ausbildung sei es, den jungen Leute von Anfang an Freude an ihrem zukünftigen Beruf zu vermitteln. „Unser Betrieb ist einer der Leitbetriebe in der Region“, untersteicht Bergmoser. „Wir haben allein hier im Haus rund 1230 Veranstaltungen im Jahr. Für die jungen Leute ist das eine Herausforderung, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, viel Neues zu erlernen.“ Denn, und das ist ein großer Vorteil, die jungen Menschen sind eingebettet in ein erfahrenes Team, das, so Bergmoser, „großartig aufgestellt ist und den Auszubildenden die Begeisterung vermittelt, die für ein erfolgreiches Hotel- und Gastgewerbe notwendig ist“.
Gaumen und Augen
Das landschaftlich herrlich gelegene Stift, das vor einigen Jahren großzügig umgebaut und erweitert wurde, beweist, dass Tradition auch in einer zeitgemäß modernisierten Gastro-Welt Substanz hat. Das frühere Stift ist heute ein bekanntes und beliebtes Speiserestaurant. Ein Erfolg, den sich nicht zuletzt Mario Bergmoser und sein Team auf die Fahnen schreiben lassen können.
Auch das zeichnet das Stiftsrestaurant aus: verschiedene Räumlichkeiten, die für jeden Anlass passend gewählt werden können. Denn neben dem Gartenrestaurant für 145 Personen gibt es das Stiftscafé und das Kaminzimmer für private Feiern und Jubiläen.
Die Tische sind stets mit passender Tischwäsche und frischen Blumengestecken eingedeckt. Das liegt besonders Maria, die hier im Service ausgebildet wird. „Unsere oberste Maxime ist aber, dass alle Zutaten frisch sind und aus der Region kommen“, so Bergmoser.
„Und unsere Lehrlinge sind wissbegierig; sie lernen beispielsweise Linsensuppe im Cocktailglas anzugerichten oder Ravioli aus Nudelteig anzurühren und zu kneten.“
„Die Ausbildung war für meinen Berufsweg eine wichtige Erfahrung. Denn Köche sind schließlich auch Künstler. Das Gericht muss nämlich so zubereitet werden, dass Gaumen und Augen verwöhnt werden“, sagt Michael Pankratz, ehemaliger Kochlehrling und heute ein erfolgreicher Mitarbeiter eines Tophotels.
www.stift-stgeorgen.at